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(© Foto: ollo/iStock)
Arbeitskämpfe IW-Nachricht 2. Mai 2017

Streikzahlen normalisieren sich

Nach der amtlichen Streikstatistik sind 2016 in Deutschland rund 235.000 Arbeitstage durch Arbeitskämpfe ausgefallen. Das ist zwar deutlich weniger als im Jahr zuvor, aber immerhin noch der dritthöchste Wert der vergangenen zehn Jahre. Nordrhein-Westfalen ist Streikland Nummer eins.

Deutschland kehrt allmählich wieder zu einem seiner wichtigsten Standortvorteile zurück: dem sozialen Frieden. Nach dem Streikrekordjahr 2015, in dem mehr als eine Million Arbeitstage durch Arbeitskämpfe ausfielen, sank die Zahl im vergangenen Jahr deutlich. Die 235.202 Arbeitstage entsprechen ziemlich genau dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (237.366 Tage). In diesem Jahr dürfte es noch friedlicher zugehen. Zwar gab es im ersten Quartal Warnstreiks im Öffentlichen Dienst, in der Textilindustrie, in der Stahlindustrie und aktuell bei Amazon, wichtige Dauerkonflikte sind aber beigelegt worden. So haben sich die Piloten der Lufthansa und die Lokführer der Deutschen Bahn mit ihren Arbeitgebern geeinigt. Bei den noch anstehenden Tarifverhandlungen – beispielsweise im Handel, bei den Versicherungen oder im Handwerk – sieht es derzeit ebenfalls nicht nach größeren Eskalationen aus.

Anders als im langfristigen Trend war das Streikgeschehen im vergangenen Jahr zwischen Dienstleistungssektor und Industrie fast gleich verteilt, denn auf das Produzierende Gewerbe entfiel mit 49,5 Prozent ein überraschend hoher Anteil der Ausfalltage. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre lag der Anteil nur bei 20 Prozent. Ursächlich für diese Trendwende waren vor allem die massiven Warnstreiks in der Metall- und Elektroindustrie. Zugleich hat sich die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi im vergangenen Jahr zurückgehalten.

Das 2016 mit Abstand am stärksten von Streiks betroffene Bundesland war Nordrhein-Westfalen. Fast ein Drittel aller durch Streiks verlorenen Arbeitstage fielen im bevölkerungsreichsten Bundesland an – deutlich mehr als im langfristigen Trend. Im Zehn-Jahres-Durchschnitt kommt NRW lediglich auf ein knappes Viertel. Baden-Württemberg kam 2016 auf einen Anteil von 21 Prozent, Bayern auf 13 Prozent.

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