Die Arbeitgeber der Metall- und Elektro-Industrie haben ein erstes Angebot vorgelegt: Neben einer dauerhaften Lohnsteigerung um 0,9 Prozent sind 0,3 Prozent für eine Einmalzahlung vorgesehen. Das Angebot ist damit weit von den geforderten 5 Prozent entfernt – es drückt aber die ökonomische Realität aus.
Den Spielraum ausgeschöpft
Derzeit ist die Inflationsrate weiter niedrig und das gesamtwirtschaftliche Produktivitätswachstum mager. Rein rechnerisch entspricht die angebotene Lohnerhöhung der Summe aus beidem. 2015 stieg die Arbeitsproduktivität um 0,6 Prozent und die Teuerung lag bei 0,3 Prozent. Daran wird sich nach vorliegenden Prognosen im laufenden Jahr auch nicht viel ändern.
Die Arbeitgeber schöpfen mit ihrem Angebot den tatsächlichen Verteilungsspielraum aus. Lohnerhöhungen, die darüber hinausgehen, könnten die Unternehmen kaum auf die Güterpreise abwälzen. 2012, 2014 und 2015 stiegen die Erzeugerpreise um lediglich 0,1 bis 0,6 Prozent, 2013 gingen sie sogar um 0,2 Prozent zurück. Die Ausfuhrpreise legten im letzten Jahr zwar um 2,2 Prozent zu. Dies hängt aber mit der kräftigen Abwertung des Euros zusammen. Dadurch wurden deutsche Exporte in Dollar billiger, was einen vorübergehenden Preiserhöhungsspielraum geschaffen haben dürfte. Dieser verschwindet aber, sobald der Euro nicht weiter abwertet oder sogar wieder aufwertet.
Seit 2012 addieren sich die Tariflohnabschlüsse auf 14 Prozent. Dem stehen ein Produktivitätswachstum von 2,2 und ein Teuerungsanstieg von 4,8 Prozent gegenüber. Demnach wurden 7 Prozent mehr verteilt als eigentlich zur Verfügung stand. Eine solche Tarifpolitik destabilisiert auf Dauer den Flächentarifvertrag und gefährdet Arbeitsplätze. Die geringe Inflation bietet der Gewerkschaft die Möglichkeit, auch mit einem beschäftigungsfreundlichen Tarifabschluss Reallohngewinne zu sichern. Dies sollte die IG Metall nutzen.

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