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(© Foto: Getty Images)
Hans-Peter Klös IW-Nachricht 25. Juni 2018

Künstliche Intelligenz: Need for Speed

Deutschland beginnt zu erkennen, dass es im Bereich der Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) mehr Tempo braucht. Anfang Mai hat die Bundesregierung ihre Vorhaben im Bereich der Künstlichen Intelligenz vorgestellt, heute veröffentlicht der KI-Bundesverband sein Positionspapier zum Thema. Der Zeitdruck ist hoch, denn es geht um die Technologien und die großen Märkte der Zukunft: Gesundheit, Mobilität, autonome Systeme.

KI kann zur bisher nachhaltigsten technologischen und gesellschaftlichen Veränderung in der Wirtschaftsgeschichte führen. Nach allgemeiner Einschätzung ist Deutschland nicht schlecht positioniert in diesem Wettlauf – aus mehreren Gründen:

  • Deutschland verfügt aufgrund seines industriellen Geschäftsmodells über ein großes Potenzial an Maschinendaten in hoher Qualität.
  • Es gibt eine breite industrielle Grundlage für die Entwicklung autonomer Fahrzeuge.
  • Die deutsche Forschungslandschaft – etwa das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, die Max-Planck-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft und die Fraunhofer-Gesellschaft – ist auch im Bereich der KI sehr leistungsfähig.
  • Die geplante Etablierung eines deutsch-französischen Zentrums für Künstliche Intelligenz ist ein wichtiger zusätzlicher Schritt. Der internationale Wettbewerb kann nur in einem europäischen Ansatz gewonnen werden.

Die Liste der Schwachpunkte ist aber leider ebenfalls sehr lang: Es beginnt damit, dass es – anders als etwa in den USA und im Vereinigten Königreich – bisher keinen nationalen Masterplan und keine umfassende Bestandsaufnahme gibt, wo Deutschland bei der KI-Entwicklung steht. Da außerdem die Indikatoren fehlen, um den Erfolg bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zu messen, werden auch keine Ziele und keine Benchmarks definiert, die man in einem bestimmten Zeitraum erreichen möchte. Zudem gibt es in Deutschland noch zu wenig Venture Capital (VC), insbesondere in der Wachstumsphase haben neu gegründete Unternehmen Probleme an Risikokapital zu kommen. Der VC-Anteil am Bruttoinlandsprodukt war 2016 mit 0,03 Prozent nur im europäischen Mittelfeld und international sogar unterdurchschnittlich. Vor allem institutionelle Anleger halten sich bislang zurück. Wohl auch deshalb liegt Deutschland bei den Gründungen im Bereich der KI international nur auf Rang 12. Die Gründerszene ist zudem regional zu stark konzentriert: Fast zwei Drittel aller KI-Start-Ups entfallen auf Berlin und München.

Hinzu kommen Probleme in der Infrastruktur: Bei der Glasfaserquote ist Deutschland mit circa ein bis zwei Prozent Schlusslicht in Europa – der OECD-Durchschnittsanteil der nachgefragten Glasfaseranschlüsse am Gesamtbreitbandmarkt liegt bei 21 Prozent.
Und selbst im Forschungsbereich gibt es trotz der genannten etablierten Institutionen noch Nachholbedarf. Insgesamt existieren zu wenige Research-Hot-Spots, zudem sind die Forschungsausgaben in Künstliche Intelligenz niedriger als in wichtigen Vergleichsländern. Auch infolgedessen scheinen Deutschland und Europa sowohl in der Forschung als auch in der Wirtschaft KI-Spezialisten an das Ausland zu verlieren. Um diese Entwicklung umzudrehen, müssen die aufgezählten Schwachpunkte endlich angegangen werden.

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