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Thomas Puls auf n-tv.de Interview 20. März 2018

„Trump macht mit Strafzöllen Symbolpolitik”

US-Präsident Trump droht den deutschen Autoherstellern mit Strafzöllen. Im Interview mit n-tv.de erklärt IW-Ökonom Thomas Puls, warum Druck auf die Handelspolitik die US-Produktion nicht steigern wird.

US-Präsident Trump findet, dass zu wenige US-Autos in Europa unterwegs sind und zu viele deutsche in den USA. Stimmt das?

Das kann man so nicht sagen. Fakt ist, die Automobilindustrie ist stark vernetzt. Viele Autos mit europäischem oder deutschem Markenzeichen, die Trump auf der Straße sieht, werden auch in den USA gebaut. Im Gegenzug fahren in Europa zwar keine Chevrolets, aber Opel war ja lange Zeit eine Tochterfirma von General Motors. Und Fords gibt es in Deutschland nun wirklich eine ganze Menge.

Sind Strafzölle überhaupt der richtige Weg, um mehr US-amerikanische Autos auf europäische Straßen zu bringen?

Die US-Hersteller haben sich in den letzten 20 Jahren immer stärker auf Autos spezialisiert, die in Europa kaum zu verkaufen sind, nämlich auf sogenannte Light Trucks und Pick-ups. Das sind vor allem große SUVs und Pick-ups. Allein Light Trucks machen inzwischen fast drei Viertel der amerikanischen Produktion aus. Autos, wie wir sie in Europa fahren, werden in den USA kaum gebaut und folglich auch nicht nach Europa exportiert. Daran werden auch Strafzölle nichts ändern.

Und was ist an Trumps Vorwurf dran, dass die US-Amerikaner höhere Zölle zahlen müssen als die Europäer?

Im Durchschnitt nehmen die Europäer zwar höhere Zölle: Der US-Zoll auf PKW liegt nur bei 2,5 Prozent, der europäische bei zehn Prozent. Aber das liegt daran, dass PKW die Amerikaner auch gar nicht so sehr interessieren wie die Europäer, weil in den USA wie gesagt die Pickups dominieren. Und deren Hersteller werden schon seit 1963 mit einer 25 Prozent Zoll geschützt, mehr noch als die Autofirmen der EU.

Wie hart würden Trumps Strafzölle die deutschen Autobauer treffen?

Das ist schwer zu sagen, weil man nicht weiß, wie stark BMW, Daimler und VW die Zölle an ihre Kunden weitergeben. Am Ende bedeutet ein Zoll ja immer, dass der Kunde mehr zahlen muss. Der Hersteller kann zwar auch auf einen Teil seines Gewinns verzichten. Aber in der Regel zahlt immer der Kunde drauf.

Welche deutschen Autohersteller würden besonders unter den Strafzöllen leiden?

Die Belastung ist sehr unterschiedlich. Am meisten betroffen wäre wohl der VW-Konzern, weil die VW-Töchter Audi und  Porsche bislang nicht in den USA produzieren. Porsche exportiert jährlich über 50.000 Fahrzeuge aus Europa in die USA. Daimler und BMW haben dagegen große Fabriken in den USA und produzieren mehrere hunderttausend Fahrzeuge auch für den US-Markt. Deshalb würden sie Strafzölle leichter verkraften. Tatsächlich sind die deutschen Autoexporte in den letzten 20 Jahren sogar leicht zurückgegangen, weil die Hersteller ihre Fabriken in die USA verlagert haben. Allein zwischen 2010 und 2017 haben sie ihre US-Produktion verdreifacht.

Also wäre die Vergeltung der Europäer für die deutschen Autobauer gefährlicher als Trumps Strafzölle selbst?

Sollten die Europäer in Reaktion auf Trump ebenfalls höhere Zölle auf Autos erheben, würden sie besonders deutsche Hersteller treffen. Denn sie sind die größten Autoexporteure der USA. Im Falle eines Handelskrieges können Daimler und BMW am ehesten zwischen die Fronten gelangen, weil sie am meisten Autos aus ihren US-Fabriken nach Europa reimportieren.

Und inwiefern können die US-Hersteller von den Strafzöllen profitieren?

Sehr wenig bis gar nicht. In ihrer Produktion und ihren Modellen haben sie sich stark auf die Bedürfnisse der US-Kunden spezialisiert. Egal, wie hoch die Strafzölle sein mögen: Die europäischen Kunden zu begeisterten Pick-up-Fahrern zu machen, dürfte ihnen nicht gelingen. Trump macht mit seinen Strafzöllen Symbolpolitik.

Zum Interview auf ntv.de.

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