Auf Basis unterschiedlicher Datenquellen werden die Entwicklung der Produktionsstruktur und der damit möglicherweise einhergehenden Abhängigkeiten betrachtet. Die Arbeitsteilung ist in der deutschen Pharmaindustrie weniger stark ausgeprägt als in der gesamten Industrie, die eigene Wertschöpfung hat also eine erheblich höhere Bedeutung. Die nominale und reale Vorleistungsquote bewegte sich seit Anfang der 1990er Jahre unter Schwankungen zwischen 45 und 55 Prozent. Ein Viertel der Zulieferungen kommt aus der eigenen Branche. Es zeigen sich deutliche Unterschiede bei den inländischen und ausländischen Vorleistungen: Beim Inland dominieren Dienstleistungen, beim Ausland Industriegüter. Langfristig haben die ausländischen Vorleistungen zulasten der Inlandsbezüge zugenommen. Bei den importierten Vorleistungen zeigt sich eine deutliche Konzentration auf das europäische Umfeld. Über drei Viertel aller pharmazeutischen Vorleistungen sowie der Grundstoffe kommen wertmäßig aus der EU und der Schweiz, aus Asien kommen 17 Prozent der importierten Grundstoffe. Auf Basis von Mengen ist die Bedeutung von Asien erheblich höher. Die Analyse belegt keine dominierende Abhängigkeit der deutschen Arzneimittelproduktion von Vorleistungen aus China. Gleichwohl können punktuelle Abhängigkeiten bei einzelnen Produkten gerade im niedrigpreisigen Segment von wenigen chinesischen Wirkstofflieferanten bestehen.
Produktions- und Zulieferstrukturen der deutschen Pharmaindustrie Wie abhängig ist die Branche vom Ausland?
Die Corona-Pandemie hat bereits vorher erhobene Forderungen nach einer nationalen Souveränität bei kritischen Technologien verstärkt. Die Pharmaindustrie steht derzeit im besonderen Fokus von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. In diesem Beitrag wird untersucht, welche produktionsseitigen Abhängigkeiten in der deutschen Pharmaindustrie bestehen können.
- Michael Grömling / Jasmina Kirchhoff ·
- IW-Trends Nr. 4 ·
- 18. November 2020

