Die vorliegende Studie baut auf den Ergebnissen von Deschermeier et al. (2023) auf, die zeigen, dass Stellplatzvorgaben im Neubau häufig nicht den tatsächlichen Bedarfen der Bewohner entsprechen.

Entscheidungsfaktor private PKW-Stellplätze bei der Wohnungswahl
Gutachten im Auftrag der BPD Immobilienentwicklung GmbH
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Die vorliegende Studie baut auf den Ergebnissen von Deschermeier et al. (2023) auf, die zeigen, dass Stellplatzvorgaben im Neubau häufig nicht den tatsächlichen Bedarfen der Bewohner entsprechen.
Dies führt zu ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachteilen, da überhöhte Stellplatzvorgaben Bauprojekte unnötig teurer und flächenintensiver machen. Die vorliegende Studie erweitert diese Erkenntnisse, indem sie den Bedarf an Pkw-Stellplätzen aus der Entscheidungsperspektive von Wohnungssuchenden untersucht. Hierfür wurde in einer Online-Befragung im Jahr 2024 ein Auswahlexperiment mit potenziellen Käufern und Mietern durchgeführt, um die Bedeutung von Pkw-Stellplätzen bei der Wohnungswahl zu untersuchen. Dabei wurden zentrale Zielkonflikte berücksichtigt, wie die Abwägung zwischen der Verfügbarkeit privater Stellplätze und bezahlbarer Wohnfläche sowie die Wechselwirkungen mit öffentlichen Parkmöglichkeiten.
Die Auswertung zeigt eine hohe Zahlungsbereitschaft für den ersten privaten Pkw-Stellplatz sowie für eine entspannte Parksituation in der Nachbarschaft. Dies verdeutlicht, dass sowohl Park- als auch Stellplätze als Komplementärgüter zur Wohnimmobilie angesehen werden. Gleichzeitig kann die ebenfalls ermittelte hohe Zahlungsbereitschaft für Wohnstandorte mit guter Anbindung an den ÖPNV dahingehend interpretiert werden, dass der Bedarf an Stellplätzen dort geringer ausfällt. Diese Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit, Stellplatzkonzepte differenziert nach Standort, Mikro-Lage und Kundensegment zu entwickeln.
Aus der empirischen Auswertung folgen im Einzelnen diese Schlussfolgerungen:
- Es lassen sich zwei zentrale Nachfragegruppen identifizieren: eine qualitätsorientierte und eine preissensible Gruppe. Die qualitätsorientierte Gruppe weist sowohl eine deutlich höhere Zahlungsbereitschaft für einen Pkw-Stellplatz als auch die ÖPNV-Anbindung auf als die preissensible Gruppe.
- Die zusätzliche Zahlungsbereitschaft für einen zweiten Stellplatz ist in beiden Gruppen gering. Ebenso spielt die Art der Stellplätze keine wesentliche Rolle. Daher die Empfehlung, bei einem typischen Neubauprojekt jeder Wohneinheit maximal einen Stellplatz zuzuordnen und weitere Stellplätze flexibel zu vermarkten, mitunter auch in entfernten Bereichen (z. B. in Quartiersgarage).
- Eine sehr gute ÖPNV-Anbindung wird von den Teilnehmenden im Durchschnitt als wichtiger eingestuft als der Pkw-Stellplatz. Dies ist bemerkenswert vor dem Hintergrund des starken Eigenheimwunsches unter den Teilnehmenden. Da Neubau-Eigenheimprojekte gerade in Ballungsräumen meist in Stadtrandlagen oder im nahegelegenen Umland realisiert werden ist es entscheidend, dass diese gut an den ÖPNV angebunden werden, was nicht nur die Attraktivität der Wohngebiete erhöht, sondern auch den Stellplatzbedarf reduziert.
- Die Zahlungsbereitschaft für ein Pkw-Stellplatz ist nahezu doppelt so hoch wie für Keller oder Dachboden.
- Für die qualitätsorientierte Nachfragegruppe zeigt sich, dass ein zusätzliches Zimmer mit 20 m² nur halb so nützlich eingeschätzt wird wie ein Pkw-Stellplatz. Andererseits führt der Wegfall eines Zimmers zu einer mehr als doppelt so starken Ablehnung, als der Nutzen des Stellplatzes dies ausgleichen könnte.
- Aus der Zahlungsbereitschaft für eine entspannte Parksituation im Wohnumfeld lässt sich eine Bereitschaft für bezahltes Anwohnerparken ableiten – zumindest beim Wohnungskauf oder Neuanmietung.
- Die geringe Korrelation der Nachfragegruppen mit den Haushaltseigenschaften sowie das doppelte Spannungsfeld bei Pkw-Stellplätzen im Wohnungsneubau (Konflikt bezahlbarer Neubau und umfassender Stellplatzbereitstellung sowie Wechselwirkung mit öffentlichem Parkraumbedarf) sprechen dafür, Anbieter die Entwicklung differenzierter Angebote zu ermöglichen, die den unterschiedlichen Bedürfnisse gerecht werden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer dezentralen, marktwirtschaftlichen Bereitstellung von Stellplätzen.

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