Lufthansa, Eurowings, Amazon – das Jahr 2016 war wieder reich an Streiks. Das liegt auch an der veränderten Strategie der Gewerkschaft Verdi, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt: 15 Jahre nach ihrer Gründung setzt die Dienstleistungsgewerkschaft zunehmend auf Konfrontation.

Gewerkschaften: Verdi im Kampfmodus
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) verfolgt laut einer IW-Studie eine zunehmend harte Tarifpolitik. So genehmigte Verdi zwischen 2004 und 2007 durchschnittlich 70 Arbeitskämpfe pro Jahr. Zwischen 2008 und 2014 stieg die Zahl dann auf durchschnittlich 151. Die zunehmende Streikbereitschaft der Gewerkschaft Verdi ist einer der Hauptgründe dafür, dass sich der Schwerpunkt der Arbeitskämpfe in Deutschland von der Industrie auf den Dienstleistungssektor verschoben hat. Während es zwischen 1990 und 2005 deutlich mehr Streiks im Produzierenden Gewerbe gab, entfielen zwischen 2005 und 2015 rund 80 Prozent aller Streiktage auf Dienstleistungsbranchen.
Verdis steigende Konfliktbereitschaft ist auch eine Reaktion auf die schwierigen ersten Jahre nach Gründung der Gewerkschaft im Jahr 2001. Bis 2007 verlor Verdi rund 600.000 Mitglieder, die Tarifabschlüsse waren mager und der Anteil der tarifgebundenen Arbeitnehmer ging in einigen Dienstleistungsbereichen deutlich zurück. Zudem bekam Verdi Konkurrenz durch Spartengewerkschaften, beispielsweise in der Luftfahrtbranche. „Inzwischen nutzt Verdi die Konflikte als Mitgliederwerbung – und das durchaus mit Erfolg“, sagt IW-Experte Hagen Lesch.
In den vergangenen Jahren hat die Gewerkschaft kaum noch Mitglieder verloren. Auch die ausgehandelten Tariflöhne haben sich wieder der allgemeinen Lohnentwicklung angenähert. Dennoch gibt es weiterhin große Herausforderungen: „Als Gewerkschaft mit den meisten Tarifbereichen muss Verdi vermeiden, sich in endlosen Kleinkonflikten wie bei Amazon zu verlieren. Solche Häuserkämpfe könnten langfristig den Zusammenhalt der Mitglieder gefährden“, warnt Lesch.

Stellungnahme zu den Anträgen der Fraktion DIE LINKE im BT-Ausschuss Arbeit und Soziales: Zukunft, mitbestimmt
Die in den Anträgen 20/5587, 20/5405 und 20/5406 geforderten Änderungen des Betriebsverfassungsgesetzes sind empirisch nicht fundiert und können auch mit Blick auf grundsätzliche ökonomische Überlegungen nicht überzeugen.
IW
Partizipationsformen und Konfliktmanagement im Betrieb
Anhand des IW-Personalpanels wurde untersucht, welche Konfliktthemen in einem Unternehmen auftreten und wie betriebliche Konflikte gelöst werden. Laut diesen Daten gab es 2022 in 11 Prozent der Unternehmen einen Betriebsrat.
IW