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(© Foto: GettyImages)
IW-Forschungsgruppe Gesamtwirtschaftliche Analysen und Konjunktur / Hubertus Bardt / Martin Beznoska / Markus Demary / Michael Grömling / Michael Hüther / Galina Kolev / Jochen Pimpertz / Holger Schäfer Pressemitteilung 24. März 2021

IW-Konjunkturprognose: Impfen für den Aufschwung

Trotz des verlängerten Lockdowns und steigender Infektionszahlen dürfte sich der Kampf gegen die Pandemie im Laufe des Jahres 2021 zum Guten wenden. Das Bruttoinlandsprodukt wächst 2021 um drei Prozent, zeigt die neue Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Industrie hat sich gut erholt und stützt jetzt den Aufschwung. Dagegen bleiben Einzelhändler, Restaurantbetreiberinnen und Hoteliers ohne Perspektive.

Es ist ein Wechselbad der Gefühle: Während zu Jahresbeginn angesichts sinkender Inzidenzwerte noch Zuversicht herrschte, ist die Ernüchterung zum Ablauf des ersten Quartals 2021 groß. Die Pandemie ist längst nicht überwunden, der Lockdown wird bis nach Ostern verlängert, das Impfen stockt, Menschen konsumieren wenig und Unternehmen investieren noch nicht wie vor der Krise. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Quartal 2021 und die Infektionsgefahr im zweiten Quartal dämpfen die Erwartungen für das Gesamtjahr. Das IW senkt seine Konjunkturprognose im Vergleich zur Dezemberprognose und rechnet für 2021 nur noch mit einem BIP-Wachstum von drei statt vier Prozent. Erst Anfang 2022 wird das Vorkrisenniveau wieder erreicht.

Volkswirtschaft ist zunehmend gespalten

Den einen geht es gut, den anderen schlecht: Die IW-Konjunkturexperten beobachten eine zunehmende Spaltung der Volkswirtschaft. Die Industrie schließt allmählich zum Vorkrisenniveau auf, exportiert wieder rege nach China und in die USA. Der Dienstleistungssektor steht dagegen weitestgehend still – immer noch ist unklar, wann das Geschäft wieder läuft.

Die Aussicht auf einen Aufschwung im zweiten Halbjahr hängt am Erfolg der Impfkampagne. „Bisher haben die Lockdowns bereits 250 Mrd. Euro gekostet. Derzeit läuft ein Wettlauf zwischen Injektionen und Infektionen“, sagt IW-Direktor Michael Hüther. „Wir müssen schnell impfen, um möglichen Resistenzen durch Mutationen zuvorzukommen. Ein langer dritter Lockdown wäre ein teurer Rückschlag für Unternehmer und Einzelhändler. Zudem würde die Spaltung der Volkswirtschaft in eine robuste Industrie und darbende Lockdown-Branchen immer tiefer gehen und weitrechende soziale Folgen haben.“

Die Ergebnisse der IW-Konjunkturprognose im Detail:

  • Die Weltwirtschaft wird 2021 um fünf Prozent zulegen. China und die USA stützen die Weltkonjunktur, andere Volkswirtschaften wie Japan stagnieren aufgrund einer dritten Infektionswelle. Der Euroraum bleibt mit 3 ¾ Prozent hinter dem Vereinigten Königreich und den USA zurück, was auch an der erfolgloseren Impfkampagne liegt.
  • Der Private Konsum wird 2021 stagnieren, nachdem er 2020 um sechs Prozent einbrach. Steigende Infektionen und anhaltende Geschäftsrestriktionen halten die Menschen vom Geldausgeben ab. Wenn das Impfen gelingt, ist im zweiten Halbjahr 2021 mit einer kräftigen Belebung samt Nachholeffekten zu rechnen, was aber nicht für ein Gesamtjahresplus reicht.
  • Viele Unternehmen trauen sich noch immer nicht, zu investieren, bleiben lieber liquide. Die Ausrüstungsinvestitionen stagnieren. Wenn im zweiten Halbjahr 2021 der Konsum ansteigt, werden auch die Investitionen einen kräftigen Schub erfahren. Im Jahresschnitt steigen die Investitionen um 6 ½ Prozent. Das reicht zwar nicht, um den Einbruch von zwölf Prozent aus dem Vorjahr zu kompensieren. Mit dem Zuwachs von zehn Prozent 2022 dürfte es aber gelingen. Die Bauinvestitionen wachsen langsam, aber konstant.
  • Der Arbeitsmarkt erholt sich zwar, erreicht auf absehbare Zeit aber nicht das Vorkrisenniveau. 2021 sind im Schnitt 2,8 Millionen Menschen arbeitslos. Besonders besorgniserregend: Der Anteil der Langzeitarbeitslosen wächst.
  • Die Hilfspakete belasten die öffentlichen Haushalte weiterhin schwer. 2021 wird die Defizitquote 4,7 Prozent des BIP betragen. 2022 werden zwar weniger Schulden gemacht, doch das Einhalten der Schuldenbremse wird sehr schwierig.
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