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(© GettyImages / Ullstein Bild)
Ralph Henger / Thilo Schaefer IW-Nachricht 15. Juni 2023

Gebäudeenergiegesetz: Hitzige Diskussionen, gutes Ergebnis

Und es kommt doch: Heute berät der Bundestag über das Heizungsgesetz. Erst ab 2028 sollen fossile Heizungen nicht mehr eingebaut werden dürfen. Das ebnet den Weg zu einer erfolgreichen Wärmewende.

Das Heizen und Kühlen von Gebäuden verursacht mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen in Deutschland. Sie sinken zu langsam, um die Klimaziele der Bundesregierung zu erreichen. Mit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) will Wirtschaftsminister Robert Habeck mehr Tempo machen, was nachvollziehbar und richtig ist. Doch bei der Wahl der Mittel lag er zunächst daneben. Denn viel wichtiger als Verbote: Menschen muss klar kommuniziert werden, wie viel Heizen mit fossilen Brennstoffen in Zukunft kostet und wie schnell sich große Investitionen wie in Wärmepumpen lohnen.

Eine gute Politik braucht das richtige Timing

Der Koalitionsvertrag hat die GEG-Novelle für 2025 geplant, die Bundesregierung wollte sie wegen der Energiekrise bereits 2024 umsetzen. Die Krise gilt als überwunden, doch der Immobilienmarkt leidet bis heute unter Problemen: Die Branche ächzt unter hohen Zinsen sowie Bau- und Modernisierungskosten.

Gleichzeitig wurde die Wärmepumpe erst in den vergangenen beiden Jahren salonfähig, zunächst im Neubau, mittlerweile auch im Bestand. 2021 wurden 154.000 Heizungswärmepumpen verkauft, 2022 waren es schon 236.000. Man braucht keine große Fantasie, um zu erkennen, dass es sich hier um einen äußerst dynamischen Wachstumsmarkt handelt. Schon bald könnten 500.000 Einheiten eingebaut werden, wie es die Bundesregierung als Ziel vorgegeben hat. 

Das bedeutet aber auch, dass Wärmepumpen günstiger und passgenauer für die teils sehr unterschiedlichen Anforderungen werden. Die Bundesregierung hätte bereits im März die richtigen Schlussfolgerungen aus der aktuellen Marktsituation ziehen müssen. Der Zwang, dass neue Heizungen mindestens mit 65 Prozent Erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, ist kontraproduktiv. Erst muss sich der Markt ein paar Jahre etablieren, um dann – auch mit Blick auf 2045 – mit klaren Vorgaben nachzuziehen. Zudem fehlt bislang die kommunale Wärmeplanung. Es ist daher absolut richtig, erst dann neue GEG-Verpflichtungen greifen zu lassen, wenn sie in den Städten und Gemeinden vorliegen. 

Wärmepumpen punkten mittlerweile nicht nur im Neubau

Was auch nicht vergessen werden darf: Der Energieträger ist ein wesentlicher, aber nicht der einzige Faktor, um Emissionen im Gebäudesektor zu reduzieren. Energetisch sanierte, gut gedämmte Gebäude brauchen deutlich weniger Energie zum Heizen. Wir müssen Energie tatsächlich einsparen, zumal Strom durch die notwendige Elektrifizierung des Gebäude- und Verkehrssektors in den nächsten Jahren ein knappes Gut sein wird. Eine Wärmepumpe lohnt sich zudem in energieeffizienten Gebäuden eher, zumal die CO₂-Bepreisung emissionsintensive Brennstoffe in Zukunft weiter verteuern wird. Wie teuer ist allerdings noch nicht klar, denn die Bundesregierung hat noch nicht entschieden, wie es nach 2026 mit dem sogenannten Brennstoffemissionshandel weitergeht.

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