Westdeutsche Rentner erhalten in diesem Sommer keine Rentenerhöhung – rechnerisch ergäbe sich sogar eine Kürzung. Ostdeutsche Ruheständler erhalten indes ein kleines Plus. Dass Rentner die Krisenlasten nicht mittragen müssen, hat die Regierungskoalition verhindert. Für die Beitragszahler wird das teuer. Die Politik sollte gegensteuern.

Pandemie-Folgen: Rentner dürfen bei Corona-Kosten nicht außen vor bleiben
Für Rentner ist der Sommer besonders wichtig: Dann werden die Renten erhöht, normalerweise jedenfalls. In diesem Jahr erwartet westdeutsche Rentner aber eine Nullrunde. Ostdeutsche Rentner erhalten allerdings etwas mehr Rente, weil sie von der Angleichung von Ost und West profitieren. Die Nullrunde resultiert aus der Corona-Krise: Rentenerhöhungen orientieren sich an der Lohnentwicklung im Vorjahr. Falls die schlecht ausfällt, sollen Rentner keine Kürzung hinnehmen müssen, die Rentenversicherung holt sich das Geld in besseren Jahren wieder zurück. Für die nächsten Jahre ist dieser Mechanismus – der Fachbegriff lautet „Nachholfaktor“ – allerdings ausgesetzt: Die Bundesregierung will so ihr Versprechen einlösen und ein gesetzliches Rentenniveau von mindestens 48 Prozent des Gehalts bis Mitte des Jahrzehnts bei einem Beitragssatz von maximal 20 Prozent garantieren.
Üppige Erhöhung im Corona-Sommer
Durch Corona und seine immensen Kosten bedeutet dieses Versprechen nun aber eine enorme Belastung für alle anderen Generationen: Die Pandemie hat im vergangenen Jahr die deutsche Wirtschaft schwer getroffen, das gilt auch für die Lohnentwicklung. Trotzdem erhielten die gesetzlichen Rentner im letzten Corona-Sommer eine recht üppige Rentenerhöhung. Dabei war schon damals die aktuelle Nullrunde absehbar und hätte verhindert werden können, wenn die fällige Erhöhung auf zwei Jahre verteilt worden wäre.
Ab dem Jahr 2022 wird es nun richtig teuer. Denn sobald sich die Wirtschaft erholt, dürften die Durchschnittsgehälter wieder deutlich steigen. Daraus ergeben sich Erhöhungsspielräume für die Renten, die aber wegen des ausgesetzten Nachholfaktors bis zur Mitte des Jahrzehnts nicht mit dem aktuellen Minus verrechnet werden dürfen:
• Das Rentenniveau wird deshalb nicht nur kurzfristig, sondern für die nächsten Dekaden voraussichtlich um durchschnittlich 1,3 Prozentpunkte über dem Niveau liegen, das sich mit dem Nachholfaktor ergeben würde.
• Und das kostet: Aufgrund der demografischen Entwicklung muss der Beitragssatz ohnehin steigen. Weil der Nachholfaktor ausgesetzt ist, liegt der Beitragssatz ab 2026 für Jahrzehnte um nochmal 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte höher als nötig wäre.
• Auch der Steuerzahler wird in die Pflicht genommen, weil steigende Beitragssätze zu einem höheren Allgemeinen Bundeszuschuss an die Rentenkasse führen.
Deshalb sollte die Politik im Sinne einer generationengerechten Lastenverteilung reagieren und den Nachholfaktor wieder einsetzen. Denn die für diesen Sommer errechnete Rentenanpassung von minus 3,25 Prozent würde ja ohnehin erst ab der Rentenrunde 2022 nach und nach mit dann hoffentlich möglichen Erhöhungen verrechnet.
Susanna Kochskämper: Auswirkungen des Rentenpaktes in der Wirtschaftskrise – Simulation mit dem Generationencheck
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