1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Kurzarbeit: Von einer Krise weit entfernt
Zeige Bild in Lightbox
(© Foto: iStock)
Holger Schäfer IW-Nachricht 11. Juli 2019

Kurzarbeit: Von einer Krise weit entfernt

Kurzarbeit ist ein wichtiger Indikator dafür, dass es nicht mehr so rund läuft, wie Unternehmen es sich wünschen. Kurzarbeit hilft aber auch dabei, dass sich Konjunkturkrisen nur bedingt auf den Arbeitsmarkt übertragen. Die aktuelle Konjunktureintrübung ist längst nicht so dramatisch wie vor zehn Jahren.

In den kommenden Monaten wollen Unternehmen wieder verstärkt auf Kurzarbeit zurückzugreifen, meldet die jüngste Konjunkturumfrage des ifo-Instituts. Von einem außergewöhnlich starken Anstieg der Kurzarbeit ist bisher allerdings nichts zu sehen: Für Juli rechnet die Bundesagentur für Arbeit mit rund 34.000 Kurzarbeitern, die aus konjunkturellen Gründen kürzertreten müssen. Das wären zwar fast dreimal so viele wie im Vorjahresmonat. Allerdings gab es 2015 und 2016 ähnlich viele Kurzarbeiter wie derzeit, in den Jahren davor waren es sogar deutlich mehr.

Bevor Betriebe Kurzarbeitergeld beantragen können, müssen sie der Bundesagentur für Arbeit die Notwendigkeit angekündigt haben. Diese sogenannten Anzeigen sind deshalb ein Frühindikator für die weitere Entwicklung. Im April dieses Jahres meldete die Agentur rund 24.000 angezeigte Kurzarbeiter, der höchste Wert seit 2015. Im Juni sank der Wert wieder. Zum Vergleich: Im Krisenjahr 2009 wurde allein im April für 440.000 Personen Kurzarbeit angezeigt. Hinzu kommt: Nur weil der Betrieb Kurzarbeit anzeigt, heißt das noch nicht, dass es auch tatsächlich zu Kurzarbeit kommt. „Wir müssen aufpassen, dass wir uns die Krise nicht herbeireden“, sagt IW-Ökonom und Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer. 

Gegenwärtig wird Kurzarbeit vor allem im verarbeitenden Gewerbe eingesetzt. Die Branche mit den meisten Kurzarbeitern war im März der Automobilbau mit knapp 7.300 Arbeitnehmern – das entspricht weniger als einem Prozent der Beschäftigten in dieser Branche. Auch die Anzahl der Arbeitnehmer, für die Kurzarbeit in den darauffolgenden drei Monaten angezeigt wurde, blieb im Automobilbau mit 6.600 vergleichsweise gering. 
 

Inhaltselement mit der ID 6082

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Eisenerzschwäche kaschiert festen Markt
Hubertus Bardt in der Börsen-Zeitung Gastbeitrag 8. April 2024

IMP-Index: Eisenerzschwäche kaschiert festen Markt

Das Preisniveau für die wichtigsten Industriemetalle verzeichnete im März einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr, schreibt IW-Geschäftsführer Hubertus Bardt in einem Gastbeitrag für die Börsen-Zeitung.

IW

Artikel lesen
Klaus-Heiner Röhl IW-Kurzbericht Nr. 19 8. April 2024

Verteidigungsausgaben: Gerade so genug für die NATO?

Zwei Jahre nach Ausrufen der „Zeitenwende“ durch Bundeskanzler Olaf Scholz meldet die Bundesregierung für 2024 das Einhalten des Zwei-Prozent-Ziels an die NATO. Das heißt, erstmals seit gut 30 Jahren gibt Deutschland im laufenden Jahr demnach jeden fünfzigsten ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880