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Hagen Lesch IW-Nachricht 13. September 2017

Air Berlin: Eine Frage der Moral

Die Krankmeldungen von Piloten bei der Fluggesellschaft Air Berlin setzen sich fort. Dadurch schaden sie nicht nur dem Unternehmen und unbeteiligten Kunden der Fluggesellschaft, sondern auch sich selbst. Denn für potenzielle künftige Arbeitgeber ist das ein fatales Signal.

Obwohl sie unrechtmäßig sind, scheinen sogenannte wilde Streiks in der Luftfahrt mehr und mehr Einzug zu halten. Im Herbst 2016 war TUIFly von zahlreichen Krankmeldungen betroffen und im Herbst 2015 die Deutsche Lufthansa. Solche verdeckten Streikformen sind nach deutschem Recht illegal. Zum Streik aufrufen dürfen nur Gewerkschaften. Anders als in Frankreich gibt es in Deutschland kein individuelles Streikrecht.

Hinzu kommt: Der Flugbetrieb von Air Berlin wird mit einem Staatskredit aufrechterhalten – es stehen also Steuergelder auf dem Spiel. Da sollte es für alle Mitarbeiter der Fluggesellschaft selbstverständlich sein, den Job verantwortungsvoll auszuführen. Das ist eine Frage der Moral. Die Aktion ist aber auch politisch unklug. Durch die wilden Streiks werden die Kunden nicht nur geschädigt, sondern auch von weiteren Buchungen bei Air Berlin abgeschreckt – was die wirtschaftliche Lage zusätzlich verschärft. Hinzu kommt das verheerende Signal an potenzielle neue Arbeitgeber.

Durch Streiks lassen sich die Probleme nicht lösen. Daher müssen sich alle Beteiligten – Arbeitgeber und Arbeitnehmer – an einen runden Tisch setzen, um über die gemeinsame Zukunft zu beraten. Dabei sollte die gesamte Belegschaft in ihrem eigenen Interesse an einem Strang ziehen. Damit dies gewährleistet ist, werden in Deutschland Betriebsräte gewählt und Gewerkschaften eingeschaltet. Trotzdem werden durch die Insolvenz von Air Berlin wahrscheinlich Besitzstände verloren gehen. Dagegen hilft aber kein Streik einzelner Berufsgruppen, auch kein rechtmäßiger.

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