Die Europäische Kommission hat Deutschland erneut für den hohen Leistungsbilanzüberschuss kritisiert. Um dem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, soll der Staat mehr investieren. Simulationen zeigen jedoch, dass die Wirkung öffentlicher Investitionen auf die Leistungsbilanz begrenzt ist.
Leistungsbilanz: Investitionen sind kein Allheilmittel
In ihren länderspezifischen Empfehlungen schlägt die Europäische Kommission Deutschland vor, durch eine Erhöhung der öffentlichen Investitionen die Inlandsnachfrage zu stärken. Die Kommission kritisiert, dass die Investitionen im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) in letzter Zeit weitgehend konstant geblieben sind und nach wie vor unter dem Durchschnitt des Euroraums liegen.
Simulationen des IW mit dem Oxford Global Economic Model zeigen jedoch, dass eine Erhöhung der öffentlichen Investitionen den Leistungsbilanzüberschuss nur wenig reduziert: Würden die Investitionen von derzeit 2,1 Prozent des BIP auf den Euroraum-Durchschnitt von 2,6 Prozent angehoben, würde der deutsche Leistungsbilanzüberschuss bis zum Jahr 2025 höchstens um 0,6 Prozentpunkte zurückgehen. Im Jahr 2016 betrug der Überschuss 8,3 Prozent des BIP. Auch die Auswirkungen auf die europäischen Handelspartner wären begrenzt. Die Leistungsbilanz Frankreichs – im Jahr 2016 lag sie bei minus 1,1 Prozent des BIP – würde sich um weniger als 0,1 Prozentpunkte verbessern, die Auswirkungen auf Spanien und Italien wären sogar noch geringer.
Steigende öffentliche Investitionen können daher nur in begrenztem Umfang zur Beseitigung der makroökonomischen Ungleichgewichte beitragen. Das bedeutet allerdings nicht, dass höhere Staatsausgaben für Investitionsprojekte sinnlos sind: Eine verbesserte Infrastruktur zum Beispiel erhöht die Standortqualität für Unternehmen und den gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock. Darüber hinaus schaffen Investitionen neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Auf lange Sicht führen sie somit zu verbesserten Wachstumsperspektiven.
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