Seit der Bologna-Reform kümmern sich die Unis zu viel um Berufsorientierung, finden Kritiker. Persönlichkeitsentwicklung und wissenschaftliches Arbeiten blieben außen vor, sagen sie. Dabei müsste doch auch ihnen klar sein: Die Vorbereitung auf den Beruf ist eine zentrale Aufgabe der Hochschulen in Deutschland.

Studieren als Berufsvorbereitung
Diese Verantwortung loswerden zu wollen, ist ein Gedanke, der nicht zukunftsfähig ist. Der Wissenschaftsrat, das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland, liegt daher richtig, wenn er in seiner Empfehlung zu Hochschulbildung und Arbeitsmarkt klarstellt: Im Hochschulstudium geht es nicht nur um die wissenschaftliche Ausbildung, sondern auch um die künftige Anwendung des Gelernten im Beruf.
Geht es nach dem Wissenschaftsrat, soll das sogar festgeschrieben werden: In so genannten Lehrverfassungen und Lehrprofilen könnte künftig jeder einsehen, was in einem Studium im Hinblick auf die wissenschaftliche Ausbildung, die Persönlichkeitsentwicklung und die Arbeitsmarktvorbereitung erreicht werden soll.
In den Vorlesungen und Seminaren soll gezeigt werden, welche arbeitsmarktrelevanten Kompetenzen entwickelt werden können. In Projekt- und Abschlussarbeiten gilt es, mehr Praxisbezüge herzustellen. Zudem bieten gerade diese Arbeiten eine Chance, mit Vertretern aus der Praxis zusammenzuarbeiten. Das sind auch aus Sicht des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) sinnvolle Vorschläge für eine bessere Berufsvorbereitung.
Vor allem beim Thema Studienabbruch sehen Wissenschaftsrat und IW Köln noch einiges im Argen: 28 Prozent der Studenten beenden ihr Studium momentan nicht. Um dem entgegenzuwirken, wären bessere Beratungsangebote schon vor Studienbeginn und kleinere Lerngruppen im Studium erforderlich. Gewiss: Das kostet Geld. Doch das sollte die Politik nicht einfach so bedingungslos bereitstellen. Stattdessen wäre es sinnvoll, wenn die Mittel aus dem Hochschulpakt nur dann vollständig fließen, wenn ein Student sein Studium erfolgreich abgeschlossen hat – so wie es bereits in Nordrhein-Westfalen künftig der Fall sein wird.
Noch mehr Anreize und mehr Mittel für die Lehre könnte es durch Studiengebühren geben. Offensichtlich ist dieses Thema bei den Bundes- und Landesministern, die in der Vollversammlung des Wissenschaftsrates über die Empfehlungen mit abstimmen, aber nicht durchsetzbar. Das Nachsehen haben dadurch die Hochschulen, denen zusätzliche Mittel für bessere Lern- und Lehrbedingungen entgehen.
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iwd