1. Home
  2. Presse
  3. In den Medien
  4. Konjunkturampel: Massive Investitionsbedarfe
Zeige Bild in Lightbox
(© Foto: Getty Image)
Michael Grömling VDI-Nachrichten Gastbeitrag 24. Februar 2023

Konjunkturampel: Massive Investitionsbedarfe

Die russische Invasion in der Ukraine führte zu einer Neuorientierung bei den Investitionsplänen der Unternehmen in Deutschland. Mit dem Jahresbeginn 2022 war zunächst die gut begründetet Zuversicht verbunden, dass sich nach zwei Jahren Corona-Schock das wirtschaftliche Leben und damit auch die Investitionstätigkeit wieder normalisieren würden.

Über die Jahre 2020 und 2021 hatte sich ein erheblicher Investitionsstau gebildet. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Produktion von Investitionsgütern aufgrund von Produktions- und Lieferstörungen nicht reibungslos funktionierte. Mit dem Krieg wurden auch diese guten Investitionsperspektiven für Deutschland zunächst zerstört. Zusätzliche Lieferstörungen und Sorgen vor Energieknappheit, zusätzliche Kostenschocks vor allem durch explodierende Energiepreise sowie erneute Nachfrageschocks infolge der hohen Inflation und der nachlassenden Weltwirtschaft belasteten das Investitionsklima im vergangenen Jahr. Folglich lagen die für die Modernisierung der Volkswirtschaft wichtigen Ausrüstungsinvestitionen trotz der zwischenzeitigen Verbesserungen im Jahresdurchschnitt 2022 und auch zum Jahresende 2022 noch deutlich unter ihrem Vorkrisenniveau. Gegenüber dem unmittelbaren Stand vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie bestand zum Jahresende 2022 noch eine Investitionslücke von rund 5 Prozent, gegenüber dem letzten Höchststand von Anfang 2019 sind es rund 8 Prozent.

Inhaltselement mit der ID 11823 Inhaltselement mit der ID 11824

Die gesamten Ausfälle bei den Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland in den letzten drei Jahren belaufen sich laut einer Modellrechnung des IW Köln preisbereinigt auf rund 75 Milliarden Euro. Dazu wird als Orientierung eine Welt simuliert, in der es die Pandemie und den Krieg nicht gegeben hätte. Diese geschätzte Größenordnung veranschaulicht die langfristig wirksamen Einbußen am gesamtwirtschaftlichen Kapitalstock und die damit verbundene langwierige Belastung für die künftige wirtschaftliche Entwicklung. Andererseits werden dadurch aber auch die massiven Investitionsbedarfe für die nächsten Jahre erkennbar. Der demografische Wandel, die ökologische Transformation des Wirtschaftslebens, die fortschreitende Digitalisierung sowie die geoökonomischen Restrukturierungen erfordern ungeachtet der Kriegswirren eine Investitionsoffensive.


Viel davon dürfte allerdings in diesem Jahr nicht realisiert werden. Zwar haben sich die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven für Deutschland in den letzten Monaten deutlich verbessert. Materialengpässe und Störungen in den Lieferketten haben sich entspannt. Die Energiepreise haben sich wieder merklich vermindert. Während im Spätsommer 2022 eine Rezession für das Jahr 2023 prognostiziert wurde, überwiegen nun wieder die positiven Nachrichten und die Prognosen liegen derzeit mehr oder weniger knapp über der Stagnationslinie. Die verbleibenden hohen Verunsicherungen hinsichtlich der geoökonomischen Rahmenbedingungen, die insgesamt nur moderat wachsende Weltwirtschaft, die noch nicht wieder normale Material- und Energiesituation sowie die deutlich höheren Finanzierungskosten lasten vorerst auf dem Investitionsklima. 

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Aktuelle Streiks belasten die stagnierende Konjunktur
Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 18. März 2024

Konjunkturampel: Aktuelle Streiks belasten die stagnierende Konjunktur

Die Streiks führen zu Verunsicherungen bei Unternehmen wie Konsumenten gleichermaßen, argumentiert IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in einem Gastbeitrag für die VDI-Nachrichten.

IW

Artikel lesen
Christian Rusche Pressemitteilung 14. März 2024

Direktinvestitionen: Hohe Abflüsse deuten auf Deindustrialisierung hin

So wenig wie lange nicht haben ausländische Unternehmen im vergangenen Jahr in Deutschland investiert, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Auch die deutschen Unternehmen expandieren lieber in der EU.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880