1. Home
  2. Presse
  3. Pressemitteilungen
  4. Altersgerecht wohnen: Mindestens zwei Millionen Wohnungen fehlen
Zeige Bild in Lightbox Zwei ältere Damen gehen mit Rollatoren eine Straße entlang.
2022 gab es in Deutschland drei Millionen mobilitätseingeschränkte Haushalte (© Sean Gallup / Getty Images)
Philipp Deschermeier Pressemitteilung 14. August 2023

Altersgerecht wohnen: Mindestens zwei Millionen Wohnungen fehlen

Für zwei von drei Haushalten, die auf altersgerechten Wohnraum angewiesen sind, gibt es derzeit keine angemessene Wohnung, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Besonders schlecht sieht es in Thüringen, Hessen und Sachsen aus. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher ausfallen.

Deutschland wird immer älter, deshalb nimmt auch die Zahl der Menschen zu, die körperlich eingeschränkt sind. Eine IW-Studie auf Basis neuer  Mikrozensus-Daten zeigt, wie viele das sind: Im Jahr 2022 gab es gut drei Millionen Haushalte, in denen mobilitätseingeschränkte Menschen lebten. Damit sind alle Haushalte gemeint, in denen Menschen wegen Krankheit oder Alter nur eingeschränkt beweglich sind. Bis 2035 dürfte diese Gruppe nach IW-Schätzungen auf 3,7 Millionen Haushalte anwachsen. 

Der Wohnungsbau ist darauf kaum vorbereitet: Im Jahr 2022 gab es nur etwa 1,2 Millionen sogenannte barrierereduzierte Wohnungen, die ohne Stufen auskommen und mit ebenerdigen Duschen ausgestattet sind. Bezieht man nur Wohnungen ein, die zudem besonders große Räume und Flure haben, sinkt die Zahl sogar auf eine Million Wohnungen. Unterm Strich ergibt sich eine Versorgungslücke von bis zu zwei Millionen Wohnungen.

Lücke in Thüringen, Hessen und Sachsen am größten

Am schlechtesten ist die Lage in Thüringen: Von 100 Haushalten, die eine barrierearme Wohnung bräuchten, können gerade einmal 16 versorgt werden. In Hessen und Sachsen findet nicht einmal jeder Fünfte ein passendes Wohnangebot. Die besten Chancen haben Menschen in Brandenburg, wo es für drei von vier eingeschränkten Haushalten eine adäquate Wohnung gibt – allerdings bleibt auch hier eine Unterversorgung.

Dazu kommt: Weil die oft großzügig geschnittenen Wohnungen auch für alle anderen Haushalte attraktiv sind, konkurrieren nicht nur mobilitätseingeschränkte Personengruppen um den knappen Wohnraum. Die tatsächliche Versorgungslücke fällt deshalb deutlich höher aus. 

Akuter Handlungsbedarf

„Beim altersgerechten Wohnen rollt die nächste Krise auf uns zu und trifft uns fast unvorbereitet“, sagt IW-Immobilienexperte Philipp Deschermeier. Infolge des demografischen Wandels werde sich die Entwicklung ab 2025 beschleunigen. „Wegen der langen Vorlaufzeit bei Planung und Bau brauchen wir Antworten besser heute als morgen. Die Bundesregierung muss den altersgerechten Umbau und den Neubau viel stärker fördern und erleichtern“.

Zur Methodik: Der Studie liegt eine neue Sonderauswertung des Mikrozensus 2022 zugrunde. Über das Zusatzprogramm „Wohnen in Deutschland“ werden dafür alle vier Jahre rund 810.000 Personen in etwa 370.000 privaten Haushalten und Gemeinschaftsunterkünften befragt.

Inhaltselement mit der ID 12569 Inhaltselement mit der ID 12571
PDF herunterladen
Altersgerechter Wohnraum – Unterschätzte Herausforderung für Politik und Gesellschaft
Philipp Deschermeier IW-Trends Nr. 2 14. August 2023

Altersgerechter Wohnraum – Unterschätzte Herausforderung für Politik und Gesellschaft

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Schuldenbremse und Investitionsquoten
Martin Beznoska / Tobias Hentze/ Björn Kauder IW-Report Nr. 21 19. April 2024

Stellungnahme für den Vorsitzenden des Finanzausschusses des Landtags Schleswig-Holstein: Schuldenbremse und Investitionsquoten

Angesichts der bestehenden Herausforderungen, insbesondere der Transformation zur Klimaneutralität, erscheinen die bestehenden Grenzwerte der Schuldenbremse als zu eng. Dies gilt umso mehr nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023, in ...

IW

Artikel lesen
Hubertus Bardt im NRW-Wirtschaftsblog Gastbeitrag 13. März 2024

NRW braucht Europa

Im NRW-Unternehmerblog erklärt IW-Geschäftsführer Hubertus Bardt die Bedeutung Europas für Nordhrein-Westfalen.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880