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Bevölkerungsentwicklung IW-Nachricht 20. Januar 2016

Flüchtlinge lösen die demografischen Probleme nicht

Kurzfristig verjüngt die hohe Flüchtlingszuwanderung die deutsche Bevölkerung. Doch ob dieser Effekt langfristig wirkt, hängt davon ab, wie viele Flüchtlinge letztlich tatsächlich im Land bleiben. Und ob sie gut im Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft integriert werden.

In den vergangenen Jahren hat die Zuwanderung zu einer deutlichen Verjüngung der deutschen Bevölkerung geführt: Von den 429.000 Personen, die im Jahr 2013 per Saldo nach Deutschland gekommen sind, war fast die Hälfte jünger als 25 Jahre, jedoch nur rund 2 Prozent älter als 50 Jahre. Dieser Effekt dürfte sich mit der Flüchtlingszuwanderung der vergangenen beiden Jahre sogar noch verstärkt haben. Von den 476.000 Personen, die im Jahr 2015 einen Asylantrag in Deutschland gestellt haben, waren gut 80 Prozent unter 35 und rund 30 Prozent sogar unter 18 Jahren.

Vor diesem Hintergrund erscheint die Aussage des Statistischen Bundesamts, dass sich die aktuelle Zuwanderung kaum auf die Alterung der Bevölkerung auswirken wird, zumindest fragwürdig. Zumal die Aussage nicht auf neuen Prognosen basiert. Allerdings sind die tatsächlichen Effekte schwer abzuschätzen, da sie stark von der weiteren politischen Entwicklung in Deutschland und der Welt abhängen – und die sind nicht vorhersehbar.

So hängt die Zahl der Personen, die sich auf den Weg nach Deutschland machen, ganz maßgeblich von der Lage in den Herkunftsländern ab. Auch der zuwanderungsrechtliche Rahmen in Deutschland spielt eine bedeutende Rolle. Würde etwa für einen großen Teil der Flüchtlinge der Familiennachzug eingeschränkt, würde das die künftige Zuwanderung aus den Flüchtlingsherkunftsländern deutlich senken. Zudem ist mit Blick auf die langfristige Bevölkerungsentwicklung nicht nur entscheidend, wie viele Personen in den nächsten Jahren ins Land kommen, sondern auch, wie viele das Land irgendwann wieder verlassen werden. Und auch das ist derzeit kaum absehbar.

Eine Verjüngung der Bevölkerung allein reicht nicht aus, um die Folgen des demografischen Wandels auf den Arbeitsmarkt und das Sozial- und Rentenversicherungssystem abzumildern. Dafür ist eine erfolgreiche Integration der Zuwanderer in den deutschen Arbeitsmarkt erforderlich. Für viele Flüchtlinge ist die Ausgangslage jedoch eher ungünstig: Im Jahr 2014 hatten laut einer Erhebung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge 22,7 Prozent der erwachsenen, anerkannten Flüchtlinge aus Syrien weniger als fünf Jahre lang eine Schule besucht. Bei anerkannten Flüchtlingen aus dem Irak lag der Anteil sogar bei 36,4 Prozent.

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