Die US-amerikanische Zentralbank Fed hat die Zinsen nicht weiter erhöht. Und das, obwohl sie im Dezember ihre Niedrigzinspolitik offiziell beendet hatte. Doch mit dem jüngsten Zögern ist die Rückkehr zu höheren Zinsen keinesfalls verbaut. Ganz im Gegenteil.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Der Ölpreis ist aktuell sehr niedrig und die Erwartungen der Finanzmärkte – beispielsweise mit Blick auf China – sind pessimistisch. Eine neuerliche Zinserhöhung der Federal Reserve Bank zum jetzigen Zeitpunkt hätte somit leicht zu einer niedrigeren Inflationsrate führen können, was die Fed später vielleicht gezwungen hätte, die Geldpolitik erneut zu lockern, also die Zinsen zu senken.
Zur Erinnerung: Die Fed war in den vergangenen Jahren mit ihrer expansiven Geldpolitik sehr erfolgreich. Indem sie billiges Geld zur Verfügung stellte, half sie, die Arbeitslosenquote in den USA von 10 Prozent im Dezember 2009 auf aktuell 5 Prozent zu senken. Die niedrige Arbeitslosigkeit war auch der ausschlaggebende Grund dafür, die Niedrigzinspolitik zu beenden und im Dezember 2015 zum ersten Mal seit 9 Jahren den Leitzins zu erhöhen. Damals kommunizierte die Zentralbank, sie plane weitere Zinserhöhungen in mehreren kleinen Schritten von 0,25 Prozentpunkten.
Nachdem die Fed sich nun gegen eine weitere Erhöhung der Federal Funds Rate entschieden hat, scheint dieser Zinsplan vorzeitig beendet zu sein. Doch die Zinserhöhungen sind nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Die Fed hatte dies nämlich von Anfang an von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen abhängig gemacht – und diese haben sich aktuell verschlechtert.
Notenbankchefin Yellen tut mit ihrer Politik des Abwartens also genau das Richtige: Sie hält sich alle Wege offen, wird später also keine Erwartungen enttäuschen. Zwar möchte sie mittelfristig ein deutlich höheres Zinsniveau erreichen – aber eben nur, wenn die wirtschaftlichen Rahmendaten dies zulassen. Das dürfte bald der Fall sein: Die Geldpolitik der Fed wirkt weiterhin expansiv, was am starken Kreditwachstum zu erkennen ist. Und die USA haben mittlerweile Vollbeschäftigung erreicht, was trotz niedriger Ölpreise schon bald die Inflation anheizen wird.

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