Besonders stark ist die Eintrübung der Lage bei den Investoren im Büromarkt. In diesem Segment gab es einen Rückgang um mehr als 54 Punkte. Hier ist auch der Erwartungswert besonders stark gefallen, er liegt nun bei minus 13,2 – die Mehrheit rechnet also mit weiteren Verschlechterungen der Lage. Typischerweise sind Büromärkte besonders anfällig für konjunkturelle Einbrüche, doch diesmal belasten zusätzlich auch strukturelle Verschiebungen den Markt (Voigtländer, 2020). So könnte der Wunsch der Mitarbeiter nach mehr Homeoffice, in Kombination mit der Notwendigkeit, Kosten zu sparen, die Büronachfrage dauerhaft senken. Nach den Ergebnissen des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) erwarten 48,8 Prozent der Bestandshalter einen Rückgang der Büropreise und über 57 Prozent einen Rückgang der Mieten.
Auch der Handel ist besonders von der Corona-Krise betroffen. Viele Mieter konnten ihre Läden wochenlang nicht öffnen, einige haben bereits auch schon Insolvenz angemeldet. Dennoch wird die Lage mit 41,4 verhältnismäßig gut bewertet. Tatsächlich unterstreicht dies die große Diversität in diesem Segment. Während gerade im so genannten Non-Food-Bereich viele Händler große Probleme haben, stiegen die Umsätze bei Lebensmittelhändlern und in Baumärkten an. Dennoch blickt die Branche insgesamt pessimistisch in die Zukunft, der Erwartungswert liegt bei minus 3,5. 60 Prozent der befragten Unternehmen erwarten dabei fallende Mieten, 72 Prozent sogar fallende Preise.
Beide Immobiliensegmente haben überdies mit Mietausfällen zu kämpfen. Die Bundesregierung erlaubt derzeit Mietern, Mietzahlungen bis zu zwei Jahre zu stunden, ohne dass hieraus ein Kündigungsrecht durch den Vermieter entsteht. Dieses Thema adressierte dieses Mal eine Sonderfrage. 24,4 Prozent der Bürovermieter und 23,8 Prozent der Einzelhandelsvermieter berichten, dass sie von Stundungen „stark betroffen“ sind. Die Auswahlmöglichkeiten waren „stark betroffen“, „gering betroffen“, und „nicht betroffen“. Zum Vergleich: Wohnungsvermieter sind nur zu 1,9 Prozent „stark betroffen“. Weitere 62,2 Prozent (Büro) bzw. 76,2 Prozent (Handel) sind von Mietausfällen nur „gering betroffen“ (Wohnen 94,4 Prozent). Folglich ist jeder befragte Einzelhandelsvermieter entweder stark oder zumindest in geringem Umfang von Mietausfällen betroffen. Eine weitere Sonderfrage zeigt, dass der Einzelhandel auch am stärksten mit Umsatzeinbrüchen in Folge der Corona-Pandemie konfrontiert ist. So gaben 37,5 Prozent der Einzelhandelsvermieter an, stark von sinkenden Umsätzen betroffen zu sein. Bei allen anderen Segmenten gaben nur jeweils rund 20 Prozent der Unternehmen eine starke Betroffenheit an.
Prinzipiell besser sollten Wohnungsvermieter durch die Krise kommen, da die Nachfrage nach Wohnraum weiter hoch ist und Wohnungsmieten weniger stark auf konjunkturelle Einbrüche reagieren. Hinzu kommt, dass die Mietausfälle in diesem Segment weniger massiv sind. Nur 1,9 Prozent der befragten Unternehmen berichten von starken Mietausfällen und 94,3 Prozent von geringen Stundungen. Dennoch bewerten die Wohnungsunternehmen ihre Lage nur noch mit 27,4 von maximal 100 Punkten, ein Minus von 33,6 gegenüber dem Vorquartal. Allerdings bewerten lediglich 8,3 Prozent der Unternehmen ihre Lage tatsächlich als schlecht, die Mehrheit schätzt ihre Lage als befriedigend / saisonüblich ein. Anders als in den anderen Segmenten rechnen darüber hinaus mehr Unternehmen mit einer Steigerung der Mieten (37,5 Prozent) als mit einer Senkung (17,9 Prozent). Außerdem gehen mehr von einer Steigerung der Preise in den nächsten 12 Monaten (26,3 Prozent) als von einer Senkung aus (21,3 Prozent). Auch bei den Projektentwicklern ist die Gesamtsituation positiver als bei den Gewerbevermietern. Zwar gab es hier den größten Einbruch bei der Lagebeurteilung (-65,9), aber nur 5,9 Prozent der Unternehmen beurteilen ihre Lage tatsächlich als schlecht. Hinzu kommt, dass der Erwartungswert in diesem Segment am höchsten ist. Deutlich eingetrübt sind die Erwartungen an die Vorvermietungen. Mittlerweile rechnen 32 Prozent der Projektentwickler mit abnehmenden Vorvermietungen, nur noch 13,8 Prozent mit einer Zunahme. Bei den Vorverkäufen hingegen sind die Erwartungen kaum verändert, was auf die unterschiedlichen Erwartungen hinsichtlich des Gewerbe- und Wohnimmobilienmarktes hindeutet.
Gemeinsam ist allen Unternehmen, dass sie eine Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen erwarten. Während im Vorquartal nur 9,4 Prozent der Befragten von einer Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen ausgegangen sind, waren es im 2. Quartal 42,5 Prozent. Dabei dürften die Unternehmen weniger eine allgemeine Erhöhung des Zinsniveaus fürchten, als vielmehr einen Anstieg der Risikoprämien sowie mehr Eigenkapitalanforderungen.