Hunderttausende U3-Kitaplätze fehlen, Grundschulkinder bekommen keinen Ganztagsbetreuungsplatz und bis 2030 fehlen voraussichtlich 80.000 Lehrer: Damit das deutsche Bildungssystem wieder erfolgreich wird, muss die Politik endlich ihre Hausaufgaben machen.
PISA-Studie: Mangel, Mangel und noch mehr Mangel
Mathe, Lesen und Naturwissenschaften: Im Frühjahr 2022 wurden fast 8.000 Neuntklässler deutschlandweit für die Pisa-Studie getestet, morgen werden die Ergebnisse in Berlin vorgestellt. Bei der vergangenen Erhebung 2018 waren die deutschen Schülerinnen und Schüler zwar besser als der OECD-Schnitt, doch der Trend zeigte deutlich nach unten. Und: In kaum einem anderen Land war der Leistungsunterschied zwischen schwachen und starken Schülern so groß wie in Deutschland.
Der Grund: Die soziale Herkunft hat nach wie vor einen großen Einfluss darauf, wie gut Kinder in der Schule abschneiden – in den vergangenen Jahren hat dieser Zusammenhang sogar noch zugenommen. Vor allem zugewanderte Kinder haben es aufgrund der Sprachbarriere schwerer, dem Unterricht zu folgen. Die Eltern, die im Zweifel auch nicht gut Deutsch sprechen, können nicht so gut unterstützen.
Hundertausende Kitaplätze und Ganztagsplätze fehlen
Die Probleme dürften nicht kleiner werden: IW-Berechnungen zeigen, dass 2023 fast 300.000 U3-Kitaplätze in Deutschland fehlten. Dabei ist gerade die frühkindliche Bildung wichtig, um Lernrückstände auszugleichen. In den Grundschulen ist die Situation nicht besser: Während im Stadtstaat Hamburg jedes Grundschulkind einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz hat und diesen auch bekommt, fehlten bundesweit im Schuljahr 2021/2022 529.000 Ganztagsbetreuungsplätze.
Fachkräftemangel auch an den Schulen
Ein weiteres Problem: Es gibt zu wenige Lehrer, der Fachkräftemangel greift auch hier um sich. Nach IW-Berechnung bräuchte es im Schuljahr 2030/31 987.000 Lehrer, unterrichten werden voraussichtlich aber nur 907.000 Lehrer – eine Lücke von 80.000. Schulleiter sehen in Befragungen den Personalmangel inzwischen als größte Herausforderung für Schulen.
Was also tun? Einerseits müssen die vielen eingewanderten Kinder und ihre Familien besser integriert werden, sie brauchen Sprachförderung, Ganztagsangebote und die Möglichkeit, eine Kita zu besuchen. Andererseits braucht das deutsche Schulsystem mehr Quereinsteiger, um etwa mehr MINT-Lehrkräfte an die Schulen zu bringen. Das sind die Hausaufgaben, die die Politik auf dem Zettel hat, um den Negativ-Trend nachhaltig umkehren.
Erfolgreiche Bildung für alle braucht gute Rahmenbedingungen
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Familien werden ungleich behandelt
IW-Ökonom Wido Geis-Thöne kritisiert in einem Gastbeitrag in der Fuldaer Zeitung den riesigen Flickenteppich bei den Kita-Gebühren. Die Betreuung des Nachwuchses könne je nach Region kostenlos sein, oder richtig ins Geld gehen.
IW
Elternbeiträge für die Kitabetreuung im regionalen Vergleich
Bei der Beteiligung der Eltern an den Kosten für die staatliche und staatlich geförderte Kindertagesbetreuung gehen die Länder sehr unterschiedliche Wege.
IW