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Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 22. Februar 2024

Konjunkturampel: Weiterhin droht Industrie und Bauindustrie eine Rezession

Die Investitionszurückhaltungen der deutschen Wirtschaft haben viel mit der Politik der Bundesregierung zu tun, ergibt eine Analyse von IW-Konjunkturexperte Michael Grömling für die VDI-Nachrichten.

Die schwache Entwicklung der Weltwirtschaft aufgrund der geopolitischen Konflikte und Verwerfungen hat die Wirtschaftsperspektiven in Deutschland für das Jahr 2024 eingetrübt. Dazu kommen die zwar nachlassenden, aber immer noch wirkenden Belastungen durch den Energie- und Inflationsschock. Die meisten Indikatoren der IW-Konjunkturampel signalisieren Bewegungslosigkeit.

Deutsche Unternehmen investieren kaum

Das Gespenst der Rezession spukt weiter – jedenfalls für die Industrie und die Bauwirtschaft. Im Gefolge der andauernden gesamtwirtschaftlichen Schwäche kommt auch die Investitionstätigkeit in Deutschland kaum von der Stelle. Die preisbereinigten Investitionen in Maschinen und Geräte waren in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren rückläufig und sie liegen nunmehr seit fünf Jahren unter dem letzten Höchstwert vom Jahr 2018.

Die insgesamt schlechten Konjunkturaussichten für das Jahr 2024 schlagen sich in ebenfalls schlechten Investitionsperspektiven nieder. Für das Jahr 2024 erwarten zwar 27 % der vom IW befragten Unternehmen höhere Investitionsausgaben als im Jahr 2023. Der Anteil der Betriebe mit geringeren Investitionsbudgets liegt jedoch bei 36 %. Bei knapp einem Drittel der Unternehmen bleiben die Investitionen auf dem schwachen Niveau von 2023.

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Schlechtestes Investitionsklima seit der Finanzkrise von 2008

Der Saldo von positiven und negativen Investitionsplänen ist somit nicht nur deutlich negativ. Vielmehr liegt er nahezu auf dem schwachen Niveau des Vorjahrs, das von einer stark ansteigenden Inflation und der Befürchtung von Energieversorgungsproblemen belastet war. Zudem war das Investitionsklima nur während der globalen Finanzmarktkrise von 2008/2009 schlechter als derzeit.

Mit Blick auf die Branchen weisen nur die Dienstleister mehr oder weniger ausgeglichene Investitionserwartungen auf. Dagegen haben in der Industrie die Pessimisten die Oberhand: Während 28 % der Industriefirmen von höheren Investitionen im Jahr 2024 ausgehen, beabsichtigen 36 % eine Kürzung der Investitionsbudgets.

Ein noch deutlicherer Investitionsrückgang ist gemäß der IW-Umfrage in der Bauwirtschaft zu erwarten. Nur knapp ein Zehntel der Baufirmen plant mit höheren Investitionen als im Jahr 2023, jedoch mehr als die Hälfte mit geringeren Investitionen.

Unternehmen sehen Wirtschaftspolitik der Bundesregierung als Risiko für Investitionen an

Die Ausrichtung der Wirtschaftspolitik stellt für knapp zwei von drei Unternehmen ein Risiko bei ihren Investitionsentscheidungen in Deutschland dar – und zwar in allen Branchen. Gemäß der aktuellen IW-Konjunkturumfrage sind die Unzufriedenheiten mit der Bürokratie und den Regulierungen, den Unternehmenssteuern und der öffentlichen Infrastruktur akute Investitionshemmnisse in Deutschland.

Die aktuellen Ergebnisse bestätigen die Resultate früherer Erhebungen. Offensichtlich wurden aufgrund der damaligen Unternehmensbewertungen der investitionsrelevanten Standortfaktoren keine ausreichenden Verbesserungen in die Wege geleitet. Der fehlende politische Wille verhindert nicht nur, die gegenwärtige Investitionsschwäche in Deutschland zu überwinden. Vielmehr hemmt er auch, die großen Herausforderungen durch die Digitalisierung, die Dekarbonisierung, die demografische Entwicklung und den Aufbau resilienter Lieferketten besser bewältigen zu können.

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