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Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 14 3. März 2023 Zuwanderung aus Nordafrika: Erste Erfolge und weitere Potenziale für die Fachkräftesicherung

Mit dem Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt wird Deutschland in den nächsten Jahren in zunehmendem Maß auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen sein, um massive Engpässe am Arbeitsmarkt zu vermeiden und Wachstum und Wohlstand zu sichern.

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Erste Erfolge und weitere Potenziale für die Fachkräftesicherung
Wido Geis-Thöne IW-Report Nr. 14 3. März 2023

Zuwanderung aus Nordafrika: Erste Erfolge und weitere Potenziale für die Fachkräftesicherung

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mit dem Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt wird Deutschland in den nächsten Jahren in zunehmendem Maß auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen sein, um massive Engpässe am Arbeitsmarkt zu vermeiden und Wachstum und Wohlstand zu sichern.

Gleichzeitig führt der demografische Wandel auch in den anderen EU-Mitgliedsländern zu einem Rückgang der Arbeitskräftepotenziale, sodass der Schwerpunkt einer gezielten Strategie zur Sicherung der Fachkräftebasis durch Zuwanderung im außereuropäischen Bereich liegen muss. Nordafrika ist dabei als eine Fokusregion neben anderen sehr gut geeignet. So liegen die Geburtenzahlen hier noch über dem bestandserhaltenden Niveau, was zur Folge hat, dass das Arbeitsangebot auch längerfristig deutlich wachsen wird. Gleichzeitig hat hier in den letzten Jahren eine starke Bildungsexpansion stattgefunden, sodass Ägypten, Algerien, Libyen und Tunesien im Human Development Index (HDI) der Vereinten Nationen inzwischen als hochentwickelt eingestuft werden. Lediglich Marokko fällt hier vor dem Hintergrund eines bisher niedrigeren Bildungstands der Bevölkerung noch in die Kategorie der Länder mit mittlerem Entwicklungsstand, zu der etwa auch Indien zählt. Im Vergleich zu anderen Regionen spricht für Nordafrika die geografische Nähe. Allerdings hat die Gesamtbevölkerung hier mit 207,0 Millionen Personen im Jahr 2020 nur rund ein Siebtel der Größe Indiens.

Innerhalb der Region ist Ägypten mit 107,5 Millionen Einwohnern mit weitem Abstand am bevölkerungsstärksten und weist so auch die größten Migrationspotenziale auf. Auch war Deutschland bei der Gewinnung von Fachkräften aus Ägypten bereits sehr erfolgreich. So hat sich die Zahl der hierzulande sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ägypter von 3.300 im Juni 2012 auf 17.600 im Juni 2022 mehr als verfünffacht. Gleichzeitig ist auch der Anteil der Beschäftigten an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 64 Jahren zwischen Dezember 2011 und Dezember 2021 von 29,6 Prozent auf 49,6 Prozent gestiegen. Dabei übte im Juni 2022 mit 48,4 Prozent fast die Hälfte von ihnen eine Spezialisten- oder Expertentätigkeit aus, die in der Regel einen Hochschul- oder Fortbildungsabschluss zum Meister, Techniker oder Fachwirt voraussetzt. Auch waren sie besonders häufig im Gesundheitswesen und in der IKT-Branche tätig. Überdies weist Ägypten gegenüber anderen potenziellen Herkunftsländern ausländischer Fachkräfte den Vorteil auf, dass die Position Deutschlands im Wettbewerb mit den anderen Ländern der westlichen Welt vergleichsweise günstig ist, da hier noch nirgends größere ethnische Netzwerke bestehen.

Hingegen haben die Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien einen starken Bezug zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. Allerdings existieren auch in Deutschland etwas größere marokkanische und tunesische Communities, die ihren Ursprung in der Anwerbung von Gastarbeitern in den 1960er- und 1970er-Jahren haben und die Zuwanderung fördern können. Wie bei den Ägyptern war auch bei den sozialversicherungspflichtig beschäftigten Tunesiern zwischen Juni 2012 und Juni 2022 ein starker Anstieg von 8.400 auf 22.600 Personen zu verzeichnen und der Anteil der in Spezialisten- oder Expertenberufen Tätigen unter ihnen lag im Juni 2022 mit 27,8 Prozent ebenfalls hoch. Auch hier zeigen sich also bereits spürbare Erfolge im Hinblick auf die Fachkräftesicherung in Deutschland. Dies dürfte zumindest teilweise der Tatsache geschuldet sein, dass die Online-Plattform „Make it in Germany“ hier, wie auch in Ägypten und Marokko, bereits in den letzten Jahren für die Zuwanderung von Fachkräften nach Deutschland gezielt Werbung gemacht hat. Diese sollte in den nächsten Jahren fortgesetzt und, soweit möglich, durch gezielte Vermittlungsangebote für nordafrikanische Fachkräfte ergänzt werden. Zudem sollten in Nordafrika die teilweise bereits bestehenden Qualifizierungsangebote im Bereich der deutschen Sprache weiter ausgebaut werden.

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