1. Home
  2. Studien
  3. KOFA Kompakt 7/2022: Fachkräftelücke geht im dritten Quartal leicht zurück
Sabine Köhne-Finster / Lydia Malin Gutachten 5. Dezember 2022 KOFA Kompakt 7/2022: Fachkräftelücke geht im dritten Quartal leicht zurück

Im September 2022 erreichte die Zahl der offenen Stellen für Qualifizierte fast 1,3 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Anstieg um etwa 187.000 (plus 17,4 Prozent). Der Wert im September 2022 übersteigt den bisherigen Höchststand von September 2018.

PDF herunterladen
Gutachten
Fachkräftelücke geht im dritten Quartal leicht zurück
Sabine Köhne-Finster / Lydia Malin Gutachten 5. Dezember 2022

KOFA Kompakt 7/2022: Fachkräftelücke geht im dritten Quartal leicht zurück

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Im September 2022 erreichte die Zahl der offenen Stellen für Qualifizierte fast 1,3 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Anstieg um etwa 187.000 (plus 17,4 Prozent). Der Wert im September 2022 übersteigt den bisherigen Höchststand von September 2018.

Die Zahl der Arbeitslosen insgesamt stieg im Vergleich zum Vorjahreswert im September 2022 saisonbereinigt nur geringfügig um etwa 5.000 auf 2,3 Millionen (plus 0,2 Prozent). Während die Zahl der arbeitslosen Qualifizierten im Vergleich zum Vorjahr saisonbereinigt um etwa 57.000 Personen (minus 5,9 Prozent) und die der arbeitslosen Helfer:innen um etwa 14.000 (minus 1,1 Prozent) leicht zurückgingen.

Fachkräftelücke geht im dritten Quartal leicht zurück

Im Verlauf des dritten Quartals stieg die Arbeitslosigkeit insgesamt um 3,0 Prozent (etwa plus 71.400 Arbeitslose – saisonbereinigt). Am deutlichsten ist der Anstieg bei den höher Qualifizierten (Spezialist:innen: etwa 8.000 - plus 6,6 Prozent; Expert:innen: etwa 8.700 - plus 5,9 Prozent). Bei den Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung fiel der Zuwachs mit etwa 3 Prozent (plus etwa 13.000) etwas geringer aus. Auch die Zahl der arbeitslosen Helfer:innen stieg im dritten Quartal um 4,2 Prozent (plus knapp 52.000). Während die Zahl der Arbeitslosen ohne Zuordnung zu einem Anforderungsniveau im Vorjahresvergleich deutlich stieg, ist im dritten Quartal ein leichter Rückgang zu beobachten. In dieser Gruppe ging die Zahl der Arbeitslosen zwischen Juni und September 2022 um 4,2 Prozent zurück (minus etwa 10.000).

Leichter Rückgang der offenen Stellen in vielen Berufsbereichen

Im dritten Quartal 2022 sank die Zahl der offenen Stellen für qualifizierte Bewerber:innen in fast allen Berufsbereichen. Der deutlichste Rückgang mit 4,6 Prozent zeigt sich im Bereich „Sprach-, Literatur-, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Medien, Kunst, Kultur und Gestaltung“, gefolgt von „Kaufmännische Dienstleistungen, Warenhandel, Vertrieb, Hotel und Tourismus“ mit einem Rückgang von 3,4 Prozent. Ein leichter Anstieg war in den vergangenen drei Monaten im Bereich „Naturwissenschaft, Geografie und Informatik“ mit 1,1 Prozent der offenen Stellen zu beobachten und auch der Bereich „Unternehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und Verwaltung“ stieg leicht (plus 1.1 Prozent). In diesen beiden Bereichen zeigt sich auch der größte Stellenzuwachs seit Beginn der Coronakrise im März 2020.

Dringend gesucht: Fachkräfte „Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung“

Die höchste Stellenüberhangsquote konnte im September 2022 im Bereich „Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung“ mit einem Wert von 57,8 Prozent beobachtet werden. Dies bedeutet, dass deutlich mehr als die Hälfte der offenen Stellen in diesem Bereich nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden konnten. Gegenüber dem Vorkrisenniveau im März 2020 stieg die Zahl der offenen Stellen hier zwar weniger als in anderen Berufsbereichen (plus 9,8 Prozent), allerdings ausgehend von einem seit längerem hohen Niveau der Stellenüberhangsquote.

Mehr offene Stellen in Verkehrsberufen

Auf Ebene einzelner Berufsgattungen zeigen sich im dritten Quartal des Jahres 2022 Stellenzuwächse im Bereich der Verkehrsberufe. Darunter finden sich Spezialist:innen im technischen Schiffsbetrieb (plus 110,6 Prozent) und Servicefachkräfte im Straßen- und Schienenverkehr (plus 51,7 Prozent). Auch die offenen Stellen für Triebfahrzeugführer:innen im Eisenbahnverkehr stiegen zwischen Juni und September 2022 um etwa ein Drittel. Im September 2022 waren es über 3.500 offene Stellen für diesen Beruf mit einer besonders ungünstigen Engpassrelation von 15, das heißt 100 offenen Stellen standen bundesweit lediglich 15 entsprechend qualifizierte Arbeitslose gegenüber.

Der Blick auf die Top-5-Berufe nach dem in den offenen Stellen geforderten Anforderungsniveau zeigt außerdem, dass bei den Fachkräften für regenerative Energietechnik im dritten Quartal 2022 weiterhin einen deutlichen Stellenzuwachs (plus 56,8 Prozent) zu beobachten war. Auch Expert:innen für regenerative Energietechnik, die in der Regel über einen akademischen Abschluss verfügen, finden sich in den Top-5-Berufen mit dem größten Stellenzuwachs in den letzten drei Monaten. Hier stieg die Zahl der offenen Stellen um 26,1 Prozent auf 320 offene Stellen.

Rückgang der offenen Stellen im dritten Quartal

Der leicht rückläufige Trend bei den offenen Stellen zeigt sich auch bei den einzelnen Berufen. Den größten prozentualen Stellenrückgang im dritten Quartal verzeichneten Spezialist:innen im Facility-Management mit 55,1 Prozent. Bei den Expert:innen konnte der größte Rückgang bei den Versicherungskaufleuten (minus 50,2 Prozent) beobachtet werden.

PDF herunterladen
Gutachten
Fachkräftelücke geht im dritten Quartal leicht zurück
Sabine Köhne-Finster / Lydia Malin Gutachten 5. Dezember 2022

KOFA Kompakt 7/2022: Fachkräftelücke geht im dritten Quartal leicht zurück

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Die Kosten des Fachkräftemangels
Alexander Burstedde / Galina Kolev-Schaefer IW-Kurzbericht Nr. 27 12. Mai 2024

Die Kosten des Fachkräftemangels

Am deutschen Arbeitsmarkt fehlen derzeit etwa 573.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Wenn Unternehmen diesen Fachkräftebedarf decken könnten, würde das deutsche Produktionspotenzial in 2024 um 1,1 Prozent oder 49 Milliarden Euro höher liegen. Bis zum Jahr 2027 ...

IW

Artikel lesen
Alexander Burstedde / Galina Kolev-Schaefer Pressemitteilung 12. Mai 2024

Fachkräftemangel: Wirtschaft verliert 49 Milliarden Euro

Werkstätten ohne Mechaniker, Baustellen ohne Elektriker und Altenheime ohne Pfleger: In der ganzen Republik fehlen Fachkräfte. Deutschland geht dadurch viel Geld verloren. Denn ohne Fachkräftemangel könnten deutsche Unternehmen in diesem Jahr bei ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880