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Jurek Tiedemann / Dirk Werner Gutachten 12. Februar 2024 KOFA Kompakt 1/2024: Arbeitslose im Fokus – Wege zur Fachkräftesicherung

Nicht alle Arbeitslosen finden eine offene Stelle in ihrem bevorzugten oder erlernten Beruf. In manchen Berufen ist das Angebot an Arbeitskräften deutlich größer als die Nachfrage durch Unternehmen.

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Gutachten
Arbeitslose im Fokus – Wege zur Fachkräftesicherung
Jurek Tiedemann / Dirk Werner Gutachten 12. Februar 2024

KOFA Kompakt 1/2024: Arbeitslose im Fokus – Wege zur Fachkräftesicherung

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Nicht alle Arbeitslosen finden eine offene Stelle in ihrem bevorzugten oder erlernten Beruf. In manchen Berufen ist das Angebot an Arbeitskräften deutlich größer als die Nachfrage durch Unternehmen.

Viele Arbeitslose verfügen über Qualifikationen oder Berufserfahrung, für dies es keine passenden offenen Stellen gibt

Nicht alle Arbeitslosen finden eine offene Stelle in ihrem bevorzugten oder erlernten Beruf. In manchen Berufen ist das Angebot an Arbeitskräften deutlich größer als die Nachfrage durch Unternehmen. Kann eine arbeitslose Person rechnerisch im gewünschten Zielberuf keine offene Stelle finden, gehört sie zur Gruppe des Arbeitslosenüberhangs. Dieser beschreibt die Anzahl an arbeitslosen Personen, für die es derzeit keine offene Stelle im angestrebten oder erlernten Beruf gibt. Im Jahresdurchschnitt zwischen Juni 2022 und Juli 2023 konnten mehr als 280.000 arbeitslose qualifizierte Fachkräfte keine passende offene Stelle in ihrem gewünschten Zielberuf finden. Damit gibt es derzeit für mehr als jeden vierten (28 Prozent) qualifizierten Arbeitslosen keine passende offene Stelle. Bei An- und Ungelernten ist die Situation nochmal angespannter. Mehr als eine Million An- und Ungelernte können rechnerisch keine passende Stelle in ihrem angestrebten Zielberuf finden. In Relation gesetzt bedeutet das, dass es derzeit für acht von zehn (81,4 Prozent) arbeitslosen Helferinnen und Helfern keine passende offene Stelle gibt.

Besonders groß ist der Arbeitslosenüberhang an Fachkräften mit abgeschlossener Berufsausbildung. Sie machen mit einem Überhang von knapp 200.000 mehr als 70 Prozent des Arbeitslosenüberhangs von qualifizierten Arbeitskräften aus. Knapp jede dritte arbeitslose Fachkraft mit abgeschlossener Ausbildung findet derzeit keine passende Stelle im Zielberuf.

Großer Mismatch in Gesundheitsberufen, rechnerisch Potenzial in Verkehrsberufen

Am größten ist der Überhang an qualifizierten Arbeitslosen im Berufsbereich „Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit“. Hier finden knapp 68.000 arbeitslose qualifizierte Arbeitskräfte keine passende offene Stelle im gewünschten Zielberuf. Gleichzeitig gibt es in diesem Berufsbereich eine große Fachkräftelücke, also offene Stellen, die nicht durch passend qualifizierte Arbeitslose besetzt werden können. Zuletzt fehlten durchschnittlich fast 45.000 qualifizierte Fachkräfte in den Berufen dieses Berufsbereichs. Ein zeitgleiches Bestehen einer Fachkräftelücke und eines Überhangs an Arbeitslosen ist kein Widerspruch, sondern ist in mangelnder berufsfachlicher und qualifikatorischer Passung begründet. Unternehmen fragen andere Qualifikationen und Kompetenzen nach als potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten sie vorweisen.

Durch Umschulungen, Teilqualifizierungen, berufliche Umorientierung und Quereinstiege können Arbeitslose ohne passende Stelle ihre Chancen auf eine Beschäftigung deutlich erhöhen. Dies gilt insbesondere bei einem Wechsel in einen Engpassberuf. Auch für Unternehmen stellt dies eine Chance zur Fachkräftesicherung dar.

So gelingt die berufliche Umorientierung

Durch Unterschiede in der Qualifikation von Arbeitslosen und den Anforderungen von Unternehmen kann es trotz Fachkräfteengpässen zu Arbeitslosigkeit kommen. Doch durch Quereinstiege, Weiterbildungen oder Umschulungen kann es gelingen dieses Passungsproblem zu überwinden und ein großes Potenzial zur Fachkräftesicherung freizusetzen. Der Wechselprozess kann von persönlichen und strukturellen Herausforderungen begleitet sein und sollte daher mit Unterstützung oder im Rahmen von Programmen erfolgen. Eine berufliche Neuorientierung kann die Chance zurück in Beschäftigung zu kommen deutlich erhöhen – insbesondere bei einem Wechsel in einen Engpassberuf. Die Wandlungsbereitschaft von Kandidatinnen und Kandidaten ist dabei genauso gefragt wie die Offenheit von Unternehmen. Dazu zählt unter anderem, dass wechselwillige Personen und Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern in Stellenausschreibungen gezielt angesprochen werden. So signalisieren Unternehmen auch Berufswechslerinnen und Berufswechsler als potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten für eine offene Stelle zu berücksichtigen

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Jurek Tiedemann / Dirk Werner Gutachten 12. Februar 2024

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