1. Digitalisierung K1
  2. Dekarbonisierung K2
  3. Demografie K3
  4. De-Globalisierung K4
  5. Klimaschutz und Handel K5
  6. Digitalisierung und China K6
  7. Fachkräfte für die Dekarbonisierung K7
  8. Handlungsempfehlungen K8
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Vera Demary / Jürgen Matthes / Axel Plünnecke / Thilo Schaefer IW-Studie

Gleichzeitig: Wie vier Disruptionen die deutsche Wirtschaft verändern

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Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Deutschland steht vor großen strukturellen Herausforderungen. Die Corona-Pandemie dominiert seit dem Frühjahr 2020 das politische wie wirtschaftliche Handeln. Darüber hinaus gibt es Entwicklungen, die Wirtschaft, Gesellschaft und Staat schon seit einiger Zeit beeinflussen und dies mittel- bis langfristig weiter tun werden: Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und De-Globalisierung.

Diese IW-Studie beschäftigt sich mit diesen vier disruptiv wirkenden Trends. Sie geht auf die konkreten Problemlagen ein, arbeitet ihre Schnittstellen heraus und leitet daraus Handlungsempfehlungen für die Politik ab. Dabei stützt sie sich auch auf eine Unternehmensbefragung im Rahmen des IW-Zukunftspanels.
 

SO GROß DIE HERAUSFORDERUNGEN AUCH SIND: UNTERM STRICH ERGEBEN SICH VIELE CHANCEN.
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Digitalisierung | K1

1.0

Digitalisierung

Die Digitalisierung ist eine Herausforderung, die alle betrifft: die Unternehmen, den Staat und die Gesellschaft insgesamt. In der Wirtschaft gibt es große Unterschiede beim Stand der Digitalisierung – besonders fortgeschritten sind große Unternehmen, Unternehmen in Süddeutschland und solche in städtischen Ballungsräumen.

DIGITALE GESCHÄFTSCHANCEN BIETEN SICH DEUTSCHEN UNTERNEHMEN IM BUSINESS-TO-BUSINESS-BEREICH.

Die Informations- und Kommunikationsbranche ist Vorreiter sowie Treiber der Digitalisierung in anderen Branchen und liefert die erforderliche Technologie. Der Fahrzeugbau, der Maschinenbau und die Elektroindustrie sind bereits überdurchschnittlich stark digitalisiert. Andere Branchen – wie etwa der Handel, Verkehr und Logistik sowie der Tourismus – bleiben hingegen hinter dem Durchschnitt zurück und haben besonders viel Verbesserungspotenzial.

Dabei ist sich ein Großteil der Unternehmen der Relevanz der Digitalisierung durchaus bewusst: Rund zwei Drittel der für diese Studie befragten Unternehmen aus Industrie und industrienahen Dienstleistungen schätzen die Bedeutung der Digitalisierung in den nächsten fünf Jahren für ihr Unternehmen als sehr oder eher groß ein.

Zu den Hemmnissen der Digitalisierung zählt neben rechtlichen Grauzonen und fehlenden Experten vor allem die Unklarheit über den Nutzen, der beispielsweise mit datengetriebenen Geschäftsmodellen einhergeht. Das hiesige Umfeld der Unternehmen, gekennzeichnet durch eine oftmals immer noch nicht zufriedenstellende digitale Infrastruktur sowie ein im internationalen Vergleich unterentwickeltes E-Government, hemmt die weitere Digitalisierung ebenfalls.

Außerdem erhöhen digitale Plattformen aus den USA und China den Wettbewerbsdruck und die Dynamik von Märkten. Im B2C-Segment (Business-to-Consumer) haben Deutschland und Europa dem wenig entgegenzusetzen. Es ist daher umso wichtiger, mit erhöhtem Tempo in der Digitalisierung der Unternehmen und bei der Entwicklung datenbasierter Geschäftsmodelle voranzuschreiten. Hier bietet insbesondere der B2B-Bereich (Business-to-Business) großes unternehmerisches Potenzial.

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Dekarbonisierung | K2

2.0

Dekarbonisierung

Die Verschärfung der Klimaziele durch den Green Deal der EU-Kommission erhöht den Druck auf die deutsche Wirtschaft. Die erforderliche Reduktion der Treibhausgasemissionen kann nur gelingen, wenn statt fossiler Brennstoffe erneuerbare Energien ein­gesetzt und emissions­intensive Produktionsverfahren von klimafreundlichen Technologien abgelöst werden können. 

Die Dekarbonisierung erfordert eine umfangreiche Transfor­mation, die Auswirkungen auf die meisten Bereiche wirtschaftlicher Aktivität hat.

MIT DEM GREEN DEAL HAT DIE EU DIE DEKARBONISIERUNG DER EUROPÄISCHEN VOLKSWIRTSCHAFTEN EINGELEITET.

In der Industrie können die erheblichen Prozessemissionen häufig nur durch einen Wechsel der Produktionstechnologie vermieden werden. Wo das gelingt, kann erneuerbar erzeugter Strom direkt eingesetzt oder indirekt in Form strombasierter Energieträger, beispielsweise als durch Elektrolyse gewonnener (grüner) Wasserstoff, genutzt werden. Es gibt allerdings auch Bereiche mit unvermeid­baren Emissionen, die eine Speicherung oder anderweitige Nutzung von Kohlendioxid (CO2) erforderlich machen. 

Im Verkehrssektor und beim Heizen von Gebäuden ist ebenfalls der Wechsel des Energieträgers der Schlüssel zur Vermeidung von Emissionen. Dazu kann erneuerbar erzeugter Strom entweder direkt oder indirekt genutzt werden. Beispiele sind batterieelektrische Fahrzeuge und der Einbau von Wärmepumpen oder aber strombasierte flüssige oder gasförmige Energieträger, die den CO2-Gehalt der Kraft- und Brennstoffe reduzieren.

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Voraussetzung für die technologische Transformation in allen genannten Bereichen ist die verlässliche Verfügbarkeit großer Mengen erneuerbar erzeugten Stroms. Dazu muss sowohl der Ausbau der Produktion im Inland als auch der Import aus dem Ausland deutlich vorangetrieben werden. Die Kosten für den inländischen Ausbau, die bislang von den Stromverbrauchern getragen werden, aber auch die Kosten für eine Umwandlung von Strom in transportierbare flüssige oder gasförmige Energieträger beschränken bisher die Wettbewerbsfähigkeit der klimafreundlichen Alternativen zu den fossilen Energieträgern. 

Um die Transformation zu bewältigen, bedarf es deshalb nicht nur einer Neuausrichtung der regulatorischen Rahmenbedingungen, sondern auch erheblicher finanzieller Mittel, die sowohl Investitionen als auch die betriebswirtschaftliche Rentabilität klimafreundlicher Geschäftsmodelle ermöglichen.

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(© Dmytro Varavin| iStock)

Demografie | K3

3.0

Demografie

Der demografische Wandel wird in den kommenden zehn bis 20 Jahren zu einem erheblichen Rückgang des Fachkräfteangebots in Deutschland führen. Grundsätzlich können die dämpfenden Wirkungen dieser Engpässe auf die Wachstumsdynamik in Deutschland durch eine Stärkung der Arbeitsproduktivität und damit der Totalen Faktorproduktivität ausgeglichen werden. Dafür wären jedoch zusätzliche Innovationsimpulse notwendig.

Innovationen hängen neben den Forschungs­ausgaben und Neugründungen von der Verfüg­barkeit vor allem von Fachkräften im MINT-Bereich ab (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Für diese ist mit steigenden demografischen Ersatzbedarfen zu rechnen. Das bedeutet, dass ein für zusätzliche Inno­vations­impulse notwendiges höheres Angebot an MINT-Kräften nicht in ausreichendem Maße zu erwar­ten ist. 

Bereits in der Vergangenheit war die Fachkräfteexpansion in innovations- und exportstarken Branchen nur möglich, weil die Potenziale von Älteren, Frauen und Zuwanderern stärker genutzt werden konnten. Die große Bedeutung der Zuwanderung zeigt sich dabei auch in einem stark ansteigenden Anteil der Erfinderinnen und Erfinder mit ausländischen Wurzeln an allen Patentanmeldungen in Deutschland.

FACHKRÄFTESICHERUNG ZÄHLT FÜR DEUTSCHE UNTERNEHMEN ZU DEN TOP-THEMEN DER NÄCHSTEN JAHRE.

In über zwei Dritteln der befragten Unternehmen hat die Fachkräftesicherung in den kommenden fünf Jahren einen eher großen oder sehr großen Stellenwert für die Sicherung ihres Geschäftsmodells. Um die Veränderungsprozesse erfolgreich bewältigen zu können, setzen die befragten Unternehmen auf zusätzliche Investitionen des Staates in Bildung, höhere Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) und die Gewinnung qualifizierter Zuwanderer. Während höhere FuE-Ausgaben und mehr qualifizierte Zuwanderung eher für Unternehmen mit Fachkräfteengpässen von hoher Bedeutung sind, sind Maßnahmen zur Stärkung von Bildung und Forschung auch für Unternehmen sehr wichtig, die große Herausforderungen im Klimaschutz, in der Digitalisierung und im globalen Wettbewerb sehen. 

Bei Bildung, Zuwanderung und Forschung schafft die Corona-Krise neue Probleme: Schulschließungen verschlechtern die Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen. Der Übergang zur beruflichen Bildung und der Abschluss des Studiums werden erschwert. Die in den letzten Jahren gestiegene qualifizierte Zuwanderung ist während der Corona-Krise zurückgegangen. Ferner verschiebt ein Teil der Unternehmen Innovationsprojekte oder kürzt geplante Budgets für Forschung und Entwicklung.

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De-Globalisierung | K4

4.0

De-Globalisierung

Die deutsche Wirtschaft setzt mehr als viele andere vergleichbare Volkswirtschaften auf den Export. In der Exportorientierung liegen große Chancen, zuletzt aber auch zunehmend Risiken, etwa weil die Abhängigkeit von der globalen Nachfrage zunimmt. 

Seit 2008 sind gravierende Krisen sehr viel häufiger als erwartet eingetreten: die globale Finanzmarktkrise, die Euro-Schuldenkrise, die Russland-Krise, der Brexit, De-Globalisierungstendenzen, der Trump’sche Protektionismus, die verschärften geopolitischen Rivalitäten und die Krise der Welthandelsorganisation (WTO).

Der deutsche Außenhandel steht für 88 Prozent des BIP – ein sehr hoher Wert IM VERGLEICH Grosser OECD-Länder.

Diese Entwicklungen haben das deutsche Exportmodell erheblich unter Druck gesetzt und die ökonomische Unsicherheit stark erhöht. Sie gingen einher mit einem deutlichen Anstieg der weltweiten Handelsbarrieren gegenüber deutschen Exporten. Es waren so viele der deutschen Haupthandelspartner gleichzeitig oder nacheinander betroffen, dass auch die breite Diversifizierung der Exportziele nicht mehr ausreichend abfedernd wirkte. In der Folge stockte der Exportmotor in den 2010er Jahren deutlich gegenüber der Zeit zwischen 2000 und 2008.

Mittelfristig droht das deutsche Exportmodell durch Protektionismus und Abkoppelungstendenzen noch mehr unter Druck zu geraten. Denn so entstehen große Anreize für deutsche Unternehmen, Exportmärkte zunehmend durch Produktion vor Ort zu bedienen. Vor allem China setzt gezielt Anreize, dass ausländische Firmen Beschäftigung, Wertschöpfung und sogar Forschung dort ansiedeln statt im eigenen Land. 

Die hohe deutsche Exportorientierung macht besonders anfällig für Verlagerungen von Betriebsstätten auf Kosten des Standorts Deutschland. Da China stärker auf Selbstversorgung setzt, könnte sich ein starker Produktionsfokus auf China aber als problematisch erweisen, wenn deutsche Firmen längerfristig aus China verdrängt werden sollten.

Hinzu kommt der steigende Konkurrenzdruck durch die aufstrebende Wirtschaftsmacht China, sei es durch technologisches Aufholen oder durch staatliche Subventionen und Wettbewerbsverzerrungen. Diese Kombination kann mittelfristig den Wohlstand in Deutschland gefährden. 

Für deutsche Industrieunternehmen ist die Konkurrenz durch chinesische Firmen inzwischen bereits ein größeres Problem als der Protektionismus. Dabei vermuten vor allem diejenigen Firmen, die die chinesische Konkurrenz spüren, dass die Wettbewerbsvorteile Chinas eher durch Subventionen als durch Innovationen entstehen. Daher unter­stützen sie mit großer Mehrheit eine robustere Handels- und Investitionspolitik gegenüber China.

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(© Sven Loeffler| iStock)

Klimaschutz und komparative Vorteile der deutschen Wirtschaft | K5

5.0

Klimaschutz und komparative Vorteile der deutschen Wirtschaft

Ob Energie- und Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft oder nachhaltige Mobilität: Ein breiter Blick auf grüne Technologien verdeutlicht das enorme Potenzial in einem in Zukunft weltweit stark wachsenden Markt. Neben Europa investieren die USA, Japan und China massiv in Klimaschutztechnologien. 

Kann die Wertschöpfungs- und Beschäftigungsbasis in Deutschland im Zuge des globalen Wettbewerbs von diesem enormen Marktwachstum profitieren – oder wird sie da­­durch in Teilen gefährdet? Diese Frage untersucht Kapitel 5 mit einem syste­matischen Ansatz.

Rund 70 Prozent der deutschen Unternehmen erwarten durch den Klimaschutz neue Absatz­chancen. Rund jeder siebte Industriebetrieb glaubt hingegen, sein gefährdetes Geschäftsmodell nicht anpassen zu können. Zudem war die Performance deutscher Exporte und Spezialisierungsvorteile bei enger definierten Klimaschutzgütern – vor allem Gütern für die Gewinnung erneuerbarer Energien – in jüngerer Vergangenheit eher ernüchternd. China hat hier zumeist stark aufgeholt. 

Zur Jahrtausendwende und danach sah man bei vielen dieser Güter noch gute Zukunftsperspektiven für Deutschland. Hersteller wurden oft mit umfangreichen Subventionen unterstützt. Von dieser Förderung haben jedoch gerade bei der Solarenergie vor allem chinesische Unternehmen profitiert. Nach anfänglicher Expansion schrumpfte die deutsche Wertschöpfung deutlich. Der Aufstieg chinesischer Anbieter ist sowohl auf die Standar­disierbarkeit der Solarmodulproduktion als auch auf Subventionen in China zurückzuführen. Beide Faktoren beeinflussen die komparativen Vorteile. Damit zeigt sich, dass die Klimaschutzpolitik die spezifischen Wettbewerbschancen in den Blick nehmen muss.

Im breit gefassten Bereich der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz sind deutsche Anbieter aus etablierten Industriebranchen bislang global gut positioniert. Weltweit besteht ein großer Bedarf an energieeffizienten Maschinen und Anlagen, gerade in Märkten mit besonders hohen deutschen Weltmarktanteilen und komparativen Vorteilen. Hier ist die Ausgangsposition eine andere als bei Gütern zur Gewinnung erneuerbarer Energien, bei denen eine rentable Produktion erst entstehen musste. 

Viele, gerade energieintensive Branchen müssen allerdings aufgrund der Klimaschutzanforderungen erhebliche Transformationsleistungen erbringen, um komparative Vorteile zu erhalten oder neu zu entwickeln. Damit deutsche Standorte attraktiv bleiben, müssen die politischen Rahmenbe­dingungen innovations- und investitionsfreundlich ausgestaltet werden.

KLIMASCHUTZPOLITIK BEEINFLUSST DIE KOMPARATIVEN VORTEILE UND DAMIT DIE WETTBEWERBSFÄHIGKEIT DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT.
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(© Iurii Motov | iStock)

Bedeutung der Digitalisierungsregulierung in China für deutsche Unternehmen | K6

6.0

Bedeutung der Digitalisierungsregulierung in China für deutsche Unternehmen

Bedeutung der Digita­lisierungsregulierung in China für deutsche Unternehmen

Die Digitalisierung kennt keine Grenzen. Gerade für international tätige deutsche Unternehmen ist es daher von großer Relevanz, wie im Ausland mit Digitalisierung umgegangen wird. Die EU, die USA und China haben hier unterschiedliche Herangehensweisen, die zwangsläufig zu Konflikten führen.

Die EU ist durch die Europäische Datenschutz-Grund­verordnung Vorbild für eine zukunftsfähige Digitalregulierung und versucht dabei den Ausgleich zwischen dem Schutz von Konsumenteninteressen und der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Im Unterschied dazu setzen die USA stärker auf die Marktfreiheit und halten sich mit regulatorischen Eingriffen vergleichsweise zurück. 

Eine besondere Rolle spielt China, das hier schwerpunktmäßig betrachtet wird. Das Land setzt ebenfalls stark auf die Digitalisierung als Wachstumsfaktor, doch spielt die Regulierung der digitalen Sphäre auch eine Rolle für die nationale Sicherheit und für die politische Einflussnahme des Staates auf Wirtschaft und Gesellschaft. Diese Vorhaben hat China mit einer Vielzahl von Gesetzen in den letzten Jahren vorangetrieben, sodass die Sicherheit im Internet und die Nutzung von Daten inzwischen umfassend reguliert sind. 

Dies führt zu verschiedenen Herausforderungen für deutsche Unternehmen mit China-Geschäft. Es entstehen hohe Compliance-Kosten und Sanktionsrisiken bei Verstößen. Damit verändern sich die Anreize, in China zu produzieren. Noch relevanter für die Geschäftsstrategie sind weitreichende Zugriffsrechte des chinesischen Staates auf sensible unternehmensinterne Informationen sowie Vorgaben zur Speicherung von Daten in China. 

Vor diesem Hintergrund fürchten rund vier von fünf der im IW-Zukunftspanel befragten deutschen Firmen, dass chinesische Unternehmen durch die Digitalisierungsinvestitionen ihres Staates in den nächsten Jahren einen dauerhaften Wettbewerbsvorsprung haben werden. Über ein Drittel der Firmen, die nach China exportieren, sehen die Speicherung von Daten vor Ort negativ. Und über die Hälfte der Firmen mit Produktion in China rechnet damit, dass der chinesische Markt aufgrund der Unterschiede in der Digitalisierung bald kaum noch durch Exporte, sondern fast nur noch durch Produktion vor Ort bedient werden kann. Dies würde das Fundament des deutschen Geschäftsmodells mit Blick auf China unterminieren. 

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(© gorodenkoff| iStock)

Digitale Fachkräfte für die Dekarbonisierung | K7

7.0

Digitale Fachkräfte für die Dekarbonisierung

Digitale Fachkräfte für die Dekarbonisierung

Ressourceneffizienz gehört in jedes ehrgeizige Klimaschutzpaket. Für den Übergang zu einer treibhausgasarmen Wirtschaft ist ein ressourceneffizientes Kreislaufsystem ein Schlüsselelement. Digitalisierung kann dabei eine wichtige Rolle spielen, da sie Produktionsprozesse grundlegend verändert. 

Der Einsatz digitaler Anwendungen kann die Effizienz bei der Bereitstellung erneuerbarer Energien erhöhen, den Energieverbrauch optimieren, die Nutzung von Strom und Wasserstoff im Verkehr verbessern und smarte Anwendungen in der Landwirtschaft und bei Gebäuden ermöglichen.

Allerdings haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, digitale Lösungen für mehr Ressourceneffizienz einzusetzen. Es fehlt nämlich an Know-how. Auch aus diesem Grund erwarten rund 40 Prozent aller Unternehmen, dass der Bedarf an Fachkräften mit digitalem Expertenwissen in den nächsten Jahren steigen wird. Vor allem IT-Experten sind gefragt. Noch mehr Fachkräfte werden mit digitalen Anwenderkenntnissen und Grundkompetenzen gesucht. 

Die Dekarbonisierung der Wirtschaft erfordert eine stärkere digitale Vernetzung der Sektoren.

Der hohe Bedarf an IT-Kompetenzen ist nicht neu: Bereits von Ende 2012 bis Ende 2020 zeigte sich ein starkes Beschäftigungswachstum von rund 
94 Prozent bei IT-Experten, über 16 Prozent bei IT-Spezialisten und über 59 Prozent bei IT-Fachkräften. In allen Digitalisierungsberufen fehlten im Jahr 2019 insgesamt rund 88.200 Personen. Das Problem, geeignetes Personal für die Umsetzung einer digitalen Dekarbonisierung zu finden, nimmt zu. IT-Fachleute werden zunehmend knapp.

Die digitale Fachkräftelücke hat ihren Ursprung im Bildungssystem. Bis zum Jahr 2019 ist die Zahl der Hochschulabsolventen im Fach Informatik zwar leicht gestiegen und wird auch in den nächsten Jahren noch etwas wachsen. Im Jahr 2020 gab es aber coronabedingt einen Rückgang bei den Studienanfängern. Ferner ergibt sich durch die Schulschließungen die Gefahr sinkender MINT-Kompetenzen der Schülergeneration. 

Im Zuge der Corona-Krise sind zumindest bei der digitalen Infrastruktur an den Schulen Fortschritte erzielt worden. Auch bei den Unternehmen gab es einen Digitalisierungsschub. Er dürfte zu steigender Weiterbildung in den Betrieben führen. An den Hochschulen besteht durch die Digitalisierung der Lehre das Potenzial, berufsbegleitende Weiterbildungsmodule auszubauen. So kann wissenschaftliche Weiterbildung dazu beitragen, den notwendigen Neuqualifizierungsbedarf zugunsten digitaler Lösungen für die Dekarbonisierung zu decken.

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Innovatives Deutschland: eine Agenda für die 2020er Jahre | K8

8.0

Innovatives Deutschland: eine Agenda für die 2020er Jahre

Innovatives Deutschland: eine Agenda für die 2020er Jahre

Deutschland hat umfangreiche Anstrengungen vor sich, um die Heraus­forderungen der dis­rup­­tiv wirkenden Trends – Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und De-Globalisierung – bewältigen zu können.  Bei dieser Transformation steht die Wirtschaft im Mittelpunkt. 

Die entscheidende Handlungsempfehlung für die Digitalisierungspolitik, die umfassend auf alle in dieser Studie adressierten Herausforderungen wirkt, ist der Ausbau der digitalen Infrastruktur. Um besonders die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung voranzutreiben, sollte eine gut ausgestattete Digitalagentur geschaffen werden, die schnell einsatzbereit ist. Die Förderung des europäischen Plattformökosystems GAIA-X soll dazu beitragen, dass Unternehmen an der Datenwirtschaft partizipieren können.

Wesentlich für eine erfolgreiche Dekarbonisierung ist die Verfügbarkeit erneuerbar erzeugter Energie. Dazu werden sowohl inländische Erzeugungskapazitäten als auch Importe regenerativer Energieträger benötigt. In der Klimapolitik kommt es zum einen auf kluge Instrumente an, die Anreize setzen, in klimafreundliche Verfahren und Anlagen zu investieren und sie im Betrieb einzusetzen. Zum anderen ist eine internationale Koordination der Klimapolitik vonnöten. Sonst werden Emissionen lediglich an andere Standorte verlagert statt tatsächlich vermieden.

Die Forschungspolitik sollte durch eine gezielte missionsorientierte Forschungsförderung die Transformation unterstützen und durch einen Ausbau der Forschungszulage die Innovationsaktivitäten der kleinen und mittleren Unternehmen fördern. 

Die Bildungspolitik sollte alle Bildungspotenziale erschließen, die MINT-Kompetenzen stärken und den Transformationsprozess in Digitalisierung, Dekarbonisierung sowie deren Schnittstellen durch eine deutliche Ausweitung der Weiterbildung an Hochschulen begleiten. 

Die Zuwanderungspolitik kann die Fachkräftesicherung durch einen Ausbau der Zuwanderung über das Bildungssystem und bessere Verwaltungsprozesse im Rahmen des neuen Fachkräfteeinwanderungsgeset­zes unterstützen.

In der Handelspolitik geht es für Deutschland und die EU vor allem darum, sich weiter für offene Märkte einzusetzen. Um einen fairen Wettbewerb zu sichern, sind zusätzliche Maßnahmen gegen Wettbewerbsverzerrungen durch China nötig. Die Größe des EU-Binnenmarktes kann dabei genutzt werden, Marktöffnungen durchzusetzen oder Handelsbarrieren abzuwehren.