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Sonja Beer IW-Kurzbericht Nr. 5 17. Januar 2020 Phase-1-Deal führt zu Handelsumlenkung im Energiesektor

Der Phase-1-Deal hat zu einer leichten Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China geführt. Doch das Abkommen könnte teilweise auf Kosten anderer Staaten gehen. Vor allem bei den vereinbarten Energieimporten Chinas würden die USA auf der Lieferantenliste Chinas vom elften Platz im Jahr 2017 auf den ersten Platz im Jahr 2021 vorrücken. Wenn Chinas Energieimporte insgesamt nicht massiv zulegen, würden andere wichtige Energieexporteure darunter stark leiden.

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Phase-1-Deal führt zu Handelsumlenkung im Energiesektor
Sonja Beer IW-Kurzbericht Nr. 5 17. Januar 2020

Phase-1-Deal führt zu Handelsumlenkung im Energiesektor

IW-Kurzbericht

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Der Phase-1-Deal hat zu einer leichten Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China geführt. Doch das Abkommen könnte teilweise auf Kosten anderer Staaten gehen. Vor allem bei den vereinbarten Energieimporten Chinas würden die USA auf der Lieferantenliste Chinas vom elften Platz im Jahr 2017 auf den ersten Platz im Jahr 2021 vorrücken. Wenn Chinas Energieimporte insgesamt nicht massiv zulegen, würden andere wichtige Energieexporteure darunter stark leiden.

Nach einem 18 Monate lang andauernden Handelsstreit haben der amerikanische Präsident Donald Trump und der chinesische Vizepremier Liu He am 15. Dezember die erste Phase eines hart umkämpften Handelsabkommens unterzeichnet. Die amerikanische Regierung wird nicht wie geplant weitere Strafzölle erheben und einige wenige Sanktionen gegen China lockern. Im Gegenzug soll Peking unter anderem die Ausgaben für ausgewählte US-Güter um ca. 200 Milliarden US-Dollar (im Vergleich zum Basisjahr 2017) binnen zwei Jahre erhöhen. Das Handelsabkommen sieht chinesische Zusatzausgaben in Höhe von 32 Milliarden US-Dollar für den Kauf von landwirtschaftlichen Produkten, 77,7 Milliarden US-Dollar für in den USA hergestellte Industrieerzeugnisse, 52,4 Milliarden US-Dollar für US-Energieprodukte und 37,9 Milliarden US-Dollar an US-Dienstleistungen vor. Der sogenannte Phase-1-Deal beinhaltet ferner weitere Kapitel über den Schutz von geistigem Eigentum, über den Technologietransfer und die Währungspolitik.

Der Deal könnte in den kommenden zwei Jahren erhebliche Auswirkungen auf die weltweiten Handelsströme haben. Dieser Kurzbericht analysiert die Auswirkungen des Phase-1-Deals im Bereich Energie für die wichtigsten beteiligten Handelspartner. Im Handelsabkommen werden im Anhang 6.1 im Energiebereich zehn verschiedene Produktgruppen wie Kohle und Ölerzeugnisse aufgeführt. Die Abbildung zeigt die Energieimporte Chinas aus den Top-10-Partnerländern und den USA für die Summe dieser zehn Produktgruppen im Jahr 2017. Laut dem Handelsabkommen hat sich China dazu verpflichtet, die Energieimporte aus den USA in diesen Produktgruppen um 18,5 Milliarden US-Dollar in 2020 und um 33,9 Milliarden US-Dollar in 2021 im Vergleich zum Jahr 2017 zu erhöhen. 2017 lagen die entsprechenden Energieeinfuhren Chi­nas aus den USA nur bei rund 6,8 Milliarden US-Dollar, was ca. 3,2 Prozent der gesamten relevanten Energieimporte Chinas ausmachte. Damit rangierten die USA auf Platz elf unter den wichtigsten Energie-Importpartnern Chi­nas. Bei Umsetzung des Abkommens würde dies im Jahr 2021 einem Energie-Importanstieg Chinas auf knapp 41 Milliarden US-Dollar aus den USA entsprechen. Unter der stark vereinfachten Annahme, dass die gesamten Energieimporte Chinas im Vergleich zu 2017 unverändert bleiben, würde der US-Anteil im Jahr 2021 auf 19 Prozent steigen. Somit würden die USA den ersten Platz unter Chinas Energie-Importpartnern einnehmen. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass die Energieimporte Chinas aus den USA zwischen 2010 und 2017 auf fast das Sechsfache gewachsen sind, allerdings von einem sehr geringen Niveau in 2010 aus.

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Phase-1-Deal könnte zur großen Handels­umlenkung führen

Auch wenn man dies mit einbezieht, dürfte das Abkommen zu einer starken Verdrängung anderer chinesischer Energieimportpartner führen. Dies betrifft vor allem Russland (Importanteil von 12,6 Prozent im Jahr 2017), Saudi-Arabien (10,1 Prozent), Angola (9,6 Prozent), Australien (8,0 Prozent) und den Irak (6,4 Prozent).

Diese rasche und überschlägige Auswertung kann aufgrund der vereinfachten Annahme einer Konstanz der gesamten chinesischen Energieimporte lediglich der Orientierung dienen und muss mit Vorsicht interpretiert werden. Es ist zudem darauf hinzuweisen, dass die Zuteilung der Anteile innerhalb der Produktgruppen nicht eindeutig im Abkommen definiert ist. Ferner konnten zwei Produktgruppen aufgrund von Datenproblemen nicht exakt erfasst werden. Außerdem gibt es Unterschiede zwischen chinesischen Importen aus den USA und amerikanischen Exporten nach China in den gleichen Warengruppen. Trotz dieser Einschränkungen zeigt diese Auswertung deutlich, dass die Auswirkungen des Phase-1-Deals zu einer erheblichen Handelsumlenkung im Energiebereich führen dürfte.

USA wollen ihre Energiedominanz sichern

US-Präsidenten haben stets versucht, die Energieversorgung der USA unabhängig zu machen und auch ihre Energiedominanz sicherzustellen. Durch diesen Deal erhalten die USA einen besseren Zugang zu Chinas Energiemarkt – dem weltweit begehrtesten Markt. Sollte China die Einhaltung des Vertrags respektieren und seine Energieimporte im genannten Ausmaß erhöhen, würde das erhebliche Konsequenzen für die USA und andere Handelspartner mit sich bringen.

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