Die KOFA-Studie 2/2022 zeigt: der Fachkräftemangel im Handwerk nimmt weiter zu. Fehlten im Jahr 2020 etwa 65.000 Handwerkerinnen und Handwerker bundesweit (KOFA-Studie 1/2021), waren es im Jahr 2021 bundesweit durchschnittlich 87.485 und davon allein gut 12.000 in NRW. Somit war der Handwerkermangel im Jahr 2021 größer als im Corona-Jahr 2020 und auch deutlich höher als noch vor zehn Jahren.
KOFA-Studie 2/2022: Fachkräftemangel im Handwerk in NRW – Risiken und Optionen für die Fachkräftesicherung
Institut der deutschen Wirtschaft (IW)
Die KOFA-Studie 2/2022 zeigt: der Fachkräftemangel im Handwerk nimmt weiter zu. Fehlten im Jahr 2020 etwa 65.000 Handwerkerinnen und Handwerker bundesweit (KOFA-Studie 1/2021), waren es im Jahr 2021 bundesweit durchschnittlich 87.485 und davon allein gut 12.000 in NRW. Somit war der Handwerkermangel im Jahr 2021 größer als im Corona-Jahr 2020 und auch deutlich höher als noch vor zehn Jahren.
Der Handwerkermangel ist in NRW etwas weniger stark ausgeprägt als in anderen Bundesländern
Im Vergleich zu anderen Bundesländern hat das Handwerk in NRW weniger Probleme bei der Fachkräftesicherung. Während es in Bayern für sechs von zehn offenen Stellen keinen passend qualifizierten Arbeitslosen gab, traf dies in NRW „nur“ auf drei von zehn offenen Stellen zu. Lediglich in Berlin und Hamburg war der Fachkräftemangel schwächer ausgeprägt. Auch innerhalb NRWs gibt es regionale Unterschiede beim Handwerkermangel. Während es in nördlichen und nordöstlichen Arbeitsagenturbezirken wie Coesfeld und Ahlen-Münster für knapp sieben von zehn offenen Stellen keine passend qualifizierten Arbeitslosen in der Region gab, fehlten in den Ballungszentren von Rhein und Ruhr deutlich weniger Handwerker:innen. In Solingen und Köln waren es weniger als zwei Stellen, die rechnerisch nicht besetzt werden konnten. Dieser regionale Vergleich zeigt daher auch, dass der Handwerkermangel in städtisch geprägten Regionen tendenziell weniger stark ausgeprägt ist.
Dennoch gilt auch in NRW, dass die Arbeitsmarktsituation im Handwerk im Vergleich zu anderen Berufsgruppen deutlich angespannter ist. Im Durchschnitt über alle Berufe hinweg konnten rechnerisch nur gut zwei von zehn offenen Stellen nicht mit Arbeitslosen aus der Region besetzt werden.
Der Handwerkermangel in NRW ist im Bauhandwerk besonders hoch
Auf der Ebene einzelner Berufe war im Jahr 2021 in NRW die Fachkräftelücke in Berufen des Bauhandwerks hoch. Über ein Drittel der Top-5-Engpassberufe nach Anforderungsniveau (also nach Fachkraft-, Meister- und Fortbildungsberufen) kamen dabei aus dem Berufsbereich „Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik“ (sechs von 15). Zahlenmäßig fehlten dabei am meisten Gesellinnen und Gesellen der Bauelektrik. Hier konnten 2.506 der insgesamt 3.537 offenen Stellen rechnerisch nicht besetzt werden. Die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist sowohl bei Gesell:innen als auch bei Meister:innen unter den Top-5-Engpassberufen.
Fachkräfteengpässe werden durch eine steigende Arbeitskräftenachfrage und viele unbesetzte Ausbildungsstellen verstärkt
Seit 2013 ist die Arbeitskräftenachfrage – gemessen an der Zahl offener Stellen und der Beschäftigten - im Handwerkangestiegen. Dabei wurden bis 2017 zunächst vermehrt Gesell:innen gesucht, anschließend verstärkt Meister:innen und Fortbildungsabsolvent:innen. In Anbetracht der starken und weiter steigenden Fachkräfteengpässe ist zudem die große Zahl unbesetzter Ausbildungsstellen kritisch zu bewerten, da die duale Ausbildung der zentrale Pfeiler zur Generierung von Nachwuchsfachkräften im Handwerk ist. Dies gilt in besonderem Maße für NRW, wo die Auswirkungen des demografischen Wandels in den kommenden Jahren noch deutlicher zu spüren sein werden.
Der demografische Wandel könnte die Engpässe zukünftig noch weiter verstärken
In den überwiegend handwerklichen Berufen in NRW sind gut ein Drittel der Beschäftigten über 50 Jahre alt. In den Berufen mit Handwerksanteilen trifft dies auf sogar vier von zehn Beschäftigten zu. Da diese in den kommenden 15 Jahren das Renteneintrittsalter erreichen und vermutlich aus dem Erwerbsleben ausscheiden werden, ergeben sich enorme Ersatzbedarfe.
Da die nachkommenden Altersgruppen deutlich weniger Personen umfassen als die der heute über 50-Jährigen und zudem immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, besteht das Risiko, dass sich der Fachkräftemangel weiter zuspitzen wird.
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