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Wohlstandsindikatoren Umwelt-Service 13. Mai 2013 Produktivitätsfortschritte sind entscheidend

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als dominierender Indikator für Wirtschaftskraft und -leistung eines Landes in einem bestimmten Zeitraum ist seit einiger Zeit in der Kritik. Teilweise ist diese Kritik von dem Wunsch getragen, das BIP um eine umfassende Vermögensbilanz zu ergänzen.

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Produktivitätsfortschritte sind entscheidend
Wohlstandsindikatoren Umwelt-Service 13. Mai 2013

Produktivitätsfortschritte sind entscheidend

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als dominierender Indikator für Wirtschaftskraft und -leistung eines Landes in einem bestimmten Zeitraum ist seit einiger Zeit in der Kritik. Teilweise ist diese Kritik von dem Wunsch getragen, das BIP um eine umfassende Vermögensbilanz zu ergänzen.

Dabei geht es nicht um einen Vermögensstand, sondern um Einkommensströme. Zusätzliche Themenbereiche können helfen, Inkonsistenzen zwischen der Vermögens- und der Stromrechnung in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zu verringern. Überschaubare Indikatorsets können die politische Diskussion befruchten und empirische Grundlagen bezüglich der Zielerreichung bereitstellen.

In den letzten Jahren wird daher eine Erweiterung der Basis für ein neues Wohlstandsmaß diskutiert. In Deutschland befasste sich die Enquete-Kommission des Bundestages „Wohlstand, Wachstum, Lebensqualität“ mit diesem Thema. Im April dieses Jahres legte sie ihren Abschlussbericht vor. Das Ergebnis ist ein Konzept mit zehn Leitindikatoren und neun sogenannten Warnlampen zu den drei Dimensionen des Materiellen, des Sozialen und des Ökologischen. Sie erhielten den Namen „W³-Indikatoren“.

Die drei Leitindikatoren zur Umweltdimension sind die nationalen Treibhausgasemissionen, der Stickstoffüberschuss und die Artenvielfalt, die auch in den Fortschrittsberichten des Nachhaltigkeitsrats mit seinem noch weiteren Indikatorset enthalten sind. Die drei Warnlampen für die Umweltdimension bestehen in dem jeweiligen globalen Maß für die drei Indikatoren. Während die nationale Artenvielfalt ein wichtiges Maß für den Zustand der Natur in Deutschland ist und der Stickstoffüberschuss die Belastungen von Boden und Wasser durch die Landwirtschaft beschreibt, bezieht sich die nationale Treibhausgasemission nicht auf eine Zustandsgröße in Deutschland, sondern auf den Beitrag Deutschlands zum globalen Klimaschutz und Klimawandel.

Die Frage nach geeigneten Umweltindikatoren für ein erweitertes Wohlstands- und Fortschrittsmaß wurde im April 2013 auch den 167 Teilnehmern des IW-Umweltexpertenpanels vorgelegt. Zur Auswahl standen die Indikatoren der Nachhaltigkeitsstrategie mit Umweltbezug. Die Teilnehmer wurden gebeten, sich ebenfalls für drei Indikatoren zu entscheiden. Ihre Antworten stehen für eine andere Auswahl als die der Enquete-Kommission. Den größten Zuspruch erhielten Produktivitätsmaße: die Ressourcenproduktivität und die Energieproduktivität. Produktivitätsmaße sind gut mit dem Konzept der Entkopplung vereinbar, mit welchem sich das Spannungsverhältnis zwischen Wirtschaft und Umwelt entschärfen lässt.

Ein hoher Anteil der Nennungen bezieht sich außerdem auf Indikatoren zu Energie und Klima: der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch, die nationalen Treibhausgasemissionen und der Energieverbrauch des Verkehrs im Verhältnis zum BIP.

Der Zustand der Umwelt ist der dritte Themenbereich, der von der Wirtschaft hervorgehoben wird. Dies zeigt sich in den Nennungen zur Schadstoffbelastung der Luft und zur nationalen Artenvielfalt und Landschaftsqualität. Weniger nah liegt den Teilnehmern des Umweltexpertenpanels die Landwirtschaft. Kaum ein Befragter richtete die Aufmerksamkeit auf den Stickstoffüberschuss.

Aus den Antworten der Umweltexperten lässt sich ein Vorschlag für drei Indikatoren entwickeln, der die häufigsten Nennungen berücksichtigt und Überschneidungen vermeidet. Diese drei Indikatoren könnten sein: Ressourcenproduktivität, Anteil der erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch und nationale Artenvielfalt. Ressourcenproduktivität misst allgemein den Umgang mit knappen Ressourcen; der Anteil der erneuerbaren Energien gibt an, wie weit fossile Brennstoffe ersetzt werden konnten; und die Artenvielfalt signalisiert, welche Umweltqualität unsere Wirtschafts- und Lebensweise zum Ergebnis hat.

Zur Enquete-Kommission auf der Website des Deutschen Bundestags

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