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Dominik H. Enste / Vera Erdmann / Tatjana Kleineberg Gutachten 18. Januar 2011 Mythen über die Mittelschicht

Wie schlecht steht es wirklich um die gesellschaftliche Mitte?

Gutachten
Mythen über die Mittelschicht
Dominik H. Enste / Vera Erdmann / Tatjana Kleineberg Gutachten 18. Januar 2011

Mythen über die Mittelschicht

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Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Wie schlecht steht es wirklich um die gesellschaftliche Mitte?

Die Mittelschicht ist ein wichtiger Pfeiler der deutschen Gesellschaft, aber es ranken sich auch viele Mythen um sie. Diese Mythen basieren vielfach auf einseitigen Interpretationen der vorliegenden Daten oder lassen sich in der Realität gar nicht bestätigen. So zeigt sich weder ein langfristiger Trend zur Schrumpfung der Mittelschicht noch eine deutliche Zunahme der Einkommensunterschiede zwischen den Schichten. Statistisch gemessene Abstiege aus der Mittelschicht sind zudem vielfach nicht die Folge von Einkommenseinbußen, sondern ergeben sich aufgrund der Definition der Mittelschicht und veränderten gesellschaftlichen Strukturen. Der Aufstieg in die Mittelschicht aus der unteren Einkommensschicht ist generell nicht leicht, aber in Deutschland auch nicht schwieriger als in Ländern wie beispielsweise den USA. Außerdem kann auch eine heterogene Gesellschaft, sofern gute Aufstiegschancen bestehen, sozialen Frieden und soziale Gerechtigkeit bieten.

Trotzdem bestehen im Zusammenhang mit der Mittelschicht in Deutschland auch Probleme: So ist die soziale Aufwärtsmobilität aus der unteren Einkommensschicht in die Mittelschicht zwar durchaus gegeben, aber dennoch ausbaufähig und förderungsbedürftig. Die diesbezügliche subjektive Wahrnehmung der Bundesbürger ist jedoch deutlich pessimistischer als in anderen Nationen. Auch die Diskrepanzen zwischen der subjektiven Abstiegsangst und dem objektiven Abstiegsrisiko sind auffallend. Besorgniserregend ist dies vor allem, weil es den Nährboden für Forderungen nach einem starken sozialen Sicherheitsnetz bilden kann, das häufig mit Fehlanreizen und im Extremfall mit Sozialstaatsfallen verbunden ist. In der Folge reduzieren sich auch die tatsächlichen Aufstiegschancen. Da Deutschland aber deutlich chancengerechter ist, als es wahrgenommen wird, kann dieser Kreislauf durch das Verfolgen der sogenannten A + B = C Gleichung durchbrochen werden: Mit Einstieg durch Arbeit (A) und Aufstieg durch Bildung (B) kann Chancengerechtigkeit (C) hergestellt werden. Dieses Leitbild verlangt nach einer Politik, die eine selbstbestimmte Lebensführung und Aufstiegsmobilität durch Bildungs- und Erwerbsintegration als Weg in die gesellschaftliche Mitte ermöglicht. So lassen sich eine höhere Akzeptanz der Sozialen Marktwirtschaft und eine größere Zufriedenheit der Menschen in Deutschland erreichen.

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