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Jürgen Matthes IW-Report Nr. 10 30. März 2021 Wettbewerbsverzerrungen durch China: Akademische Evidenz und Ergebnisse einer Befragung deutscher Unternehmen

Die Kombination von Chinas Größe, dem steigenden Konkurrenzdruck durch China, seinem rapiden technologischen Aufholen und den Wettbewerbsverzerrungen des Staatskapitalismus kann zu einer Gefährdung des Wohlstands in Deutschland führen. Daher ist es wichtig, das Ausmaß des Konkurrenzdrucks und der Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Subventionen Chinas abzuschätzen.

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Akademische Evidenz und Ergebnisse einer Befragung deutscher Unternehmen
Jürgen Matthes IW-Report Nr. 10 30. März 2021

Wettbewerbsverzerrungen durch China: Akademische Evidenz und Ergebnisse einer Befragung deutscher Unternehmen

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Die Kombination von Chinas Größe, dem steigenden Konkurrenzdruck durch China, seinem rapiden technologischen Aufholen und den Wettbewerbsverzerrungen des Staatskapitalismus kann zu einer Gefährdung des Wohlstands in Deutschland führen. Daher ist es wichtig, das Ausmaß des Konkurrenzdrucks und der Wettbewerbsverzerrungen durch staatliche Subventionen Chinas abzuschätzen.

Ein kurzer Literaturüberblick über die verfügbare Evidenz zum chinesischen Subventionssystem zeigt, dass China staatliche und private Unternehmen in einem umfassenden und intransparenten Maß subventioniert. Fallstudien der OECD für einzelne Sektoren deuten stark darauf hin, dass China in deutlich größerem Maß subventioniert als andere Länder.

Vor diesem Hintergrund wurden deutsche Unternehmen im Rahmen des IW-Zukunftspanels befragt. Die Ergebnisse sprechen eine recht deutliche Sprache. So wird die Relevanz des Konkurrenzdrucks durch China in den nächsten fünf Jahren von internationalisierten Unternehmen als relativ hoch eingeschätzt. Beispielsweise sagen rund 42 Prozent der Firmen, die nach China exportieren, dass sie dem Konkurrenzdruck durch chinesische Unternehmen einen (eher oder sehr) hohen Stellenwert beimessen. Zudem zeigt sich, dass chinesische Firmen durchaus als leistungsfähig und innovativ eingeschätzt werden. Zu dieser Frage sagen beispielsweise 23 Prozent der befragten Firmen mit Auslandsproduktion „ja“ und 31 Prozent „eher ja“. Doch die Zustimmung zur Relevanz von Wettbewerbsverzerrungen ist noch deutlich größer. Der Frage, ob Subventionen der chinesischen Konkurrenz einen Wettbewerbsvorteil ermöglichen, stimmen 39 Prozent der Firmen mit Auslandsproduktion mit „Ja“ zu und weitere 39 Prozent mit „eher ja“. Bemerkenswert ist, dass die Zustimmungsanteile bei beiden Fragen mit der wirtschaftlichen Nähe zu China zunehmen. So antworteten rund sieben von zehn Unternehmen, die den Konkurrenzdruck durch chinesische Firmen als sehr groß empfinden, auf die Frage nach der Relevanz staatlicher Subventionen mit „ja“ und knapp zwei von zehn mit „eher ja“.

Die Unternehmen wurden darüber hinaus danach befragt, welchen Stellenwert sie in den kommenden fünf Jahren einer robusteren Handels- und Investitionspolitik gegenüber chinesischen Wettbewerbsverzerrungen beimessen. Auch hier zeigen sich bemerkenswert hohe Zustimmungsraten unter Industriefirmen und internationalisierten Unternehmen. Zum Beispiel halten von den befragten Firmen mit einem hohen Exportanteil rund 23 Prozent ein robusteres Vorgehen gegenüber China für sehr wichtig und weitere 39 Prozent für eher wichtig. Bemerkenswert ist, dass die Zustimmungsraten auch bei Firmen mit Export nach oder Produktion in China ähnlich hoch oder noch etwas höher sind, obwohl diese Unternehmen vermutlich Gegenmaßnahmen Chinas fürchten müssen. Unter Firmen, die einen sehr hohen Konkurrenzdruck durch chinesische Unternehmen verspüren, befürworten sogar mehr als zwei von drei Unternehmen mit Nachdruck („sehr wichtig“) eine robustere Politikausrichtung. Sie sind offenbar überzeugt, dass dies nötig ist, um den Wettbewerbsverzerrungen durch chinesische Staatssubventionen entgegenzuwirken, die von diesen Firmen wie aufgezeigt sehr deutlich wahrgenommen werden.

Das Antwortverhalten der deutschen Unternehmen kann damit als dringender Appell an die europäische und deutsche Wirtschaftspolitik interpretiert werden, Maßnahmen zu ergreifen, um faire Wettbewerbsbedingungen („level playing field“) zu gewährleisten. Empfehlungen dazu finden sich in Matthes (2020a, b und c).

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