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Helena Schneider / Sandra Vogel IW-Report Nr. 15 30. April 2018 Eine Auswertung des Sozioökonomischen Panels: Tarifbindung der Beschäftigten in Deutschland

Auswertungen auf Grundlage des Sozioökonomischen Panels zeigen, dass gut 53 Prozent der Beschäftigten in Deutschland nach einem Flächen-, Haustarifvertrag oder außertariflich bezahlt werden. Der Anteil der Arbeitnehmer, die von tarifvertraglichen Regelungen profitieren, steigt sogar auf über 63 Prozent an, wenn man Beschäftigte mit am Flächentarif orientierten Verdiensten mit zu dieser Gruppe zählt.

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Tarifbindung der Beschäftigten in Deutschland
Helena Schneider / Sandra Vogel IW-Report Nr. 15 30. April 2018

Eine Auswertung des Sozioökonomischen Panels: Tarifbindung der Beschäftigten in Deutschland

IW-Report

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Auswertungen auf Grundlage des Sozioökonomischen Panels zeigen, dass gut 53 Prozent der Beschäftigten in Deutschland nach einem Flächen-, Haustarifvertrag oder außertariflich bezahlt werden. Der Anteil der Arbeitnehmer, die von tarifvertraglichen Regelungen profitieren, steigt sogar auf über 63 Prozent an, wenn man Beschäftigte mit am Flächentarif orientierten Verdiensten mit zu dieser Gruppe zählt.

Dabei sind Männer und Frauen sowie Arbeitnehmer aller Altersklassen ähnlich gut durch tariflich geregelte Arbeitsbedingungen abgedeckt. Auch Befristungen finden sich in ähnlichem Umfang unter nach Tarifvertrag bezahlten sowie tarifungebundenen Arbeitnehmern. Dennoch gibt es Bereiche, in denen Tarifbindung auffällig selten zu finden ist. So werden nur 29 Prozent der Arbeitnehmer in geringfügiger Beschäftigung nach einem Tarifvertrag oder außertariflich bezahlt. Zudem weisen einige Branchen sehr geringe Tarifbindungsquoten auf. Das Gastgewerbe und der Bereich Information und Kommunikation fallen mit Tarifbindungsquoten von unter 40 Prozent gegenüber Bereichen wie Erziehung und Unterricht (71 Prozent) oder dem Bergbau und der Energie- und Wasserversorgung (75 Prozent) stark ab. Außerdem scheint ein strukturelles Organisationsproblem bei kleinen und mittleren Unternehmen zu bestehen. Während die Tarifbindungsquote unter den Befragten aus Unternehmen mit 2.000 oder mehr Mitarbeitern bei 73 Prozent liegt, geben nur knapp 26 Prozent der Befragten aus Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten an, dass ihr Unternehmen flächen- oder haustarifgebunden ist. Wenig überraschend ist, dass in Betrieben mit einem Betriebsrat deutlich mehr Beschäftigte nach Tarifvertrag bezahlt werden als in Betrieben ohne Betriebsrat. Wer in einem tarifgebundenen Betrieb angestellt ist, bleibt im Durchschnitt länger als jemand, der in einem nicht-tarifgebundenen Betrieb arbeitet.

Die Gewerkschaften befinden sich dabei zunehmend in einem Dilemma: Die Tarifbindung ist seit Jahren rückläufig und neue Mitglieder müssen zur Stärkung der gewerkschaftlichen Basis gewonnen werden. Ein Tarifvertrag muss daher potenziellen neuen Mitgliedern Vorteile beispielsweise in Form von Lohnsteigerungen oder Arbeitszeitmodellen bieten, die ihren Wünschen entsprechen. Zu hohe Tarifabschlüsse drängen zugleich jedoch weniger starke Unternehmen aus der Tarifbindung. Gewerkschaften müssen entsprechend Tarifverträge verhandeln, die für Arbeitnehmer und Unternehmen attraktiv sind, um die Tarifbindung in Deutschland zu stärken.

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Helena Schneider / Sandra Vogel IW-Report Nr. 15 30. April 2018

Helena Schneider / Sandra Vogel: Tarifbindung der Beschäftigten in Deutschland – Eine Auswertung des Sozioökonomischen Panels

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