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Saskia Dieke / Hagen Lesch Gewerkschaftsspiegel Nr. 3 4. September 2017 Gewerkschaften: Die demografische Zeitbombe tickt

Eine Analyse der Altersstruktur von Gewerkschaften in 16 europäischen Ländern zeigt, dass jüngere Arbeitnehmer seltener Mitglied einer Gewerkschaft sind als ältere. Damit droht sich der vielfach beobachtbare Mitgliederschwund in den nächsten Jahren fortzusetzen.

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Die demografische Zeitbombe tickt
Saskia Dieke / Hagen Lesch Gewerkschaftsspiegel Nr. 3 4. September 2017

Gewerkschaften: Die demografische Zeitbombe tickt

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Eine Analyse der Altersstruktur von Gewerkschaften in 16 europäischen Ländern zeigt, dass jüngere Arbeitnehmer seltener Mitglied einer Gewerkschaft sind als ältere. Damit droht sich der vielfach beobachtbare Mitgliederschwund in den nächsten Jahren fortzusetzen.

Datengrundlage ist das European Social Survey – eine sozialwissenschaftliche Erhebung, die seit 2002 alle zwei Jahre europaweit durchgeführt wird. Dabei befasst sich der Survey auch mit der Gewerkschaftszugehörigkeit. Die konkrete Fragestellung lautet: „Sind Sie gegenwärtig oder waren Sie früher Mitglied einer Gewerkschaft oder einer ähnlichen Organisation?. Wenn ja, sind Sie gegenwärtig oder waren Sie früher Mitglied?“. Um die effektive Verankerung der Gewerkschaften zu bestimmen, wurde die Personenauswahl für diese Auswertung auf abhängig Beschäftigte im Alter von 16 bis 65 Jahren beschränkt.

Die letzten Daten aus dem Jahr 2014 zeigen, dass der Organisationsgrad beträchtlich streut (Grafik). Er liegt zwischen 5 Prozent in Ungarn und 69 Prozent in Dänemark. Deutschland liegt mit 16 Prozent im Mittelfeld. Unabhängig vom Niveau des Organisationsgrads tickt aber eine demografische Zeitbombe. Das zeigen die Organisationsgrade nach Altersklassen. So sind jüngere Arbeitnehmer im Alter von 16 bis 30 Jahren seltener tarifgebunden als die Arbeitnehmer anderer Altersgruppen. In Schweden ist etwas mehr als jeder Dritte unter den 16- bis 30-Jährigen Gewerkschaftsmitglied, aber mehr als drei von vier Arbeitnehmern zwischen 51 und 65 Jahren. Im Vereinigten Königreich ist bei den Jüngeren jeder achte, bei den Älteren aber fast jeder vierte Arbeitnehmer organisiert, in Deutschland etwa jeder zehnte bei Jüngeren und etwas mehr als jeder fünfte bei den Älteren. Bleibt die Mitgliedschaftsneigung einer Alterskohorte im Zeitablaufkonstant, kommt auf die Gewerkschaften ein strukturelles Problem zu. Wenn die älteren Kohorten sukzessive aus dem Erwerbsleben ausscheiden, geht der Organisationsgrad zurück.

Damit dürfte sich der negative Mitgliedertrend bei den Gewerkschaften auch in den nächsten Jahren fortsetzen. Dies schwächt die Durchsetzungsfähigkeit der Gewerkschaften und könnte dazu führen, dass sich immer weniger Betriebe dafür entscheiden, Tarifverträge anzuwenden. In einigen Ländern ist schon jetzt erkennbar, dass der Staat dies zum Anlass nimmt, den Geltungsbereich von Tarifverträgen gesetzlich auszuweiten.

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