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Alexander Burstedde / Regina Flake / Lydia Malin / Paula Risius / Dirk Werner Gutachten 11. Juni 2018 Arbeitsmarktsituation und Gestaltungsmöglichkeiten: Fachkräfte für die digitale Transformation

Die Studie untersucht die Fachkräftesituation in Digitalisierungsberufen. Für die digitale Transformation mangelt es in Deutschland vielerorts an qualifiziertem Personal. Große Familienunternehmen sind in besonderem Maße betroffen. Die Studie gibt Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Politik.

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Gutachten
Fachkräfte für die digitale Transformation
Alexander Burstedde / Regina Flake / Lydia Malin / Paula Risius / Dirk Werner Gutachten 11. Juni 2018

Arbeitsmarktsituation und Gestaltungsmöglichkeiten: Fachkräfte für die digitale Transformation

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Die Studie untersucht die Fachkräftesituation in Digitalisierungsberufen. Für die digitale Transformation mangelt es in Deutschland vielerorts an qualifiziertem Personal. Große Familienunternehmen sind in besonderem Maße betroffen. Die Studie gibt Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Politik.

Fachkräfteengpässe nehmen zu. Besonders gravierend sind sie in den Kernberufen der Digitalisierung, die für große Familienunternehmen eine zentrale Bedeutung aufweisen.

Die Zahl der Fachkräfteengpässe in Deutschland steigt und erfasst immer mehr Berufe und Regionen. In einigen Berufsfeldern mangelt es vor allem an Fachkräften mit Aus- oder Fortbildungsabschluss, in anderen fehlen Akademiker.

Die Auswertung von Online-Stellenanzeigen großer Familienunternehmen hat ergeben, dass für sie vier technisch geprägte Berufsfelder, denen zur Gestaltung der digitalen Transformation eine zentrale Bedeutung zukommt, eine besondere Relevanz aufweisen.

Die IT-Berufe weisen eine starke Beschäftigungsdynamik auf. Es gilt, die Aus- und Weiterbildung zu stärken und Quereinstiege zu fördern.

Die IT-Berufe sind ein hochqualifiziertes Berufsfeld mit einem sehr hohen Beschäftigungsaufbau, der jedoch hinter den Wünschen der Unternehmen immer noch deutlich zurückbleibt. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ist in nur zwei Jahren um 50 Prozent gestiegen. Im Süden Deutschlands sind die Fachkräfteengpässe stärker als im Norden.

In den IT-Berufen besteht derzeit eine sehr hohe Nachfrage nach Experten in den Fachrichtungen Informatik und Wirtschaftsinformatik. Zudem mangelt es an Softwareentwicklern sowie an Hybrid-Qualifikationen in Schnittstellenberufen wie beispielsweise bei Anwendungsberatern oder im ITVertrieb.

Die Berufsausbildung in den technischen IT-Berufen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Nachfrage seitens der Bewerber ist hoch und bietet weiteres Ausbaupotenzial zur Qualifizierung von Fachkräftenachwuchs für große Familienunternehmen. Insbesondere in Nord- und Ostdeutschland sind viele Bewerber unversorgt, während Unternehmen von Nordrhein-Westfalen bis Bayern sowie in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg häufig nicht alle Lehrstellen besetzen können. Hier sollten überregionale Rekrutierungspotenziale genutzt werden.

Da im IT-Berufsfeld traditionell viele Quereinsteiger ohne einschlägige Berufsabschlüsse arbeiten, sollten Unternehmen sich auf die tatsächlichen Fähigkeiten von Bewerbern fokussieren.

Familienunternehmen könnten das gut ausgebaute berufliche Weiterbildungssystem intensiver nutzen, da es die Qualifizierung der sehr gefragten IT-Experten ermöglicht.

Die Hochschulen können die hohe Nachfrage nach IT-Absolventen derzeit nicht befriedigen. In der Mitte und im Osten Deutschlands werden verhältnismäßig viele Absolventen ausgebildet, denen jedoch nur eine geringe regionale Nachfrage gegenübersteht. Hier können Familienunternehmen gezielt anwerben.

In Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufen fehlen vor allem beruflich Qualifizierte, weshalb Ausbildung und überregionale Rekrutierung gestärkt werden sollten.

Die Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe sind das größte in dieser Studie untersuchte Berufsfeld. Fachkräfte mit Berufsausbildung stellen über 70 Prozent der Belegschaften. Bei den gemeldeten Stellen liegt ihr Anteil noch höher.

Insgesamt ist in 14 von 19 betrachteten Berufen ein Fachkräfteengpass zu verzeichnen, weil weniger als zwei Arbeitslose auf eine gemeldete offene Stelle kommen. Den gravierendsten Mangel gibt es an beruflich qualifizierten Fachkräften, etwa in der Maschinenbau- und Betriebstechnik oder in der Kraftfahrzeugtechnik.

Bei Experten mit Diplom oder Masterabschluss ist die Lage dank stark gestiegener Absolventenzahlen inzwischen entspannter, wenn auch weiterhin eng. Insbesondere Maschinenbauingenieure sind gefragt. Regional konzentrieren sich die Absolventen stärker als in anderen Berufsfeldern. Familienunternehmen sollten daher prüfen, an welchen Hochschulen sich die Rekrutierung lohnt, auch wenn diese nicht im direkten Einzugsgebiet liegt.

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Für die digitale Transformation fehlen Fachkräfte mit Berufsausbildung

Anteil der Stellen verschiedener Berufe, die 2017 nicht im Arbeitsagenturbezirk des Unternehmens besetzt werden konnten

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Auch Spezialisten sind gefragt, beispielsweise Fahrzeugtechnikmeister. Die Weiterbildungsbeteiligung Beschäftigter im Fahrzeugbau ist relativ hoch. Die Weiterbildung vorhandener Fachkräfte könnte aber noch stärker unterstützt werden. „

In Ostdeutschland bleiben deutlich mehr Lehrstellen unbesetzt als im Westen. In Schleswig-Holstein, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Hessen, aber auch in Berlin-Brandenburg blieben hingegen viele Ausbildungsbewerber unversorgt. Insgesamt sollte das Ausbildungsangebot gesteigert werden, auch Potenziale für überregionale Rekrutierung sind vorhanden.

Dem Fachkräftemangel in Mechatronik-, Energie- und Elektrotechnikberufen sollte durch mehr Ausbildung und Auslandsrekrutierung begegnet werden.

Die Beschäftigungszahlen in Mechatronik-, Energie- und Elektrotechnikberufen stagnieren, weil die vielen offenen Stellen aufgrund eines anhaltenden und flächendeckenden Fachkräftemangels nicht besetzt werden können. Insbesondere bei beruflich Qualifizierten liegen schwerwiegende Engpässe vor. Mechatroniker und Bauelektriker gehören zu den gefragtesten Arbeitnehmern in Deutschland überhaupt. In Elektrotechnik sind zudem die Belegschaften überaltert und werden beim Renteneintritt große Lücken hinterlassen.

Die Zahl der Studienabsolventen ist deutlich gestiegen und hat in diesem Segment für eine Entspannung gesorgt. Inzwischen verschärft sich die Fachkräftesituation jedoch auch hier wieder.

Seit 2014 ist die Fachkräftesituation bei Spezialisten angespannter als bei Experten. Hier könnten große Familienunternehmen ihre Mitarbeiter stärker zu Fortbildungen motivieren.

Das größte Potenzial liegt in einer weiteren Steigerung der Ausbildungsleistung. Auch wenn diese seit 2009 um 16 Prozent gestiegen ist, reicht dies noch nicht aus, insbesondere beim Mechatroniker. In der Nordhälfte Deutschlands sowie in Hessen wäre eine deutliche Ausweitung der Ausbildungsleistung möglich, da dort noch Bewerber unversorgt bleiben. Vor allem im Osten bleiben hingegen Ausbildungsplätze unbesetzt.

Die fachliche Durchlässigkeit im Berufsfeld der Mechatronik-, Energie- und Elektrotechnikberufe ist sehr hoch, solange Kenntnisse der Elektrotechnik vorhanden sind. Das könnte zur Rekrutierung und Nachqualifizierung von Quereinsteigern mit entsprechenden Grundkenntnissen genutzt werden.

Es ist davon auszugehen, dass für große Familienunternehmen eine verstärkte Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland zur Lösung des Fachkräftemangels notwendig sein wird.

Technische Konstruktions- und Prozesssteuerung erfordern langfristige Personalentwicklung und haben großen Bedarf an beruflicher Qualifizierung.

Die technischen Forschungs- und Entwicklungs- sowie Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufe (kurz: F&E-Berufe) sind ein hochqualifiziertes Berufsfeld mit jeweils ähnlich vielen Fachkräften, Spezialisten und Experten. Die Fachkräftesituation ist regional sehr unterschiedlich und nur in wenigen Regionen sehr angespannt. Es bestehen überregionale Rekrutierungspotenziale.

Akademiker werden in der Regel nach fachlicher Eignung eingestellt und haben zuvor ein Ingenieurstudium beendet. Die Zahl der Absolventen hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht; ein genereller Mangel ist derzeit nicht feststellbar. Auf F&E-Berufe zugeschnittene duale Studiengänge bieten zudem die Möglichkeit, vergleichsweise schnell hochqualifiziertes Personal passgenau auszubilden.

Obwohl die Fachkräfte mit Berufsausbildung in diesem Berufsfeld eine vergleichsweise kleine Rolle spielen, findet hier der größte Beschäftigungsaufbau statt (+12 Prozent von 2013 bis 2016). Zentral für diese Entwicklung ist die große Nachfrage nach technischen Zeichnern und verwandten Berufen. Die Fachkräftesituation in diesen Ausbildungsberufen wird schnell enger, weil trotz eines deutlichen Anstiegs der Ausbildungszahlen weiterhin hoher Zusatzbedarf besteht. Dabei wird etwa 3D-Modellierung für den Einsatz vieler Technologien benötigt. Unternehmen in Westdeutschland haben relativ wenige Probleme, ihre Lehrstellen zu besetzen. In der Nordhälfte Westdeutschlands bleiben viele Bewerber ohne Ausbildungsplatz; hier bestehen noch überregionale Rekrutierungspotenziale.

Der Personalentwicklung kommt in diesem Berufsfeld eine besondere Bedeutung zu. Spezifische Anforderungen sollten von großen Familienunternehmen nachgeschult werden, etwa indem technische Zeichner zu Konstrukteuren weiterqualifiziert werden.

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