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Vegetarismus Wirtschaft und Ethik 1. Oktober 2014 Fleischlos liegt im Trend

Am 1. Oktober ist Welt-Vegetarier-Tag. Laut einer aktuellen, repräsentativen Studie der Universitäten Göttingen und Hohenheim ernähren sich etwa 3,7 Prozent der Deutschen vegetarisch, und es werden stetig mehr. Darin steckt großes Potenzial für Lebensmittelproduzenten.

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Fleischlos liegt im Trend
Vegetarismus Wirtschaft und Ethik 1. Oktober 2014

Fleischlos liegt im Trend

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Am 1. Oktober ist Welt-Vegetarier-Tag. Laut einer aktuellen, repräsentativen Studie der Universitäten Göttingen und Hohenheim ernähren sich etwa 3,7 Prozent der Deutschen vegetarisch, und es werden stetig mehr. Darin steckt großes Potenzial für Lebensmittelproduzenten.

Obwohl sich die Zahl der Deutschen, die sich fleischfrei ernähren, seit 2006 verdoppelt hat, essen wir aus ernährungsphysiologischer Sicht eher zu viel Fleisch. Während 86 Gramm Fleisch pro Tag als ideal gelten, verzehrt ein Deutscher im Durchschnitt etwa 164 Gramm, europaweit werden sogar 175 Gramm pro Kopf verzehrt. Damit liegt der Kontinent weltweit nur im Mittelfeld: Ein durchschnittlicher Amerikaner isst im selben Zeitraum zum Beispiel 250 Gramm. Chinesen mit 120 Gramm und Inder mit nur 12 Gramm liegen weit dahinter (Werte für die Jahre 2010 bis 2012). In Indien leben 40 Prozent der Bevölkerung vegetarisch, vor allem wegen des verbreiteten Hinduismus. Neben religiösen Gründen sind es die Zustände bei Massentierhaltung, Tiertransport und Schlachtung, die viele Menschen zur fleischfreien Ernährung bewegen.

Betrachtet man allerdings nicht nur die Motive der Vegetarier, sondern generell die Beweggründe für eine Reduktion des Fleischkonsums, so zeigt sich durchaus ein anderes Bild, wie eine Studie von Wissenschaftlern aus Hohenheim und Göttingen zeigt. Neben den 3,7 Prozent Vegetariern gibt es noch 11,6 Prozent sogenannter Flexitarier (Gelegenheitsvegetarier). Für beide Gruppen wurde das von dem Fleisch ausgehende gesundheitliche Risiko – insbesondere durch Antibiotikarückstände – als Hauptmotiv für den eingeschränkten Konsum identifiziert. Für die Vegetarier bestätigten die Wissenschaftler das Mitgefühl mit den Tieren als wichtiges Motiv. Darüber hinaus bewegen die schädlichen Umweltwirkungen der Fleischproduktion viele Menschen zur fleischfreien Ernährung.

Was auch immer das genaue Motiv sein mag: Mit mehr als 12 Millionen Voll- und Teilzeitvegetariern existiert ein großer Markt für fleischfreie Lebensmittel und Fleischersatzprodukte. Vor allem in den Großstädten, wo Vegetarier häufiger zu Hause sind als auf dem Land, gibt es ein breites Angebot an vegetarischen Produkten. Während der jährliche Fleischwarenverzehr mit 30,6 kg pro Kopf seit Jahren nahezu gleichbleibend ist und auch der Umsatz in der Fleischverarbeitung und Schlachtung nur leicht angestiegen ist, verzeichnete der Umsatz mit Fleischersatzprodukten seit 2008 einen rapiden Anstieg (Grafik). In der Gastronomie ist die Entwicklung ähnlich: In Berlin beispielsweise gibt es bereits mehr als 50 vegetarische Restaurants und ähnliche Angebote – Tendenz steigend.

Ob eine fleischfreie Ernährung aus gesundheitlichen Aspekten wirklich besser ist, bleibt fraglich. Weniger Fleischverzehr würde aber sicherlich den Druck auf die Konzerne erhöhen, die Bedingungen der Haltung, Schlachtung und des Transports der Tiere zu verbessern. Hilfreich wäre, wenn der Markt für vegetarische Produkte als Wachstumsmarkt erkannt würde und den Menschen gute Alternativen zu Fleisch geboten würden. Was wenig Erfolg verspricht, ist staatlicher Zwang etwa in Form eines Veggie-Days.

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