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Klimawandel Umwelt-Service 12. Februar 2013 Betroffenheit von Unternehmen wächst

Gegenwärtig fühlen sich Unternehmen in unterschiedlicher Weise vom Klimawandel betroffen. Sie müssen sich in Zukunft noch stärker auf ihn einstellen als heute.

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Betroffenheit von Unternehmen wächst
Klimawandel Umwelt-Service 12. Februar 2013

Betroffenheit von Unternehmen wächst

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Gegenwärtig fühlen sich Unternehmen in unterschiedlicher Weise vom Klimawandel betroffen. Sie müssen sich in Zukunft noch stärker auf ihn einstellen als heute.

In diese Einschätzung fließt nicht nur die direkte Betroffenheit bedingt durch natürlich-physikalische Klimawandelphänomene ein, sondern auch die indirekten Wirkungen, und zwar insbesondere die marktlichen und regulatorischen Klimafolgen. Außerdem bezieht sich diese Einschätzung sowohl auf die langfristig zu erwartenden Klimaveränderungen wie etwa veränderte Niederschlagsverhältnisse oder Durchschnittstemperaturen als auch auf die mit dem Klimawandel in Verbindung stehendenden Extremwetterereignisse wie Stürme, Hitze oder Starkregen.

Nach den Ergebnissen einer bundesweiten Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln im Begleitprozess zur BMBF-Fördermaßnahme „KLIMZUG – Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten“ sehen sich rund 15 Prozent der 1.040 Unternehmen im Jahr 2011 direkt negativ von den Folgen des Klimawandels betroffen. Die negative Betroffenheit ist bei der Logistikbranche mit rund 21 Prozent, der sonstigen Industrie, die vor allem Unternehmen der Energie- und Wasserversorgung, aus dem Ernährungsgewerbe und dem Papiergewerbe umfasst, mit rund 19 Prozent und der Bauwirtschaft mit knapp 16 Prozent ausgeprägter als bei anderen Branchen. Mit etwa 13 Prozent nimmt die Bauwirtschaft die positiven Auswirkungen des Klimawandels stärker als andere Unternehmen (durchschnittlich rund 8 Prozent) wahr. Über drei Viertel der Befragten sehen für sich jedoch weder direkte positive noch negative Folgen.

Die IW-Unternehmensbefragung zeigt, dass die Betroffenheit in den kommenden 20 Jahren zunehmen wird, und zwar vorwiegend in negativer Weise. Um 2030 wird eine direkte negative Betroffenheit durch Klimafolgen und Extremwetterereignisse von rund 29 Prozent der Unternehmen vermutet. Das entspricht fast einer Verdoppelung im Vergleich zum Jahr 2011. Dabei sind in dieser Gruppe kleine und mittlere Unternehmen mit bis zu 249 Mitarbeitern überdurchschnittlich repräsentiert. Außerdem rechnen Unternehmen der sonstigen Industrie, der Metallerzeugung und -bearbeitung, der Bauwirtschaft, der Logistik und der Chemiebranche am stärksten mit negativen Auswirkungen natürlich-physikalischer Art. Der Anteil derjenigen, die positive Effekte für sich erwarten, steigt nur geringfügig von 8 Prozent im Jahr 2011 auf 11 Prozent um das Jahr 2030. Hierunter ist die Bauwirtschaft mit 18 Prozent überdurchschnittlich vertreten.

Die Betroffenheitssituation ändert sich, wenn neben den direkten auch die regulatorischen und marktlichen Effekte berücksichtigt werden. So fühlten sich im Jahr 2011 hierzulande rund 20 Prozent der befragten Unternehmen direkt oder indirekt negativ von Klimafolgen betroffen. Eine derartige Betroffenheit könnte sich um 2030 sogar auf 43 Prozent erhöhen. Die Betroffenheiten der Unternehmen auf den Beschaffungs- und den Absatzmärkten sind allerdings unterschiedlich ausgeprägt. Während auf dem Beschaffungsmarkt eher eine negative Betroffenheit vorliegt, zeichnet sich auf dem Absatzmarkt vorwiegend eine positive Betroffenheit ab, sowohl klimaschutz- als auch klimaanpassungsrelevant.

Die negative Betroffenheit muss allerdings nicht zwangsläufig zu einer Verletzlichkeit (Vulnerabilität) der Betroffenen führen. Sie ist nur dort gegeben, wo keine ausreichenden Anpassungskapazitäten wie finanzielle, personelle, technologische, infrastrukturelle, institutionelle und wissensbasierte Ressourcen und Kompetenzen zu ihrer Bewältigung zur Verfügung stehen. Den Ergebnissen der IW-Studie zufolge schätzen die Logistikbranche und die sonstige Industrie ihre heutige und künftige Betroffenheitssituation verletzlicher ein als andere Branchen. Eine wachsende Verletzlichkeitsgefahr für Unternehmen besteht, sofern keine Anpassungsmaßnahmen zur Reduzierung der Betroffenheit durchgeführt oder die gegenwärtigen Anpassungskapazitäten nicht weiter ausgebaut werden.

Mahammad Mahammadzadeh / Esther Chrischilles / Hendrik Biebeler
Klimaanpassung in Unternehmen und Kommunen – Betroffenheiten, Verletzlichkeiten und Anpassungsbedarf
IW-Analysen Nr. 83, Köln 2013, 186 Seiten, 26,90 Euro
Versandkostenfreie Bestellung unter: www.iwmedien.de/bookshop

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