Geht es einem Land wirtschaftlich gut, gibt es eigentlich besonders viele Firmenfusionen und -übernahmen. Doch für Deutschland gilt dies momentan nicht. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Wider Erwarten verändert das auch die Industrie 4.0 nicht, die eigentlich dazu führen müsste, dass Firmen sich IT-Wissen durch Zusammenschlüsse aneignen.
Fusionieren war gestern
Die IW-Wissenschaftler haben knapp 11.000 Unternehmenszusammenschlüsse der vergangenen 15 Jahre analysiert, an denen deutsche Firmen beteiligt waren. Bis ins Jahr 2009 zeigt sich dabei ein klarer Zusammenhang: Die Zahl der Fusionen und Übernahmen hing eng mit der wirtschaftlichen Situation zusammen – Zusammenschlüsse können Firmen nur mit finanziellen Reserven stemmen. Doch mit der Wirtschaftskrise 2009 hat sich alles verändert. „Die Wirtschaft läuft im Moment eigentlich gut, dennoch sind die Fusionen und Übernahmen deutscher Unternehmen auf ein historisches Tief gesunken“, sagt IW-Ökonom Matthias Diermeier. Das, vermuten die Experten, hängt wahrscheinlich mit den sehr hohen Aktienkursen zusammen.
Noch immer, das ist ein anderer Befund der Studie, nutzen Firmen Übernahmen und Fusionen, um sich breiter aufzustellen: Unternehmen unterschiedlicher Branchen schließen sich doppelt so häufig zusammen wie direkte Konkurrenten. „Eine Ausnahme bildet die Industrie. Hier fusionieren und übernehmen Firmen doppelt so oft innerhalb der Branche“, sagt IW-Expertin Vera Demary.
Diese Erkenntnis überrascht die Forscher. Denn mit der Industrie 4.0 schreitet die Digitalisierung unaufhaltsam voran und eigentlich – so die These – könnten gerade Industrieunternehmen versuchen, sich IT-Wissen durch Zusammenschlüsse anzueignen. Doch das geschieht nicht, wofür die IW-Wissenschaftler zwei mögliche Gründe nennen: Es kann einerseits sein, dass die Unternehmen ihre digitalen Lösungen lieber intern entwickeln. Andererseits könnte die deutsche Industrie schlichtweg noch keine Notwendigkeit sehen, sich mit IT-Unternehmen zusammenzutun.
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