Die Erholung der Ausrüstungsinvestitionen, die den Zeitraum vom ersten Quartal 2013 bis zum ersten Quartal 2014 prägte, setzte sich im zweiten Vierteljahr 2014 nicht fort (Abbildung). Vielmehr gaben die preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigten Investitionen um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal nach.
Stockende Erholung bei den Ausrüstungsinvestitionen
Die Investitionskonjunktur in Deutschland bekam nach der Schwäche vom dritten Quartal 2011 bis zum ersten Quartal 2013 einen erneuten Dämpfer. Gleichwohl konnte in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei den realen Ausrüstungsinvestitionen das entsprechende Vorjahresniveau um insgesamt 4,4 Prozent übertroffen werden. Dies lag allerdings in erster Linie an der zunehmenden Dynamik im vergangenen Jahr – im ersten Quartal 2014 lagen die realen Ausrüstungsinvestitionen um knapp 7 Prozent über dem Vorjahresniveau.
Die Struktur der Ausrüstungsinvestitionen zeigt, dass ihre Erholung im Jahr 2013 vor allem durch die Investitionen in neue Fahrzeuge angetrieben war (Abbildung). Auf den Teilbereich Fahrzeuge (ohne Fahrzeugkäufe der privaten Haushalte) entfielen im vergangenen Jahr 27 Prozent der nominalen Ausrüstungsinvestitionen, mit 73 Prozent entfiel der verbleibende und größte Teil auf den Bereich Maschinen und Geräte. Im vierten Quartal 2013 – Angaben für das Jahr 2014 werden erst 2015 vorliegen – übertrafen die preisbereinigten Fahrzeuginvestitionen der Unternehmen den Tiefstand vom ersten Quartal 2013 um gut 11 Prozent. Dagegen war bei den preisbereinigten Investitionen in Maschinen und Geräte im gleichen Zeitraum nur ein leichter Anstieg in Höhe von 1,3 Prozent zu verzeichnen. Die Abbildung zeigt aber auch, dass die vorhergehende Investitionsschwäche in Deutschland in starkem Maß vom Einbruch der Fahrzeuginvestitionen geprägt war. Von dem letzten Höhepunkt im vierten Quartal 2010 – nach der zwischenzeitlichen Erholung Investitionstätigkeit in Deutschland von der globalen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise – kam es zu einem starken Rückgang, der bis zum ersten Quartal 2013 anhielt. Insgesamt gaben die realen Investitionen in Fahrzeuge in diesem Zeitraum auf Basis der Quartalsdaten um 23,2 Prozent nach. Diese Entwicklung kann mit Sondereffekten erklärt werden (zu Details siehe Exkurs). Die Schwäche bei den Investitionen in Maschinen und Geräte verweist dagegen auf ein deutlich eingetrübtes Investitionsklima in Deutschland. Die im Jahr 2010 einsetzende Staatsschulden- und Strukturkrise in Europa und die im Vergleich mit der vorhergehenden Dekade schwächere Expansion in den Schwellenländern beeinträchtigten offensichtlich die Investitionsanreize in Deutschland merklich. Hinzu kommen am aktuellen Rand die Verunsicherungen hinsichtlich der politischen Lage in der Ukraine und im Nahen Osten. Nicht zuletzt stehen auch Argumente im Raum, die für ein anhaltend schwaches Wachstum in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften sprechen (Summers, 2013) – mit entsprechenden Rückwirkungen auf die Investitionsbereitschaft.
Investitionstätigkeit in Deutschland
Preis-, saison- und arbeitstäglich bereinigte Bruttoanlageinvestitionen; Index: 1. Quartal 2004 = 100
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Bruttoanlageinvestitionen: Die Daten für Maschinen/Geräte und Fahrzeuge liegen nur bis zum vierten Quartal 2013 vor. Investitionen in FuE sind in den Sonstigen
Investitionen enthalten, militärische Waffensysteme in Maschinen/Geräte. Quellen: Statistisches Bundesamt; Institut der deutschen Wirtschaft Köln
Die Ausrüstungsinvestitionen werden in den Jahren 2014 und 2015 von den folgenden Determinanten bestimmt:
- Die Geschäftserwartungen der Unternehmen in Deutschland haben sich seit Jahresbeginn 2014 nahezu durchgehend eingetrübt. Dies schlägt offensichtlich auch auf die Investitionspläne der Unternehmen durch.
- Die Kapazitätsauslastung in der Industrie bewegte sich im bisherigen Jahresverlauf 2014 leicht über dem Niveau des langjährigen Durchschnitts von 84 Prozent. Mit 84,8 Prozent lag sie zuletzt auch um knapp 1 ½ Prozentpunkte über dem Jahresdurchschnitt 2013. Gleichwohl gilt es mittelfristig zu bedenken, dass der Auslastungsgrad in den Jahren 2007 bis 2008 rund 89 Prozent betrug. Dies erklärt teilweise auch den Abstand zu der damals überaus hohen Investitionstätigkeit.
- Die Finanzierungsbedingungen für Ausrüstungsinvestitionen sind und bleiben sehr günstig. Die Kredithürde für die gewerbliche Wirtschaft lag im August 2014 auf Basis der ifo-Erhebungen auf einem neuen Tiefstand (ifo, 2014). Nur noch 17,9 Prozent der Unternehmen berichten von Restriktionen bei der Kreditvergabe. Während der Finanzmarktkrise 2009 lag dieser Wert bei rund 45 Prozent.
Die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sprechen nicht für eine kräftige Erholung bei den Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland. Im Vergleich mit der Frühjahrsprognose 2014 muss hier eine leichte Korrektur vorgenommen werden. Aufgrund des kräftigen Überhangs aus dem Jahr 2013 in Höhe von fast 2 Prozent wird das Jahresergebnis für 2014 trotz der erwarteten Schwächephase im Jahresverlauf noch vergleichsweise gut ausfallen. Die realen Ausrüstungsinvestitionen werden 2014 ihren Vorjahreswert um gut 3 ¾ Prozent übertreffen. Aufgrund des dann niedrigen Überhangs fällt das Jahresergebnis für 2015 moderat aus – obwohl dabei unterstellt wird, dass die Ausrüstungsinvestitionen durchgehend leicht ansteigen. Im kommenden Jahr werden sie um knapp 3 Prozent über dem Vorjahresniveau liegen. Eine merklich kräftigere – als die hier prognostizierte – Dynamik der Weltwirtschaft im kommenden Jahr würde sich allerdings auch in einem höheren Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen in Deutschland im Jahr 2015 niederschlagen.
The Current Economic Situation in Germany in the Context of Previous Crises
This article places the current economic stagnation in Germany in the context of previous crises since 1991.
IW
Konjunkturampel: Politik für Investitionen
Es gibt keinen Beleg für eine konjunkturelle Wende in diesem Jahr, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling in einem Gastbeitrag für die VDI-Nachrichten.
IW