Der gesunkene Ölpreis und die extrem niedrigen Zinsen lassen die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr voraussichtlich kräftig wachsen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) rechnet mit einem Plus von knapp 2 ¼ Prozent. Doch die Konjunktur wird voraussichtlich schon im nächsten Jahr wieder deutlich an Kraft verlieren, warnen die IW-Ökonomen.
Konsumboom befeuert Wachstum
Das erwartete reale Wachstum im laufenden Jahr ist vor allem auf kurzfristige Sondereffekte wie die sehr geringe Inflation zurückzuführen. Hinzu kommen einmalige Kaufkraftschübe ausgelöst zum Beispiel durch den Mindestlohn. All dies befeuert die Konsumlaune der Deutschen, die auf einem 13-Jahres-Hoch liegt.
Die positiven Konjunkturaussichten für 2015 untermauert die Frühjahrsumfrage des IW bei fast 3.000 deutschen Unternehmen: Rund 43 Prozent der Firmen gehen für das laufende Jahr davon aus, dass die Produktion steigt. Nur 13 Prozent erwarten einen Rückgang. Damit hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft deutlich aufgehellt: Im vergangenen Herbst waren lediglich 31 Prozent der befragten Firmen für 2015 zuversichtlich, 21 Prozent dagegen skeptisch.
Für 2016 sind die IW-Konjunkturforscher indes deutlich zurückhaltender. Das hohe konsumgetriebene Wachstum dürfte wohl nur ein Strohfeuer sein. Denn der Ölpreis wird voraussichtlich wieder leicht steigen und die Inflation wird auch aus anderen Gründen anziehen: Die Euro-Abwertung, die Importpreise und der gesetzliche Mindestlohn werden den Lohnkostendruck weiter erhöhen. Zudem dürften die privaten Investitionen nach Erwartung der IW-Forscher auch im nächsten Jahr nur moderat zunehmen. All dies führt dazu, dass die deutsche Volkswirtschaft 2016 laut IW-Prognose merklich schwächer um nur noch gut 1 ½ Prozent wachsen wird.
„Die aktuell gute Wirtschaftslage bestätigt keinesfalls den wirtschaftspolitischen Kurs der Bundesregierung“, betont IW-Direktor Michael Hüther. „Im Gegenteil: Vieles, was aktuell einmalig positiv zu wirken scheint – beispielsweise Mindestlohn und Rentenpolitik – wird mittelfristig die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt belasten.“
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