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(© Foto: Kuzma/iStock)
Saskia Dieke / Hagen Lesch Pressemitteilung Nr. 41 4. September 2017

Europas Gewerkschaften fehlt die Jugend

Der Anteil der gewerkschaftlich organisierten Arbeitnehmer variiert in Europa sehr stark – von knapp 70 Prozent in Dänemark bis 5 Prozent in Ungarn. Unabhängig davon haben die Gewerkschaften aber alle mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, wie eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt.

Die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder ist europaweit im Sinkflug. Die IW-Wissenschaftler haben insgesamt 16 Staaten anhand der Daten des European Social Survey untersucht. Demnach gab es im Jahr 2014 nur in Belgien und Spanien prozentual mehr Gewerkschaftsmitglieder als 2002. In allen anderen Ländern nahm der Anteil ab.

Das IW hat dafür drei Ursachen identifiziert. Die wichtigste ist die Altersstruktur: Offenbar gelingt es den Gewerkschaften nur schwer, junge Mitglieder anzuwerben, folglich sind die Älteren überrepräsentiert. Auch in Deutschland sind nur 15 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder zwischen 16 und 30 Jahre alt, obwohl diese Altersgruppe fast ein Viertel aller Arbeitnehmer stellt. In Polen ist der Unterschied noch deutlicher – dort stellen die Jüngeren gut ein Viertel der Arbeitnehmer, aber nur knapp 7 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder.

Auch bei den sogenannten atypisch Beschäftigten – dazu zählen Teilzeitkräfte und jene mit befristeten Verträgen – haben es Gewerkschaften schwer. So sind beim Spitzenreiter Dänemark 78 Prozent der Vollzeitkräfte in einer Gewerkschaft, aber nur 41 Prozent der Teilzeitkräfte; bei den Unbefristeten sind es fast 75 Prozent, bei den Befristeten weniger als 59 Prozent.

Das dritte Problemfeld sind kleine Unternehmen. In Österreich zum Beispiel sind nur knapp 13 Prozent der Belegschaft aus Firmen mit weniger als zehn Mitarbeitern in einer Gewerkschaft, aber 46 Prozent der Arbeitnehmer aus Betrieben mit mehr als 500 Beschäftigten.

„Die Gewerkschaften haben den Wandel der Arbeitswelt ein Stück weit verschlafen. Sie müssen nun versuchen, die unterrepräsentierten Personengruppen gezielt anzusprechen, wenn sie ihr Überleben sichern wollen“, sagt IW-Gewerkschaftsexperte Hagen Lesch.

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