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Europäische Währungsunion Pressemitteilung Nr. 11 21. März 2005

Frühzeitige Erweiterung birgt Risiken

Gemessen an den Maastrichter Konvergenzkriterien sind die neuen mittel- und osteuropäischen EU-Mitglieder schon heute recht fit für den ab 2007 anvisierten Beitritt zur Währungsunion. Zwar erfüllt bisher nur Litauen alle vier Kriterien – ein maßvolles Haushaltsdefizit sowie eine geringe Staatsverschuldung, stabile Preise und ein niedriges Zinsniveau.

Estland, Lettland, Tschechien und Slowenien sind aber immerhin in drei Punkten Euro-tauglich. Nur Ungarn und Polen haben bis dato lediglich die Schuldenstands-Hürde genommen. Dennoch sprechen verschiedene realwirtschaftliche Risiken dafür, die Währungsunion nicht überhastet zu erweitern. So benötigten die Slowakei, Ungarn und Tschechien im Jahr 2002 für die Produktion von 1 Million Dollar reales Bruttoinlandsprodukt die doppelte bis fünffache Ölmenge ihrer westlichen Nachbarn und sind damit wesentlich anfälliger für einen von steigenden Ölpreisen ausgelösten Konjunkturschock als die alten EU-Staaten. Als Euro-Länder könnten sie darauf aber nicht mehr mit einer eigenständigen Geldpolitik reagieren. Ähnlich problematisch wäre eine Mitgliedschaft in der Europäischen Währungsunion für Polen und die Slowakei wohl auch wegen ihrer mit mehr als 18 Prozent überdurchschnittlich hohen Arbeitslosigkeit. Alle vier großen Euro-Kandidaten – Polen, die Slowakei, Tschechien und Ungarn – weisen zudem einen recht großen Einfuhrüberschuss auf – ein Indiz dafür, dass die Landeswährung derzeit überbewertet ist, Exportgüter also im Ausland eher berteuert, Importgüter dagegen günstig sind. In einer Währungsunion lässt sich dieses die heimische Wirtschaftsentwicklung belastende Missverhältnis aber nicht mehr im Alleingang mit einer Abwertung korrigieren.

Winfried Fuest, Jürgen Matthes
Die Beitrittsfähigkeit der mittel- und osteuropäischen EU-Mitglieder zur Europäischen Währungsunion
IW-Trends 1/2005

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