Die deutsche Industrie schultert im internationalen Vergleich nach wie vor hohe Kosten: Im Ausland produzieren Unternehmen rund 13 Prozent weniger arbeitskostenintensiv als in Deutschland, zeigt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Teures Arbeiten
Der Lohnstückkostenunterschied zwischen dem Euroraum und Deutschland ist im Jahr 2018 auf acht Prozent gestiegen. Damit rückt Deutschland im internationalen Ranking auf Platz sechs vor. Folglich haben deutsche Industrieunternehmen höhere Arbeitskosten je Arbeitnehmerstunde im Verhältnis zur Produktivität als die meisten anderen Länder. Noch kostenintensiver ist die Produktion nur in Norwegen, Kroatien, Großbritannien, Frankreich und Estland. Außerhalb der europäischen Grenzen produzieren Unternehmen in den USA und Japan deutlich günstiger als in Deutschland.
Hohe Arbeitskosten trotz hoher Produktivität
Im Durchschnitt blieb die Produktivität der 27 Vergleichsländer im Jahr 2018 um zwölf Prozent hinter Deutschland zurück. Noch größer ist das Gefälle zum Euroraum. Bei den Arbeitskosten hat das Ausland indes einen Kostenvorteil von 24 Prozent. Insgesamt kann die hohe Produktivität in Deutschland daher die hohen Arbeitskosten nicht ausgleichen.
Schwache Konjunktur erhöht Lohnstückkosten
Vor allem die schwache Industriekonjunktur hat dazu geführt, dass die Produktivität im vergangenen Jahr hierzulande um vier Prozent gesunken ist. Dadurch sind die Lohnstückkosten um mehr als sechs Prozent gestiegen. Die deutsche Industrie hat es somit schwerer, im preislichen Wettbewerb ihren europäischen Nachbarn die Stirn zu bieten: Gegenüber dem Euroraum hat sich die deutsche Lohnstückkostenposition 2019 um 3,6 Prozent verschlechtert und ist damit so ungünstig wie zuletzt 2002. „Das sind alarmierende Ergebnisse“, sagt Studienautor Christoph Schröder. „Für deutsche Unternehmen wird es immer schwieriger, im internationalen Wettbewerb mitzuhalten.“ Eine Verbesserung der konjunkturellen Situation ist nicht in Sicht. Forderungen nach höheren Löhnen stellen deutsche Unternehmen vor ein Problem: Wenn die Beschäftigung weiterhin hochgehalten werden soll, können Löhne nicht gleichzeitig weiter angehoben werden.
Christoph Schröder: Lohnstückkosten im internationalen Vergleich
IW-Trends
Einigung im Bahnstreik: „Für die Lokführer hat sich der Streik gelohnt”
Der Streik zwischen der GDL und der Deutschen Bahn ist beigelegt. Im Interview mit dem NDR Inforadio erklärt IW-Tarifexperte Hagen Lesch, dass dies ein klassischer Tarifkompromiss sei, mit dem beide Seiten leben können.
IW
Bahn-Tarifvertrag: Einigung auf 35-Stunden-Woche ab 2029
Der Tarifstreit bei der Bahn ist beigelegt. Die Arbeitszeit wird auf 35 Stunden verkürzt – wer will, kann für mehr Geld länger arbeiten. Ein fairer Kompromiss, der das Fachkräfteproblem beachte, so IW-Tarifexperte Hagen Lesch im Interview mit dem ...
IW