Auch nach dem Brexit wollen die Briten vollen Zugang zum EU-Binnenmarkt – und gleichzeitig vor allem die Zuwanderung begrenzen. Doch das widerspricht dem Prinzip des Gebens und Nehmens: London und Brüssel dürften am Ende einen Mittelweg finden. Vorbild könnte die Schweiz sein, zeigt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einer Studie.
Britische Eidgenossen
Für die zukünftigen wirtschaftlichen Beziehungen zwischen London und Brüssel gibt es mehrere Alternativen. Beispiel Türkei: Das Land macht kaum Zugeständnisse bei der Freizügigkeit, zahlt nichts in den EU-Haushalt ein und bekommt nur geringen Zugang zum Binnenmarkt. Norwegen dagegen macht große Zugeständnisse und hat fast vollen Zugang zum EU-Markt. Die Schweiz hat sich für den Mittelweg entschieden.
Der Binnenmarktzugang ist abhängig von Kompromissen, Geben und Nehmen müssen sich die Waage halten. Auf dieser Basis schätzen die IW-Wissenschaftler die möglichen britischen Zugeständnisse und den damit erreichbaren Binnenmarktzugang ab:
- Vor allem bei der Personenfreizügigkeit dürfte London nur geringe Zugeständnisse machen – innenpolitisch ist das Thema einfach zu heikel. Die EU beharrt auf vollem Zugang ihrer Bürger und könnte davon abhängig machen, ob sie der britischen Finanzindustrie erlaubt, in der EU Geschäfte zu machen.
- In den vergangenen Jahren zahlte London durchschnittlich rund 9,4 Milliarden Euro an Brüssel. Zukünftig dürfte es wesentlich weniger sein. Doch ganz ohne Zahlungen wird es nicht gehen. „London muss sich den Zugang zum EU-Binnenmarkt sicher auch ein bisschen erkaufen“, erklärt IW-Wissenschaftler Jürgen Matthes.
- Bei der Regulierungssouveränität dürfte sich London flexibler zeigen. Das Vereinigte Königreich wird den Verbraucher- und Umweltschutz wohl nicht nennenswert verringern und viele Produktstandards weiterhin an die EU angleichen, so die IW-Studie.
„Insgesamt dürften die Zugeständnisse mittelgroß sein, dafür ist nur ein mittlerer Binnenmarktzugang drin“, sagt Matthes. Damit läge Großbritannien auf Schweizer Niveau.
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IW
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IW