Im Jahr 2013 gab es in Deutschland 21.000 junge Menschen, die eine Ausbildung beginnen wollten, aber keinen Ausbildungsplatz fanden. Gleichzeitig blieben 33.500 Ausbildungsstellen unbesetzt. Für 2014 zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. Das zentrale Problem: Nur knapp 16 Prozent der potentiellen Azubis bewerben sich laut einer Befragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) überregional. Das muss sich ändern. Doch auch die Unternehmen sollten verstärkt überregional werben.
Zu wenig Mobilität
Laut Qualifizierungsmonitor des Bundeswirtschaftsministeriums geben insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) an, bei der Rekrutierung von Auszubildenden große (17 Prozent) oder zumindest mittlere Probleme (30 Prozent) zu haben. Bei den Großunternehmen sind es in den beiden Kategorien immerhin noch 5 respektive 23 Prozent.
Ein gewichtiger Grund für das Mismatch zwischen Ausbildungsangebot und -nachfrage liegt in der geringen Mobilität der Auszubildenden in spe. Denn die Jugendlichen leben natürlich nicht immer dort, wo ein passender Ausbildungsberuf angeboten wird, sind oftmals aber auch nicht bereit, für die Ausbildung umzuziehen – oder wissen gar nichts von der offenen Stelle. Neue Zahlen des BIBB zeigen, dass Unternehmen dieses Problem bereits erkannt haben: 63 Prozent schätzen demnach eine überregionale Rekrutierung, d. h. das Anwerben von Jugendlichen aus weiter entfernten Kommunen, als wichtig ein. Tatsächlich ist Rekrutierung sogar europaweit längst nicht mehr abwegig: Mit dem Projekt MobiPro-EU wirbt die Bundesregierung explizit für den Zuzug Jugendlicher aus anderen europäischen Staaten mit dem Ziel, dass diese in Deutschland eine Berufsausbildung absolvieren.
Um Angebot und Nachfrage an Ausbildungsplätzen zusammenzubringen, sollten vor diesem Hintergrund sowohl Unternehmen als auch ausbildungsinteressierte Jugendliche ihren Suchhorizont erweitern. Das bedeutet: Sie sollten jenseits des lokalen Arbeitsmarktes um Azubis werben bzw. gezielt nach Ausbildungsstellen suchen. Denn die duale Ausbildung in Deutschland ist einerseits noch immer eine verlässliche Berufsgrundlage für junge Menschen und hilft Unternehmen andererseits, ihren Fachkräftebedarf zu sichern.
Die Politik kann hierauf vor allem durch die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) unterstützend einwirken. Denn gerade junge Erwachsene, die ihre Ausbildung nicht im Heimatort antreten, können sich das häufig nicht allein aus eigenen Mitteln leisten. Unternehmen, aber auch Schulen sollten daher verstärkt für dieses Instrument werben und potentielle Auszubildende darüber informieren.
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