Zu viel oder zu wenig – das ist hier die Frage. Die meisten Arbeitsmarktforscher sagen: Deutschland hat zu wenig und braucht mehr Ingenieure. Nun warnen einzelnen Stimmen aber davor, dass es bald viel zu viele dieser Hochqualifizierten geben wird – ein Irrtum, denn die Unkenrufer vergleichen Äpfel mit Birnen und kennen sich offenbar auf dem Arbeitsmarkt für Ingenieure nicht richtig aus.
Und es gibt ihn doch
Ob es an Fachkräften fehlt oder nicht, findet man am besten heraus, wenn man zur gleichen Zeit die offenen Stellen den Arbeitslosen gegenüberstellt. Allerdings wird nur ein Teil der freien Jobs auch wirklich der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. Im Fall der Ingenieurberufe ist es besonders extrem: Laut Erhebungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln gibt es in der Wirtschaft tatsächlich etwa sechs- bis siebenmal so viele Jobangebote. Aber selbst wenn man nur die der BA gemeldeten Stellen betrachtet, sieht man eine deutliche Lücke: Aktuell sind 3.960 Maschinenbau- und Fahrzeugingenieure arbeitslos. Die BA hat für sie 5.177 Jobs im Angebot.
Die Unkenrufer machen aber noch einen Fehler: Sie rechnen die Nachfrage künstlich klein. Sie gehen einfach davon aus, dass jeder Student der Ingenieurwissenschaften auch wirklich nur als Ingenieur arbeiten wird. Tun sie aber nicht. Ingenieure stehen nicht nur ganz klassisch am Reißbrett. Fast die Hälfte der Absolventen wählt einen anderen Job – und ist dort mit ihrem Know-how ebenso begehrt. Sie werden etwa Geschäftsführer eines Maschinenbauunternehmens, Dozent an der Uni etc. Wer das vernachlässigt, dem gelingt es natürlich spielend, einen steigenden Ingenieurengpass in ein Überangebot umzumünzen.
Die Mär vom Schweinezyklus

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