1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Ursachen für Lohnungleichheit sind vielfältiger
OECD-Studie IW-Nachricht 11. Juli 2012

Ursachen für Lohnungleichheit sind vielfältiger

Laut Medienberichten sieht die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die Arbeitsmarkterfolge in Deutschland auf die wachsende Ungleichheit bei den Einkommen überschattet. Als Hauptursache wurde die erheblich zurückgegangene Tarifbindung genannt. Doch diese Diagnose greift zu kurz.

In der Tat ist der Anteil der Beschäftigten, deren Löhne und Arbeitszeiten hierzulande von Tarifverträgen geregelt werden, seit Mitte der 1990er Jahre rückläufig. In der westdeutschen Privatwirtschaft lag die Quote im Jahr 1996 noch bei 66 Prozent, im Jahr 2011 waren es lediglich 48 Prozent.

Allerdings liegen die eigentlichen Ursachen für die zunehmende Ungleichheit zwischen Lohn- und Kapitaleinkommen einerseits und zwischen den niedrigen und hohen Lohneinkommen andererseits ganz woanders, wie die OECD-Studie belegt. Die Einführung neuer Technologien, insbesondere von Informations- und Kommunikationstechnologien, ging einher mit dem Abbau von gut bezahlten Arbeitsplätzen für Geringqualifizierte. Verstärkt wurde dieser Trend durch die zunehmende internationale Vernetzung von Warenströmen und Wertschöpfungsketten sowie die steigende Konkurrenz in arbeitsintensiven Industriesektoren. Dadurch verschlechterten sich die Beschäftigungschancen und die Einkommensposition insbesondere bei Geringqualifizierten.

Wer nun aber die Ausweitung des Niedriglohnsektors und der Lohnungleichheit in Deutschland beklagt, verkennt zugleich, dass es dadurch hierzulande wieder gelungen ist, Arbeitslosen eine Beschäftigungsperspektive zu geben, mit der auch die Chancen auf Einkommenszuwächse verbunden sind.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Der Weg bleibt holprig
Thomas Obst / Maximilian Stockhausen / Arthur Metzger IW-Kurzbericht Nr. 47 26. Juli 2024

Inflation in der Eurozone: Der Weg bleibt holprig

Die Inflation in der Eurozone befindet sich auf dem Rückzug. Ein Aufatmen wäre aber verfrüht. Zweitrundeneffekte im Arbeitsmarkt sind im vollen Gange und setzen die Geldpolitik weiter unter Druck.

IW

Artikel lesen
Matthias Diermeier / Judith Niehues im Wirtschaftsdienst Externe Veröffentlichung 12. Juli 2024

Ökonomische Ungleichheit und das Erstarken des rechten Randes – die empirische Suche nach einem Zusammenhang

Das Erstarken (rechts-)populistischer Parteien wird häufig in den Kontext der aktuellen Verteilungssituation gestellt. Eine große oder wahlweise steigende Ungleichheit gepaart mit einem ausgeprägten Ungerechtigkeitsgefühl wird dabei regelmäßig als ursächlich ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880