Seit Montag (1.9.) sind die Deutschen reicher. Zumindest auf dem Papier. Verantwortlich dafür ist eine Revision der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR), die Bruttoinlandsprodukt und Bruttonationaleinkommen in die Höhe schnellen lässt. Das Volkseinkommen hat sich indes kaum verändert und die Lohnquote ist nicht gesunken.
Nur bedingt reicher
Die größten Veränderungen kamen dadurch zustande, dass der Investitionsbegriff neu definiert wurde - die Ausgaben für Forschung und Entwicklung werden jetzt als Investitionen gerechnet.
Dadurch hat sich das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner kräftig erhöht (siehe Grafik): Im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2013 hat jeder Bundesbürger ein um 817 Euro höheres BIP erwirtschaftet als bislang ausgewiesen; das Bruttonationaleinkommen je Einwohner fällt sogar um 878 Euro höher aus.
Aber: Beim Volkseinkommen zeigt sich keine Veränderung. Im Jahr 2013 fiel es sogar etwas niedriger aus als vorher. Denn durch die Erweiterung des Investitionsbegriffs steigt der Kapitalstock einer Volkswirtschaft zwar an und aus diesem höheren Kapitalstock sollten auch höhere Kapitaleinkommen resultieren. Mit dem höheren Kapitalstock steigen aber auch die Abschreibungen. Und da bei der Berechnung des Volkseinkommens die Abschreibungen vom Bruttonationaleinkommen abgezogen werden, kommt der BIP-Effekt nicht beim Volkseinkommen an.
Wegen dieses Zusammenhangs führt die Ausweitung des Investitionsbegriffs in den VGR denn auch zu keinem Bedeutungsverlust der Arbeitnehmerentgelte im gesamtwirtschaftlichen Einkommensgefüge. Vielmehr liegt die Lohnquote im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2013 mit 69 Prozent sogar um 0,1 Prozentpunkte über dem nicht revidierten Wert.
Einkommenseffekte der VGR-Revision
Bruttoinlandsprodukt, Bruttonationaleinkommen und Volkseinkommen jeweils nominal und je Einwohner, Differenz zwischen den Werten vor und nach der aktuellen VGR-Revision in Euro
Ursprungsdaten: Destatis

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