Eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) scheint zu belegen, dass der Abstand zwischen Arm und Reich in Deutschland wächst. Belastbare Belege für seine These kann das IMK allerdings nicht liefern.

Nicht nur Reiche haben mehr
Die IMK-Studie ist über weite Teile im Konjunktiv formuliert. Dass die Studie in Vermutungen und hypothetische Annahmen ausweichen muss, überrascht nicht: Die gängigen Bevölkerungs- und Haushaltsbefragungen zeigen nämlich andere Ergebnisse. So ist die Einkommensungleichheit seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts im Trend nicht mehr gestiegen und auch die Konzentration der Vermögen war 2012 – wohl auch als Folge der Wirtschafts- und Finanzkrise – nicht höher als zehn Jahre zuvor.
Einen validen Punkt macht die Studie allerdings mit dem Hinweis darauf, dass das Vermögen im Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) – eine der bedeutendsten Bevölkerungsbefragungen – zunehmend untererfasst wird. Doch dieser Befund sagt nichts über die Verteilung der Vermögen aus.
Die folgende Verknüpfung der Einzeldaten mit den volkswirtschaftlichen Gesamtgrößen ist zudem unplausibel: Laut Studie verfügten die vermögensreichsten zehn Prozent der Haushalte 2012 über durchschnittliche Nettovermögen von knapp 1,4 Millionen Euro pro Kopf. Bei durchschnittlich 2,3 Personen in vermögensreichen Haushalten entsprechen diese Angaben einem Gesamtvermögen von 12,9 Billionen Euro bei den reichsten 10 Prozent. Doch laut gesamtwirtschaftlicher Vermögensbilanz beträgt das Reinvermögen in Deutschland einschließlich des Unternehmensvermögens insgesamt „nur“ 12,1 Billionen Euro. Die Rechnung geht also nicht auf. Denn auch wenn laut SOEP die vermögensreichsten zehn Prozent knapp 60 Prozent des Vermögens auf sich vereinen, besitzen die ärmeren 90 Prozent die anderen 40 Prozent.
Im Ergebnis gilt mit Blick auf die IMK-Studie folgendes: Die Studie zeigt lediglich, dass die Vermögen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung stärker gestiegen sind als die Einkommen. Allerdings im Durchschnitt und keineswegs nur bei den Reichen. Darin eine wirtschaftlich destabilisierende Entwicklung zu sehen, ist angesichts der alternden Bevölkerung, die auch privat fürs Alter vorsorgen muss, und der hohen öffentlichen Verschuldung nicht sehr zukunftsgerichtet.
Hinweis: Sowohl das IMK als auch verschiedene Medien, die über die Studie berichtet hatten, korrigierten Ihre Angaben nach dieser IW-Nachricht. Demnach lag das Nettovermögen des vermögensreichsten Prozent (statt 10 Prozent) bei mindestens 1,4 Millionen Euro pro Kopf.
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