1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Vorschlag gefährdet Tarifautonomie und Produktivität
Zeige Bild in Lightbox Vorschlag gefährdet Tarifautonomie und Produktivität
(© Foto: photo 5000 - Fotolia)
Werkverträge IW-Nachricht 25. September 2014

Vorschlag gefährdet Tarifautonomie und Produktivität

Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags schlägt vor, die Vergabe von Werkverträgen nur noch dann zuzulassen, wenn das Werkvertragsunternehmen den gleichen Lohn wie das beauftragende Unternehmen zahlt. Doch eine solche Regelung ist unnötig, torpediert die Tarifautonomie, wäre vollkommen inpraktikabel und könnte die Produktivitätsentwicklung der deutschen Wirtschaft ernsthaft beeinträchtigen.

Werkverträge werden tagtäglich tausendfach abgeschlossen: Wenn eine Reinigungsfirma mit der Reinigung von Büros beauftragt wird oder ein Logistikunternehmen Waren anliefert, handelt es sich oft um einen Werkvertrag. Die ökonomische Idee dahinter ist, dass spezialisierte Anbieter Produkte und Dienstleistungen besser und effizienter herstellen können als der Abnehmer. Diese gesamtwirtschaftliche Arbeitsteilung ist die wesentliche Triebfeder für Produktivitätszuwächse, die ihrerseits darüber bestimmen, inwieweit Wohlstand zu- oder abnimmt.

Die Idee, dass Anbieter und Abnehmer von Werkvertragsleistungen die gleichen Löhne zahlen müssen, ist abwegig. Vielmehr ist es vollkommen normal, wenn Tätigkeiten in unterschiedlichen Branchen unterschiedlich entlohnt werden. Schließlich haben viele Werkvertragsunternehmen eigene Branchenverbände, die eigene Tarifverträge abgeschlossen haben. Die vom Petitionsausschuss ins Spiel gebrachte Regelung würde massiv in die Tarifautonomie der Anbieter von Werkvertragsleistungen eingreifen, da sie sich dann ja grundsätzlich an den Tarifen ihrer Kunden orientieren müssten. Dies wäre angesichts der 70.000 geltenden Tarifverträge in Deutschland nicht praktikabel. Unklar ist zudem, wie mit Vorleistungen zu verfahren wäre, die aus dem Ausland bezogen werden.

Statt mehr Gerechtigkeit herbeizuführen, gefährdet der Vorschlag Deutschlands Wohlstand. Denn der Plan würde dazu führen, dass in vielen Bereichen keine Werkverträge mehr zustande kommen. Unternehmen wären aber schlicht nicht wettbewerbsfähig, wenn sie ein Produkt vom Anfang bis zum Ende komplett selbst herstellen müssten.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Wettbewerbsfähigkeit und Transformation
Michael Hüther IW-Policy Paper Nr. 1 8. Januar 2025

Eine Agenda für die neue Legislaturperiode: Wettbewerbsfähigkeit und Transformation

Das deutsche Geschäftsmodell, geprägt durch eine industriebasierte, dienstleistungsergänzte, exportorientierte und regional balancierte Struktur, steht unter erheblichem Druck. Seit 2018 schrumpft die Industrieproduktion, während die Bruttowertschöpfung zwar ...

IW

Artikel lesen
Barbara Engels / Armin Mertens / Jan Wendt IW-Kurzbericht Nr. 1 2. Januar 2025

Weihnachten im stationären Einzelhandel: Verkaufshotspots in Deutschland

Ob Gans oder Kartoffelsalat, ein neues Buch oder das traditionelle Paar Socken: Zu Weihnachten stehen für das Weihnachtsessen und die Geschenke diverse Einkäufe an. In manchen Teilen Deutschlands bietet der stationäre Einzelhandel dafür ein besonders breites ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880