In Deutschland sind nur wenige Personen jahrelang dauerhaft arbeitslos oder verharren in den untersten Einkommensschichten. Zu diesem Ergebnis kommt das Gutachten „Chancengerechtigkeit durch Aufstiegsmobilität“ des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft. Demnach waren lediglich 5 Prozent der Arbeitslosen über den untersuchten Sechs-Jahres-Zeitraum von 2005 bis 2011 hinweg dauerhaft ohne Job.

Unten bleibt selten unten
Für ihre Analyse nutzten die IW-Wissenschaftler Daten des Sozio-oekonomischen Panels, eine jährliche Wiederholungsbefragung von ca. 20.000 Personen. Deren Auswertung zeigt, dass ein großer Teil neuer Beschäftigungsverhältnisse – anders als oft vermutet – keinesfalls nur vorübergehend ist: Drei Viertel der Personen, die aus Inaktivität heraus eine Vollzeitbeschäftigung fanden, übten sie ein Jahr später immer noch aus.
Die Studie belegt außerdem, dass in Deutschland Aufstieg möglich ist: Einem Viertel aller Personen aus dem untersten Einkommensfünftel gelingt innerhalb eines Jahres der Aufstieg in höhere Einkommensschichten. Über einen Zeitraum von sechs Jahren verbleiben nur 17 Prozent dauerhaft in der untersten Schicht. Der soziale Aufstieg ist für die meisten außerdem nicht nur vorübergehend. So gelang einem Fünftel der Aufsteiger aus dem untersten Fünftel innerhalb der betrachteten sechs Jahre sogar der Sprung in die beiden höchsten Einkommensfünftel.
Insgesamt, so folgern die IW-Wissenschaftler, gibt es in Deutschland entgegen der allgemeinen Wahrnehmung also durchaus soziale Mobilität – sowohl hinsichtlich der Beteiligung am Erwerbsleben als auch hinsichtlich des Einkommens. Dennoch bleiben einige Personen über lange Zeiträume vom Erwerbsleben ausgeschlossen und/oder stehen am unteren Ende der sozialen Skala. Entsprechend, so die Empfehlung der Experten, sollte die Politik die Arbeitsmarktintegration weiter verbessern. Beispielsweise, indem sie alles daran setzt, mehr Langzeitarbeitslose zurück ins Berufsleben zu bringen. Entsprechenden Maßnahmen sollte eine höhere Priorität eingeräumt werden als jenen, die Einkommen stärker umverteilen sollen.

Kaufkraft: „Die Politik muss den Strukturwandel fördern“
Im Interview mit dem WDR5 spricht IW-Ökonom Christoph Schröder über die Kaufkraft in Deutschland. Besonders gut sei sie in Regionen mit niedrigem Preisniveau und gleichzeitig gut situierten Haushalten. Die Politik könne dazu einen Beitrag leisten.
IW
Die große Ungleichheit - Haben Superreiche zu viel Macht?
Haben Superreiche zu viel Einfluss auf politische Entscheidungen und zahlen sie zu wenig Steuern? Darüber diskutieren IW-Steuerexperte Tobias Hentze, Antje Höning von der Rheinischen Post, Michael Hartmann, Elitenforscher und Ole Nymoen, Journalist in der ...
IW