Immer mehr junge Menschen müssen mit befristeten Beschäftigungsverhältnissen vorlieb nehmen – so lautet eine gängige Kritik. Doch die vermeintlich zunehmende Unsicherheit entpuppt sich bei näherer Betrachtung als logische Folge einer geänderten Statistik.
Statistischer Sprung
Grundlage der Statistik ist der Mikrozensus, eine regelmäßig durchgeführte Befragung von 1 Prozent der bundesdeutschen Haushalte. Bis zum Jahr 2004 wurde diese Befragung einmalig im Frühjahr vorgenommen. Ab 2005 jedoch wird verteilt über das ganze Jahr hinweg befragt.
Das hat große Auswirkungen auf die Zahl der erfassten Befristungen: Zeitlich begrenzte Jobs wie Erntehelfer im Herbst oder Aushilfen im Weihnachtsgeschäft wurden bis 2004 nicht mitgezählt. Ab 2005 aber finden sie sich in der Statistik wieder. Der Niveausprung bei der befristeten Beschäftigung dürfte vorrangig diesem Effekt zuzuordnen sein.
Werden die Entwicklungen bis zum Jahr 2004 und ab dem Jahr 2005 separat betrachtet, ergeben sich kaum noch Hinweise darauf, dass der Anteil der befristet Beschäftigten unter den Jüngeren substanziell zugenommen hat.
Statistischer NiveausprungBefristungen unter den Beschäftigten von 15 bis unter 30 Jahre in Prozent199921,2200020,7200121,4200220,9200322,4200422,3200527,0200628,4200726,1200826,9200926,8201027,4Ursprungsdaten: Statistisches BundesamtBeschäftigungsdynamik im Niedriglohnsektor
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